31.07.07

BANDSCHEIBENVORFALL


Gestern mit MRT-Bildern und nach einer Woche Dexamathason 4 mg zum Orthopäden zurück. Die Kortisontherapie hat die Schmerzen weitgehend beseitigt, meine Beweglichkeit erhöht. Ich kann mich bücken, beugen. Mit Laufen habe ich es noch nicht versucht. Radfahren ging ja. Die Nebenwirkungen sind allerdings lästig: lautes Rieseln im Ohr, den Kopf vollgedröhnt, bei Nacht schlaflose Stunden.
Was jetzt? Also, die Nervenentzündung hat nachgelassen, der Nerv hat wieder mehr Platz. Aber es ist nicht damit zu rechnen, dass der Vorfall wieder zurückgeht. Die Bandscheibe ist gequetscht und wird immer auf die Nerven drücken. - Macht man halt mal Krankentherapie, aber der Arzt glaubt offensichtlich nicht daran. Nach dem, was ich ausprobiert habe, bin ich auch skeptisch. Frage mich, ob die Bewegung in dem Bereich, nicht wieder Entzündungen hervorruft. Zumindest in dem Moment, in dem man Tempo macht, in Stress kommt usw.
Jetzt wird die Dosis halbiert. Mal sehen, wie es wirkt. Langfristig glaubt der Arzt nur an die Operation der Bandscheibe. Was ich gelesen habe, macht mich skeptisch. Nach
Wikipedia ergeben sich langfristig keine Unterschiede zwischen Operation und konservativer Behandlung. Eine Operation ist angesagt, wenn Lähmungen, Reflexstörungen und ähnliches auftreten. Der Neurologe spricht ja schon von Fußheberschwäche, also Schädigungen motorischer Nerven.
Ich muss mich für den Rest des Lebens auf eine Behinderung gefasst mache
n.

29.07.07

WARUM LAUFEN POLITIKER?

Jüngst lese ich, dass G. Beckstein zu seiner Nominierung zum Ministerpräsidenten weiß-blaue Laufschuhe geschenkt bekommen hat.

„Der Franke Beckstein, der bei Faschingsbällen schon als Ritter, als Löwe oder als vollbusige Blondine auftrat, hat gestern sein Etappenziel erreicht. CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann schenkte ihm für seinen „Langstreckenlauf“ als Regierungschef Turnschuhe, die Beckstein gleich ausprobierte. Eine Oberpfälzer Blaskapelle stoppte seinen federnden Gang durch den Hof des Landtags mit einem Ständchen.“ In:
Link

Was soll das Läuferimage? Wer läuft, bewegt sich. Beckstein und seine CSU, bewegen sie sich? Sicherheitspolitik ist Festhalten, Nichts verändern. Keine aktive Gestaltung von sozialer Gerechtigkeit, Ökologie, Energieproblemen. Da soll einer als aktiv und beweglich dargestellt werden.
Bush und Putin laufen - vielleicht sogar zusammen. Zwei Hardliner. Was zeigen sie? In den USA gehört bei der Oberschicht sportliche Aktivität, ein sportlicher Körper zum Statussymbol. Warum? Einer der läuft, zeigt, dass er sich bemüht, dass er sich anstrengt. Dass er Mühen nicht scheut, sich nicht einfach gehen lässt, rational handelt, dass er sich disziplinieren kann, unterordnen unter höhere als nur egoistische Zwecke. Er zeigt gewissermaßen eine Arbeiterseite und macht sich so populär. Er will nicht nur bequem und parasitär auf Gesellschaftskosten leben. Er tut etwas dafür.
Aber ist der Läufer nicht auch ein gefährlicher Krieger? Hat Aggressionen, will anderen überlegen sein, gewinnen? Ich habe es mir hin- und herüberlegt und denke, dass das schon in einem Läufer drinsteckt, aber in einer modifizierten und kultivierten Form. Denn er bewegt sich in der Konkurrenz, stellt sich zur Wahl – während ein Mensch, der nur Dominanz will, seine „Konkurrenten“ zu kontrollieren versucht: Lächerlichmachen, Fertigmachen, Unterdrücken, Töten. – Läufer tun das nicht, aber vielleicht laufende Politiker?
Unser bekanntester Läufer war Fischer. Wozu sein Lauf zu seinem wohl inzwischen wieder falschen Selbst? Ich denke, Unzufriedenheit mit seinem Körper, seiner politischen Sackgasse. Politisch und ökologisch ging nichts mehr vorwärts. Dafür joggende Beweglichkeit, erneuerte Jugendlichkeit, wo am Ende ein Amt übrig blieb. Aber zum Image hat es gereicht.

Frage am Schluss: Ist nicht Laufen ein wenig ein Theater, mit der man sich eine gewisse Unbeweglichkeit, Verhärtung und vielleicht auch Müdigkeit, die sich in das Herz eingeschlichen hat, weglaufen will?

LÄUFER HERBURGER IST 75




Seine Artikel über Laufen, sein Buch „Lauf und Wahn“ öffnen einen anderen Blick auf die Laufstrecke. Dort wird Bizarres, Skurriles und Fantastisches gesammelt. Für die Funde verzeiht man ihm kurz auch die Fliegerei nach Sibirien, Island, Duala.
Mit seinem „magischen Realismus“ kann ich nur bedingt war anfangen. Eine Sendung im SWR2 vom
SWR2 Zeitgenossen „Günter Herburger, Schriftsteller im Gespräch mit Reinold Hermanns“ am 22.7.07 hat mir aber etwas davon näher gebracht. Er lebt „heute wieder in seiner Geburtsstadt Isny, als kritischer Beobachter einer zunehmend „durchökonomisierten“ Landschaft, die ihre Bedeutung als „Heimat“ längst verloren hat.“
Ich erinnere mich an die Heimat meines Vaters in der Nähe und ihre merkwürdige Magie. Für mich als Kind eine herbe strenge Landschaft in Schwarz-Weiß: schlecht gelaunte Großmutter in Gummistiefel, Stube auf schattiger Nordseite, nur kaltes Wasser am Brunnen vor dem Stall, Wohnteil aus dickem Lehm mit Kachelofen, Hof und Mühle aus Holz, wackeliger Strom vom Wasserrad. Vor allem diese magischen Gerüche: das „Brennt´s“ - Vollkorn angeröstet und in Brühe aufgegossen - zum Frühstück, der Kuhstall nur aus Holz, dieses Heu voll mit Kräutern. Aber es war ein hartes Leben: Not, Streit, viele Kinder, früh ausgesetzt in Brotberufe, Rosenkränze, Dorfschande, Naziverbrechen.
Heute sieht alles grün touristisch aus: Pferde, Fahrräder, Erholung usw. Zunehmend „durchökonomisierte“ Landschaft, wie es Herburger beschreibt und aus der er mit Platzangst davonläuft in seine Fantasien nach München, Paris, Tunesien, Spanien und sonst wohin.
Er war auf der anderen Seite: der Protestanten von Isny, der Akademiker, wenn auch durch den Weltkrieg in einen Strudel von sozialen Erfahrungen getragen. Schade, dass er sich die bäuerliche Realität des Allgäulebens nicht zum Stoff gemacht hat.
Etwa die Lebensverzweiflung und den Zorn, der die Menschen dort verbindet und auseinander hält, die sie am Laufen hält mit dem Motto: sie haben mich doch nicht umbringen können, ich lebe trotzdem weiter. Ich laufe, ich lebe.

Wer die Sendung hören will, melde sich, hab sie aufgenommen. 44 Minuten, 15,3 MB.

Radtour Trier - Bingen

Eine Woche Urlaub. Wetter versprach ab Dienstag Besserung. Also nach Trier mit langer Anfahrt. Erste Besichtungen am Abend: die Porta Nigra, Thermen, der Dom. Schon beeindruckend, wo einmal von 292 bis 393 n. Chr. das römische Reich residiert hat, noch Reste der großen Anlagen zu finden. Trier in der Mitte zwischen römischem Großbritannien und Rom.

Zwei Übernachtungen auf dem Campingplatz an der Mosel. Lauter Straßenverkehr, gerade langweilige Ufer mit Joggern, die Stadt voll mit Butiken, auf antik und edel restauriert. Die Konstantin-Ausstellung eher Abzocke als historische Information, die Porta Nigra nur ärmlichste Information bei 2€60. Das Klima warm, gut für Wein, ein komfortables Versteck für Soldatenkaiser und Genießer.

Ab Donnerstag ging die Radtour los. Zuerst an der Mosel, gepflegte Wege, Rückenwind, leicht abwärts, zivilisierte Landschaft. Dann sind wir ab Dhron das Dhrontal hoch, falsch abgebogen und beim Zurück in Heidenburg nach 200 Meter Steigung auf einem schönen Camping mit Aussicht auf Hunsrück und Moseltal gelandet. Mit Umwegen 75 km, man soll es ja nicht übertreiben.

Der Hunsrück ist voll mit Windkraftanlagen. Wir haben uns eine genauer angeschaut: Nabenhöhe 85 m, Rotorweite 75 Meter, Leistung 1500 KWh für 200 oder mehr Haushalte. Wir wollten die Lärmbelästigung hören: bei Wind ca. 5 m/sec war ein Auto 200 m in der Nähe lauter. Nicht zu sprechen von den Militärflugzeugen, den Jets von Flughafen Hahn in der Nähe.

Am Freitag Abfahrt zuerst in die Dörfer und wieder hoch nach Horath bis auf ca. 650 am Haardtkopf, wo der der Ausoniusweg, diese einst römische Heerstraße schnurstracks von Trier nach Bingen zieht. Unser Ziel war Simmern und ein Camping in einer Radkarte in Argenthal. Offiziell ist das kein Camping, man hätte Schlüssel für Toilette etc. vom Bürgermeister holen sollen. Aber es gab Wasser und einen Platz. Der Radweg war schlecht gezeichnet, dafür immer wieder viel, viel Landschaftsblick.


Für Samstag war die Wetterprognose ungünstig, also verzichteten wir auf Mainz, zogen im Regen los über Schanzenkopf, Stromberg nach Bingen. Und um 11 waren wir im Zug.
Insgesamt 180 km mit Umwegen, ca. 1500 Steigungsmeter, im Durchschnitt etwas über 15 km/h.

Die Cortisontabletten haben ziemlich angeschlagen, konnte mich relativ schmerzfrei bewegen. Nur seltsame Nebenwirkungen, manchmal schlaflos, Tinnitus, Geschmacksveränderungen, verändertes Selbstgefühl, heute erschöpft.

22.07.07

MEINE LIEBSTE RADSTRECKE






Ich habe eine Lieblingsstrecke, nebenan ein Bild davon in Google Earth. Die Strecke ist 40 km, geht 250 Meter hoch und bietet oben einen schönen Ausblick nach unten. Am Schluss gibt es eine wunderbare Abfahrt mit nochmals sehr schönem Blick.
Die Geschwindigkeit hängt sehr von dem Wind ab. Gut ist Nordostwind, der Anfang ist zwar schwer, aber nach 20 km kann man loslegen und aufholen. Inzwischen habe ich meine Messpunkte.
Mein Rekord liegt bei mir heute unmöglichen 1:14. Das war vor 8 Jahren, ich hatte gerade eine Zusage auf eine Bewerbung bekommen.
Heute bin ich froh, ich schaff es in 1:30. Diese Woche waren es einmal 1:26 und gestern 1:29. Eigentlich wollte ich es gemütlich angehen, aber oben kam der Wind von hinten und der Ehrgeiz hat mich gepackt.
Und zum ersten Mal seit langem - ich bin ja immerhin seit 11.6 nicht mehr richtig aktiv - habe ich mein Herz bei Nacht kräftiger pumpen gespürt.


21.07.07

KERNSPINTOMOGRAFIE


Am Freitag hatte ich den Termin für die Kernspintomografie. 12 Minuten in der Röhre mit viel Lärm, klopfenden und motorartigen Geräuschen. Still Liegen mit Schmerzen. Wie ich im Wartezimmer sitze das Gefühl, es geht mir eigentlich ganz gut. Bin ich nicht ein Simulant? Dankbar registriere ich jeden kleinen Schmerz.
Mit den Aufnahmen in der Hand hat es dann der Arzt ganz eilig. Es reicht nicht einmal zum Hinsetzen. „Wir versuchen es jetzt mit einer Woche Kortison. Ob es hilft, weiß ich nicht. Schaden tut es auf keinen Fall.“ Sollten alle Therapien nichts nützen - es gäbe da noch Gymnastik, Schmerzmedikamente - müsste man operieren.
Ich habe noch versucht, herauszubekommen, wo nun das drängende Problem liege, und was das Kortison bewirken soll, aber die Zeit ist knapp, es ist kurz vor 12:30 und nicht nur der Magen knurrt.
Also nehme ich das Zeug, gut auch gegen Typhus, Tumore, Rheuma, Asthma, Gehirnschwellungen und anderes mehr.
Die MRT-Aufnahmen sind für mich Laien etwas schwer zu entziffern. Das obige Bild zeigt ein bisschen was vom Problem im L5/S1, wie von mir vor 10 Wochen vermutet, dem
15.5.
Die anderen Querschnittsaufnahmen muss ich noch studieren.

Aber jetzt erst ist es wohl Wahrheit. Was ich vorher wahrgenommen habe, das mag auch Simulation sein. Merkwürdige Welt. Das Bild macht aus der Wirklichkeit Wahrheit.

Diese Woche bin ich nicht gelaufen, nachdem die 5 km letzte Woche nicht gut gewirkt haben, sondern nur Rad gefahren. Davon morgen. Wie ich lese, soll Bewegung immer gut sein. Denke, frage mich, ob diese Schmerztherapie nicht mit Gymnastik etc. kombiniert sein sollte, um diese Bandscheibe wieder in eine ertragbare Position zu bekommen. Aber ich bin nur Laie und mir fehlt das ärztliche Genie.

20.07.07

DOPING


Weil ich in manchen Blogs verschiedene Meinungen über die neueste Dopingaffäre im Radsport höre, und ich die meinige nirgendwo wieder finde, fühle ich mich richtig aufgefordert auch noch meinen Senf abzugeben.
Am Deutlichsten wurde mir die Sache gestern, als im ZDF Betroffene über Doping diskutierten. Da war der sich schuldig bekennende Radprofi, der Dopingjäger, ein Chef eines Radstalls, ein in sich gehender Fernsehredakteur. Und alle fanden Doping schlimm, eine Lüge, ein Verbrechen usw. Schrecklich.
Ein schreckliches Theater. Ein unehrliches. – Warum? Wenn wir ehrlich sind, wir haben unsere Helden gerne siegen gesehen. Ich kann mich an die glückliche Stunde im Sommer 1996 erinnern, als ich den ersten Sieg von Ullrich beim Zeitfahren erlebt habe. Und immer wieder habe ich dann die Tour de France verfolgt, um das wieder zu erleben. Dafür habe ich mich stundenlang gelangweilt, die idiotische Kameraführung ertragen – kaum Landschaftsbilder, irrelevante Fahrer, oft wenig informativ – und ebenso schwachsinnige Kommentare. Da gab es diesen ehemaligen ZDF-Reporter, der mit seinen Jubelkommentaren meistens neben dem war, was tatsächlich ablief. Später haben es ARD und ZDF übertragen, dankenswerterweise mit weniger Werbung, dafür aber mit Kommentaren, die extrem langweilig waren, das immer gleiche wiederholten und das Publikum von etwas belehrten, von dem sie selber kaum Ahnung hatten.
Warum aber haben wir uns das angetan? Weil wir natürlich Sieger sehen wollten, deutsche Sieger usw.
Und jetzt haben sie alles getan, um mitzuhalten und zu gewinnen, um im internationalen Doping mitzuhalten. Für wen haben sie das getan? War das nicht etwa unser aller Wille und Bedürfnis?
Ich habe darüber noch keinen reden hören. Es gibt die Fans, die alles bei ihren Helden verteidigen wollen. Sie sind in gewisser Weise konsequent und ehrlich. Und dann gibt es die große Mehrheit der Fans, die sich nun plötzlich von ihren Helden distanzieren, ohne sich zu fragen, wie sie mit ihrem Siegesbedürfnis selber zu diesem Doping beigetragen haben. Sie haben eine Show verlangt, die Profis haben sie ihnen geliefert.
Mit Vernunft betrachtet: ist es überhaupt möglich, die Tour de France, den Giro, die Vuelta ohne Doping zu absolvieren? Ich glaube nicht. So wie die Tour de France organisiert ist, verlangt sie geradezu Doping. Aber das Geschäft muss weiterlaufen.
Aber ich als mit seiner eigenen Dummheit konfrontierte Fan, akzeptiere die Entscheidung des öffentlichen Fernsehens, und wundere mich über €-"sport", wie er Quote bei den wundergläubigen Fans macht, indem er von Doping nicht redet.

Aber es müssen noch andere Konsequenzen gezogen werden. Wie wäre es mit einer anderen Form von Breitensport auch im Fernsehen, mit einer anderen Art von Sportunterricht.
Zu dem Thema Sportunterricht muss ich doch noch was loswerden. Durch meine Kinder habe ich einiges mitbekommen. Da wird etwa Unterricht so gemacht: Coopertest und danach die Noten. Blöder geht es nicht mehr. Oder: Der Lehrer lässt alle Weitspringen und benotet die Sprünge. Wie überhaupt oft in der Schule Test und Training zusammenfallen. – So wird einem Großteil der Menschen Sport grundsätzlich vermasselt.

12.07.07

Pfaffenhütchen zum Letzten

Das mit dem Laufen vorgestern war nicht so toll. Mehr Schmerzen, mehr Taubheit.
Heute konnte ich aber nicht mehr an mich halten und ich bin schnell 5 km gegangen, ungefähr 9,5 Minuten je km. Das war nicht schlecht. Aber danach tat mir das Fersenbein weh. O je!
Überholt habe ich dabei eine Frau, die ich öfters beim Joggen treffe. Sie bewegt sich zwischen Gehen und Joggen. Diesmal sprach sie mich an, ob ich wegen der Abwechslung gehe.
Beim Gehen hat man natürlich auch mehr Zeit, die Umgebung wahrzunehmen. An dem Pfaffenhütchen kam ich vorbei. Wie alles ist auch es kräftig gewachsen.
Im Juni habe ich es doch noch geschafft, einige Raupen der Pfaffenhütchengespinstmotte zu finden
Ich hab sie in ein Glas gesetzt und nach ca. 2 Wochen sind die Motten aus ihren kleinen weißen Kokons geschlüpft.
Aber der abgefressene Strauch
hat es nicht geschafft, wieder zu blühen. Aber er ist so grün und üppig, wie der Mais dahinter.

10.07.07

BEIM NEUROLOGEN


Gestern war ich nun beim Neurologen. Nach 40 Minuten Warten in der Eingangshalle der Vierärztepraxis und bedauerndem Blick auf den Hexenschuss einer jungen Dame wurde ich ins große Arztzimmer geführt: eine große Bibliothek mit neurologischen Unischmökern, zwei überdimensionalen modernen Klecksbildern, einem Flugzeugmodell – und durfte warten. Ich schätze den Arzt anhand der Bücher auf 60, herein kam aber ein 30-Jähriger. Zur Untersuchung mit Hämmerchen Nervenleitungsmessung musste ich ins nebenanliegende Kabuff mit ca. 7 m². Resultat: Muskulatur des Fußes rechts beeinträchtigt, Ursache (Prolaps oder Stenose oder Muskelverkrampfung) muss mit einem MRT, bzw. Kernspintomographie abgeklärt werden. Der Arzt ist freundlich, also frage ich nach, ob Joggen zu empfehlen wäre oder abzuraten. Nein, abzuraten nicht, im Gegenteil. Zwar würden dabei ständig kleine Schläge auf das Rückgrat erfolgen, aber insgesamt wäre es eher positiv. Als er das Radfahren in gebeugter Haltung als ungünstig ansieht, fühle ich mich an die Wikipediaseite über Bandscheibenvorfall erinnert und schließe, dass man so genau alles auch nicht weiß und die Sache von Fall zu Fall verschieden ist.
Er empfiehlt mir allerdings andere Medikamente (Diclofenac, was ich gar nicht mag, und Ibuprofen). Wärme wäre auch gut. Deswegen lege ich mir versuchsweise Wärmeflasche, -kissen usw. auf das Kreuz.
Für den Termin für die MRT bekomme ich einen Einblick in den Terminkalender: für die nächsten 4 Wochen fast voll ausgebucht mit ca. 40 Patienten täglich. Da läuft was.
Ich frage auch nach der Spondylose, deretwegen ich daran denke, mit dem Laufen ganz aufzuhören. – Der Arzt schaut sich - mir scheint zum ersten Mal - die Röntgenbilder an. Nein, eine Spondylose könne er da nicht erkennen. Ich bin erleichtert.
Also habe ich heute meinen ersten Lauf nach 6 Wochen versucht. 5 km mit 6:12. Es ging. Weil ich aber die Ferse spüre, werde ich bis zum nächsten Lauf etwas abwarten. Mehr als 4 Tage habe ich in den letzten 8 Jahren nie pausiert.
Aber ich hatte Zeit für einen anderen Rekord: 166 Marmeladegläser mit roten und schwarzen Johannisbeeren, Jostabeeren und Himbeeren. Die Erdbeeren, auch ca. 10 kg, die haben wir einfach so geschluckt.

08.07.07

RECADERO, DER BOTE


Warum habe ich mir diesen Namen ausgesucht?
Wenn ich laufe – korrekterweise: „gelaufen bin“ – dann habe ich immer die Fantasie eines Läufers im Kopf, der eine Nachricht überbringt, eines Kuriers, eines Boten. „Recadero“ ist im Spanischen ein Bote, der in der Gemeinde die Briefe austeilt. Ich kenne von meiner Kindheit her den Gemeindebüttel, der mit einer Glocke in der Hand von Straße zu Straße zog, und „Bekanntmachung!!“ rufend die neuesten Verordnungen des Bürgermeisters verlas.
Ein Kurier ist nach Wahrig ein Bote oder Eilbote, von dem französischen „courrier“ (Kurier oder Eilbote, aber auch Herumstreicher) herkommend. Dazu passt das lateinische „currere“ oder spanische „correr“ für Rennen.
Hermes ist übrigens der griechische Götterbote: er vermittelt mit seinen Botschaften zwischen Götter und Menschen, Tod und Leben. Weil er schneller als das Licht und er es also gerne eilig hat, wird er zum Gott der Läufer, Wanderer, Touristen und – Diebe. Sogar die „Hermeneutik“, die Kunst der Verständigung, ist nach ihm benannt.
Bei den Römern wird Hermes zu „
Merkur“. Von ihm bekommt der schnellste Planet seinen Namen. Einfach auch die Wortverbindung zum Kurier.

Jetzt fehlt noch eine Geschichte aus
Grimms Märchen „Sechse kommen durch die Welt“. Da will ein entlassener Soldat sich Lohn und Pension von seinem gierigen König holen und sammelt verschiedene Gefährten um sich. Und


über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein, und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr: "Du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen."
"Ich bin ein Läufer", antwortete er, "und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder, als ein Vogel fliegt."


Schöne Idee, sich ein Bein abschnallen können. Das würde ich derzeit auch immer gerne, wenn mich der Ischias plagt. Und dann wieder losfliegen mit dem nun neu angeschnallten Bein.

Dass der Leser nicht denkt, das mit dem Boten wäre nur meine private Fantasie, weise ich noch auf die
Inkastaffel hin. Die Sendung kam schon mehrmals im Fernsehen.
Dabei sind 7 Läufer in 15 Tagen 3500 km von Chile nach Peru gerannt auf alten Inkapfaden, auf denen damals im Inkareich die Botschaften mit Knotenschnüren transportiert wurden. Dabei haben sie sich staffelmäßig abgewechselt für Etappen zwischen 10 und 50 km je Läufer am Tag.

Jetzt hätte ich fast noch das wichtigste Beispiel für die Botenfunktion des Läufers vergessen: den Krieger, der die Botschaft vom Sieg der Athener über die Perser 490 v.Chr. von Marathon nach Athen (oder auch Sparta) trägt.

Diese Läuferfantasien zeigen mir unter Anderem:
- der Läufer will etwas sagen, vermitteln
- oft zwischen Autorität und Volk
- wenn er sich nicht zu Tode quälen will wie der Grieche, sollte er ein anschnallbares Bein haben, also ein mechanisches Verhältnis zu sich selber.

04.07.07

BESUCH BEIM ARZT


Weil sich die Sache mit der Bandscheibe nicht richtig verbessert, tageweise sich manchmal wieder verschlechtert, bin ich schließlich doch zu einem Orthopäden gegangen. Dort bin ich auch relativ bald drangekommen – zum Glück hat der Arzt gerade die Praxis übernommen und es waren nicht so viele Patienten da.
Ich werde geröntgt. Auf dem Bild kann ich, als es aufgehängt wird, nicht viel erkennen: eine leichte Krümmung der Wirbelsäule. Aber an der Stelle, wo das Problem liegen sollte, sehe ich nicht viel. Als der Arzt seiner Assistentin seine Diagnosen diktiert, stelle ich mich in die Nähe. Höre was von
Spondylose (das ist ein bei Hunden häufiges Rückenmarkleiden, eine Aufwulstung der Wirbelkörper nach Abnutzung) Schonhaltung, Krümmung, Sensibilitätsstörungen. Die anderen Sachen habe ich nicht richtig gehört oder vergessen.
Schließlich schickt er mich zum Neurologen weiter. Der hätte mehr technische Möglichkeiten und könnte eine Computertomografie machen. (Ich hoffe, dass eine
MRT Magnetresonanztomografie oder Kernspintomographie gemeint ist, denn die CT ist extrem strahlungsintensiv). Allerdings müsste ich da schon 14 Tage Wartezeit in Kauf nehmen. Das beruhigt mich; wenn das soviel Zeit hat, kann es so schlimm auch nicht sein.
Auf der Überweisung lese ich was von Bandscheibenvorfall L5/S6, Lumboischialgie.
Wegen dem Fersenbein habe ich nicht nachgefragt, weil ich an dem Morgen nicht mehr viel davon gespürt habe. Das habe ich am Abend allerdings wieder bereut.

Schon deswegen ist mit Laufen also nichts. Das Gute ist nur, dass ich Zeit habe, die Beeren im Garten zu sammeln und einzumachen (28 Gläser rote und 25 schwarze Johannisbeeren bis jetzt).
Durch das Laufen habe ich öfters dringende Sachen vernachlässigt
.

01.07.07

GESCHICHTSFAHRT



Heute hat mich mein Sohn mit dem Rad den Berg hochgejagt. Ich lotste ihn zu einem Tümpel, wo man Raritäten wie Emmer, Einkorn usw. finden kann. Wer geschichtsorientiert ist, kann den Ort wiedererkennen.
27,8 km in 23,5 km/h.