27.05.08

ZURÜCK

nach 45 h unterwegs, 14 im Bus, 13 im Zug, 1 Stunde zu Fuß. Hier Landschaft sattgrün, mit geraden Wege, rechten Winkeln, abgegrenzten Flächen und zivilisierter Langeweile. So viel anders als das mediterrane Wirrwarr und Zickzack, diesen Sprüngen zwischen Chaos und Kultur.
In der Zwischenzeit ist hier alles üppigst gewachsen - wir schneiden und schneiden. So will es die Kultur.
Aber das Pfaffenhütchen an meiner Laufstrecke hat sich weihnachtliches Engelshaar angezogen. Dieses Jahr fallen die Raupen in ihrer Not sogar über die Brennnesseln auf dem Boden her.



21.05.08

INS GEBIRGE

Heute sind wir hoch ins Gebirge gelaufen, zuerst eine halbe Stunde durch die Stadt, über den ersten Straßenring, der die Stadt umgibt, dann unter den zweiten, einen Autobahnring. Und was erleben wir dann oberhalb? Riesenfahrzeuge, Caterpillars, einen abgetragenen Berg, eine große neue Brücke ohne Anschluss. Oberhalb des Autobahnrings wird der nächste Autobahnring gebaut: ein so genannter „Superring“. Wir schlagen uns durch Staub und Dreck hindurch, rennen höher. Noch ein paar kleine Farmen, dann Ruhe und Frieden. Sounds von Vögeln und Insekten, Schmetterlinge, Gerüche von Gewürzen (und natürlich Flugzeuge …). Nach über 10 km sind wir 540 Meter gestiegen und drehen wir wieder um, die Landschaft mit Bergen, Stausee, Stadt und Meer unter uns.



20.05.08

LAUFEN IN EINER STADT

Das Laufen hier ist eine anspruchsvolle Sache. Es geht über Stock und Stein, eine gute Übung für das Koordinationsvermögen. Da sind einige Hindernisse zu bewältigen:
Autos, und Ampeln
enge Wege
Löcher
Steine, Bordsteinkanten
Brücken
Hundehaufen




Dafür gibt es aber:
Drei Arten am Strand zu laufen: auf der Promenade, dem Radweg, einem breiten Weg für die Bummler und Flaneure oder im Sand

Weite Wege unter blühenden Bäumen in Sonne und Schatten

Treppen, Treppen zu unserem Block.





17.05.08

WANDERUNG IM NATURPARK „SIERRA SUBBÉTICA“

Drei Tage sind wir im und um den Parque Subbética gewandert. Für die Wanderfreunde sehr zu empfehlen. Wir haben es so gemacht:
1.Tag
Um 9°° mit dem Bus los, ab 11:00 in Lucena losgewandert auf der „Via Verde“. Das ist eine alte stillgelegte Eisenbahnlinie, reichend 55 km von Puente Genil bis Alcaudete, ideal für Radfahrer, Wanderer und Läufer. Leichte Steigungen, Viadukte, Tunnels, Bahnhöfe zum Erholen, Wasserstationen, wunderbare Landschaftsausblicke, üppige Vegetation am Rande des Wegs, Kilometerangaben. [Anschluss dann bis Jaen, noch einmal 55 km]. Eigentlich wollten wir nur bis Cabra gehen und dann ins Gebirge, aber die Strecke hat uns so gefallen, dass wir bis Zuheros gegangen sind, einem der wenigen architektonisch noch nicht verschandelten Dörfer. Dort sind wir hoch ins Gebirge und haben zwischen Felswänden auf 900 Meter wild, rückstandsfrei und unauffällig übernachtet. Oben ein überwältigender Blick auf das Dorf und die weite Landschaft darunter.
(32 + 2 km, eine 2 + für den Weg).
2.Tag
Von der Weitsicht beim Mirador de Zuheros sind wir über diverse Zäune, aber wunderschöne Vegetation zum „Weg der Geier“ („Sendero de Las Buitreras“ [Note 2 – schöne Aussichten und Flora, aber zu breite Straße, 17 km] runter, der um 120 Meter auf 864 ansteigt. Einige Geier haben wir über den Felsen kreisen sehen (Gyps fulvus). Auch dieser Weg wäre ideal zum Joggen, endet aber leider an der Straße. Bis nach Carcabuey sind es noch 3 km. Dort sind wir über einen Berg von Olivenplantagen in Richtung Los Villares. Wieder wild gecampt, mit etwas Widerwillen, weil wir vorher erlebt haben, wie die Oliven gespritzt wurden. Wie mir der Olivenanbau überhaupt als ein Unglück erscheint, nicht nur wegen der Verwendung von Chemie (Kupfersulfat vor allem), von Kunstdünger, sondern vor allem wegen der Zerstörung des Bodens, der Erosion und der Ausbreitung der Monokultur bis in Höhen, wo es nur noch Felsen gibt. Ein Bauer mit Motorsäge oder Sprühmaschine genügt, um die Landschaft kilometerweit mit Lärm zu belegen.
(ca. 31 km).
3.Tag
Aufgescheucht durch Motorsägen ging es früh los. Frühstück mit schöner Aussicht. Dann herunter zum GR 7, diesem Wanderweg, der in Varianten ganz Spanien durchquert (E5), gespickt mit vielen landschaftlichen Überraschungen, wenn auch nicht immer gut gezeichnet. Leider wird er so gut wie gar nicht begangen und wird wohl, obwohl mit viel Schwung promoviert - wenn es so „weitergeht“ - wieder verschwinden – ein großer Verlust. Wir haben niemand wandern gesehen.
Der Weg von Los Villares bis Rute ist außerordentlich schön: Aussichten, ständiger Wechsel der Landschaften, gute Zeichen, reichste Flora, Weg im Schatten gegenüber einer sonnigen und offenen Landschaft oberhalb der Olivenplantagen, teilweise paradiesisch. [Eine 1 für diesen Weg]. Wir mussten uns allerdings etwas beeilen, um bis 15 Uhr den Bus zu erwischen, der uns dann wieder durch spektakuläre Landschaften und interessante Dörfer führte. (21 + 2 km)

Ein Glück für uns war der oft bedeckte Himmel. Temperatur war mild bis frisch, die Farben der Flora waren leuchtend, die Landschaft war sichtbar, das Wandern angenehm. Anfang Mai erwies sich als ideale Zeit, was Blüten und Vögel anging.
Hilfreich:
Paeger, Jürgen „Wandern in Andalusien“ Köln 2004²
Karte: Sierras Subbéticas 1:40 000 ISBN 84-96329-11-9
Und viele Internetseiten etwa
diese.

P.S. Reisen nach dem Peak Oil
Vielleicht findet nach dem Peak Oil eine Renaissance des Gehens und Wanderns statt, vielleicht wird aber auch alles so teuer und schotten sich die Menschen so ab, dass ein freies Wandern unmöglich wird. So wie es in Lateinamerika und Afrika der Fall ist. Individuelles Reisen ist heute schon entweder teuer oder aufwendig und fordert eine Menge körperlicher und intelligenter Ressourcen.

13.05.08

LAUFEN AM MITTELMEER

Seit ein paar Tagen sind wir nach 15 Stunden Bahn und 16 Stunden Bus am Mittelmeer (CO2 hin und zurück ca. 375 kg, ist schon ein Achtel unserer jährlichen Summe).
Und das Joggen hier ist ein ganz anderes. Anstelle von Wälder und Wiesen jetzt Häuserschluchten und Strandpromenade. Auf der einen Seite Autos, der anderen Schiffe. Statt Fichten und Buchen dort, hier Jacarandas, Akazien, Palmen und riesige Gummibäume. Amerikanisierende Gigantomanie und weite Sichten auf Meer und verschneite Berge. Statt Milan und Bussard nun Möwen, Mauersegler und Fledermäuse.
Ich schlängele mich beim Laufen auf hartem Strandpromenadenbelag an Menschentypen aller Art vorbei, die Dicken und Schlanke, Schwarze und Marokkaner, Dekolletés von echten und Plakatfrauen, Jogger aller Art. Ich genieße imposante Ausblicke in die Landschaft, den Wind, der die Wellen schäumen lässt. Ach ja, aufregend romantisch.
Aber schön, wie sich beim Laufen die Gegend erobern lässt. Leichter als durch stundenlanges Gehen. In eineinhalb Stunden kommt man von einem Ende der Stadt zur anderen und lernt dabei immer neue Viertel kennen.
Die Menschen hier werden durch gigantische Bauwerke, die grandiosen Ausblicke, das angenehme Klima und viel Konsum damit versöhnt, dass sie auf engstem Raum, in Lärm und Dreck, abhängig von Arbeitsplätzen ohne Natur und selbstbestimmte Arbeit leben. Das Meer versöhnt ein wenig mit dem bedrängten Leben.


Ich genieße die viel gepriesene mediterrane Diät. Das bedeutet hier einmal leckere Eintöpfe, dann viel Frittiertes und Gebratenes, Berge von Fleisch und Fisch und (zu) gut gekochtes Gemüse. Meine Fettprozent werden ansteigen, aber auch wieder fallen.




06.05.08

RENNEN GEGEN DIE UHR

Am 3.5. wäre ein Halbmarathon in der Nähe gewesen, aber ich hatte zu tun: Fest, Kochen, Hausputz, Garten. Schließlich auch noch Magenkrämpfe usw., die mich über ein Kilo gekostet haben. Also heute morgen Rennen gegen die Uhr. Als Motivation wollte ich gegen die Freunde der USA laufen und für die Zigtausende ihrer Opfer. Aber wie ich loslief, fand ich mein Spiel arg lächerlich angesichts der Toten. Sollte ich versuchen, einem amerikanischen Soldaten davonzulaufen? Der würde mich einfach abknallen. - Also ihn einholen und zu ihm sagen: “Desert from the army, don’t use the resources of the world only for yourself, share your wealth with all the world, reduce CO2 to 2 to per person.”
4:27 hatte ich mir vorgenommen. Das würde so 1:34 ergeben, bin zwar schon 1:27 gelaufen, aber zu besseren Zeiten. Seit 4 Jahren kein Halbmarathon mehr.
Aufgeputscht mit „In the Fast Lane“ von Jean Luc Ponty starte ich. Dann nichts Außergewöhnliches: der erste Kilometer zu schnell, viel Konzentration gegen den Wind, leicht talaufwärts die erste Hälfte, Achten auf das Ausatmen. Ein Gefühl von Schwäche - aber auch durch bewusstes Ausatmen kann ich mich nicht stark zu machen. Ich kenne das freilich schon. Ich werde versuchen so lang wie möglich durchzuhalten. Dann Brücken, die mich außer Atem bringen, aber mir gelingt es, Tempo zu halten. Vor einer Woche hatte ich noch Probleme, das Tempo mit 3 mal 4 Kilometer durchzuhalten. Endlich die Wende, jetzt mit dem Wind. Ich muss mich nun nicht mehr so stark konzentrieren, auch wenn ich bei jeder kleinen Steigung ans Atemlimit gerate und ich jetzt das Relief der Gegend verstehe, warum da ein Bächlein und dort ein Wald ist. Jetzt zieht sich die Strecke endlos in die Länge. Dann endlich die letzten Kilometer. Noch einmal beschleunigen, Endspurt. 1:33:27.