14.07.09

Eine Runde

Bedingt durch das Berglauftraining bin ich andere Strecken gelaufen und lauf erst jetzt wieder die alten flachen Strecken, die auch ihren Reiz haben.
Da sind noch die Überreste des Unwetters vom 26. Mai. Ich habe es auf der Straße erlebt. Viele Wälder waren längere Zeit unpassierbar.

Dann habe ich das Storchennest entdeckt – wer gute Augen und Fantasie hat, kann den Storch gerade hochfliegen sehen. Auch die Störche hat das Unwetter erwischt. Ihr Gelege wurde zerstört.

Eine Mutterkuhherde ist draußen.
Das Getreide schon reif.
Soayschafe, aus der Steinzeit stammend, und Kamerunschafe, die ich leider nicht vor die Kamera bekommen habe, sind neben der Laufstrecke.





Und dieses Jahr hat es geklappt: Der Spindelbaum/Pfaffenhütchen ist dieses Jahr nicht von den Gespinstmotten befallen worden und trägt zum ersten Mal seit 5 Jahren wieder Früchte.

Derzeit bin ich immer noch in einer Laufkrise. Die richtige Motivation will sich nicht einstellen, ich werde mich mehr auf das Radfahren verlegen.
Im Juni bin ich 301 km gelaufen, 3142 Höhenmeter. Und im Juli werden es wohl noch weniger sein.

06.07.09

LAUFEN IM DORF


Neu in einem Dorf, kennen die Nachbarn nicht. Frage beim Loslaufen: Was denken die Nachbarn? Hier auf dem Lande – sind wir da mit Joggen nicht am falschen Ort? In der Kleinstadt ist das anders: Da gibt es zwar nicht allzu viele, aber doch ein paar Jogger. Wenigstens bewirkt die permanente Gesundheitspropaganda, dass immer wieder welche zu laufen anfangen. Man sieht es ihnen an, sie werden es nicht lange machen. Aber es ist nett, man ist und fühlt sich nicht allein oder ganz so exaltiert. Die wenigen, die von meinem Joggen Notiz nehmen, wissen, dass etwas Anstrengung und Leistung dahinter ist. Nicht unbedingt ein Grund, sich darüber lustig zu machen. Im Gegenteil, mancher denkt wohl, dass das für ihn selbst auch gut wäre – aber die Zeit, die Unlust usw. … halten davon ab.
Aber hier auf dem Lande habe ich doch das Gefühl ein Spinner zu sein. Hier, wo die Leute sich zur Blasmusik, zu Feuerwehrübungen, zum harten Fußball treffen, wo sie das Schwergewichtige lieben, die großen Traktoren, auf denen Menschen sitzen, die Schweine verschlingen, deren Zucht die Luft verpestet- hier also da tanzt man als leichtgewichtiger Jogger - kilomäßig ganz und gar nicht „Mann“ oder „Frau“ - schon arg aus der Reihe. In kurzen Hosen durch eine vielleicht idyllische Gegend rennen – wären da nicht Güllegestank und Landmaschinen – die für die dort arbeitenden Bauern nur Ort von Plackerei und Arbeit ist, ist das nicht unpassend, ein Missverhältnis?
Hier, wo so wenige Menschen sind und einer, der vielleicht 1000 Meter weiter weg wohnt, einem immer noch näher ist, wie in der Stadt der nächste Nachbar, wie soll man mit der Missgunst oder Ungunst der Mitmenschen leben? Sicher, die Leute gewöhnen sich an alles, vielleicht auch an uns. Vielleicht sollte man die Integrationskraft der Vernunft nicht unterschätzen. Vielleicht brauchen die Leute auf dem Lande auch etwas zur Unterhaltung, „mal was anderes“, etwas jenseits ihrer Uniformen, die sie so lieben, im Reservisten-, Fischer-, Musik- und Feuerwehrverein.
Vielleicht braucht die niedergehende Landwirtschaft etwas jenseits der Religion vom großen Fressen, Wiederkäuen und Trinken, etwas jenseits von immer industriemäßiger verfolgtem Wachstum. Was sich auf dem Lande abspielt, ist ja beängstigend: Wie die Landschaft mit Monokulturen verödet wird, wie mit Giften Flora und Fauna ruiniert werden, wie mit Dünger und Energieeinsatz Ressourcen zerstört werden. Das Schlimmste ist der Geist, der darin kein Problem sieht und nicht nach Alternativen sucht.
Kann der Jogger eine Alternative anbieten? Kommt er nicht daher, wo die Menschen durch beamtenmäßige Arbeit – also den ganzen Tag auf dem Arsch hocken – Zeit und Laune haben, sinnlos durch die Gegend zu rennen? Hält die Gesundheitssensibilität nicht von kräftiger Arbeit und Zupacken ab? Wenn einer joggt, zeigt das nicht, dass er nicht genügend gearbeitet hat? Und wenn er schon das Spielerische liebt, warum nicht mit anderen zusammen? Karten spielen, Kegeln, Musikkapelle. Uns von der Stadt kommt es so vor, dass auf dem Land als vernünftig nur der Gemeinschaftsdrang gilt, dieses Sichabsondern des Joggers als unvernünftig und „spinnert“. Für solche Narreteien gibt es doch die Fasnet. „Alles hat seine Zeit.“
Die Geschichte des Landes zeigt allerdings, dass nicht alles so hoffnungslos ist. Da gab es immer Menschen, die anders waren: die künstlerisch begabten, die Auswanderer, die Bücherleser, die Biobauern, die vielen Andersartigen.
Oder: wir schließen uns einem Verein an und laufen mit dessen Insignien. Und schon sind wir was. ?