30.12.07

JAHRESBILANZ


Ich lese in anderen Blogs von den geleisteten Jahreskilometer und würde mich daran auch gerne messen. Aber nachdem ich die Kilometer zusammengezählt habe, war ich nicht ganz glücklich. Also habe ich die letzten Jahre auch noch in ein Diagramm gebracht. Und das sieht jetzt nach einem kontinuierlichen Abstieg aus. Gut – dieses Jahr war vermasselt durch den Bandscheibenvorfall, zwei Unfälle. Das letzte Jahr war ich durch Herzrhythmusstörungen an einem Marathon und intensiveren Training gehindert.
Mal sehen, wo es noch lang geht. Aber kein Wunder, dass ich mich mir hier einige Gedanken über Pro und Contra von Laufen Gedanken mache. Derzeit bin ich bei meinen Überlegungen soweit, dass ich mein Bedürfnis nach Erfolgen im Wettbewerb für kritisierbar halte und deswegen Laufen in eine andere Richtung entwickle: Körpergefühl, Landschafts- und Naturerfahrung. Manchmal frage ich mich, ob es dafür nicht Sinnvolleres als Laufen gibt.
Aber nach wie vor halte ich Laufen für ein Experiment, eine Art und Weise Erfahrungen zu machen und ich erinnere mich gerne an Läufe zurück, die ich gemacht habe.

28.12.07

BILLIGE LAUFKLAMOTTEN


Ich bin nun schon im dritten Winter in diesen Laufklamotten unterwegs und sie sind immer noch unverbeult. Ich war richtig stolz damit bei Aldi ein Schnäppchen gemacht zu haben. Aber gestern hat mich doch ein etwas konkreterer Bericht im Deutschlandfunk über die Herstellung von Aldi-Textilien in China in Fragen und Selbstzweifel gestürzt. (Billigkleidung für den deutschen Markt von Petra Aldenrath und Friederike Schulz; auch als Podcast hörbar).
Bei der Verfolgung der angegebenen Hinweise auf Nachforschungen von
Gewerkschaft ver.di und die Kirchen erfahre ich, dass in den Fabriken, in denen für den deutschen Markt produziert wird – sowohl für den Einzelhandel, Markenhandel als auch für die Discounter – in der Woche ca. 70 Stunden gearbeitet wird, ein Tag in der Woche frei, kein Urlaub. Der Lohn oft unter dem Durchschnittslohn von ca. 70 € im Monat, in der Stunde also zwischen 20 und 30 Cent. Der Lohnanteil an einem Laufschuh beträgt ungefähr 0,4 bis 1 %. Selbst eine Verdoppelung würde kaum eine Verteuerung bewirken. Der Anteil für Werbung bei „Marken“-Ware liegt bei 15 %.

Was tun?
Möglichst wenige Klamotten kaufen.
Der Umstieg auf Markenfirmen überzeugt mich nicht, ihre Qualität ist nicht besser, auch nicht
ihr soziales Verhalten. Selbst wenn tatsächlich die gesetzlichen Mindestbedingungen (Lohn, Vertrag, Sicherheit usw.) eingehalten werden würden, wäre das noch kein großer Fortschritt.
Deutsche Ware?
Die Partei wählen, die verlangt, dass die Importquoten nach ethischen Kriterien verteilt werden. (Wird man einwenden können, dass ich eine Option wähle, die - da wohl nie realisiert – mir erlaubt, so weitermachen wie zuvor. Aber ich bestehe auf der Verantwortung der Politik).

23.12.07

LANDSCHAFT II: DIE ALTEN AM STRAND IN BARCELONA


Ein sehr schöner und weitaus besserer Film („Morgen am Meer“) zeigt alte Leute, die sich das ganze Jahr, auch im Winter, am Strand bei Barcelona aufhalten, sich dort treffen, spazieren gehen, baden, ins Meer schauen. Der Film verzichtet im Gegensatz zu dem vorher beschriebenen auf Geschwätz („Der schönste Garten“, „perfekt“ usw.) und permanente Schnitte, die jede übersichtliche Sicht verunmöglichen, die die Ruhe verhindern, von der pausenlos geplappert wird.Man sieht und hört hier also die alten Leute, wie sie am Meer sitzen, singen, manchmal sprechen und aufs Meer schauen.
Strandaufenthalt soll ja ziemlich dumm machen; der Intelligenzquotient sinkt nach einem mehrwöchigen Strandaufenthalt signifikant ab. Warum? Die Beweglichkeit ist reduziert, man hängt müde rum, denkt nur noch an Fressen und Trinken, die Dialoge, die man so mithört sind stumpfsinnig („Man spricht deutsch“ von Polt). Die Gedanken gehorchen nicht mehr der üblichen Disziplin, sie „vagabundieren“ (übrigens wie beim Laufen, wo sie ja auch ihre eigenen Wege gehen). Die Gedankenstreunerei geht keine nützlichen Wege. Es ist eine Freiheit, die aber nicht mehr zur praktischen Tat wird.Die alten Leute schauen aufs Meer. Was zieht sie da so an? Dieser Strand in Barcelona, wie meist wohl auch anderswo, ist einfach hässlich. Künstlich angelegt, Blick auf Straße und Verkehr, slumartige Ecken, gradlinige Strandbefestigungen. Die gerade Linie ist ohnehin Feind von Fantasie und Leben. Was von der Natur bleibt, ist Abwechslung durch die Jahreszeiten, Regen, Wärme, Kälte, Sonne, Wind und Wellen, das Kommen und Verschwinden der Badegäste.
Was aber macht das Meer so faszinierend? Ist es das Gefühl von Grenzenlosigkeit, unendlicher Weite? Vermittelt das Meer ein Gefühl von Fülle – man denke nur an diese Weite von Ebenen, Gebirgen und Tiefen, den zahlreichen Unterwasserlebewesen? Symbolisiert das Meer Leben - oder Tod? Doch da, wo das Wasser das Symbol des Todes ist, ist es eine Gestalt des Vergessens, des Aufgenommenwerdens, des in etwas Größeres Übergehens, der Auflösung des Ichs in etwas Universellem. Deswegen auch die Seebestattung bei manchen Menschen. Aber gleichzeitig ist das Wasser Symbol des Lebens, so wie es sich bewegt, wie es Rhythmen hat – in Wellen und Gezeiten – und wie es Grundlage aller Lebewesen ist.
Wenn die alten Leute sich also am Meer aufhalten, hat das also auch seinen Grund darin, dass sie mit dem mitleben, was sie sehen: dieses lebendige Meer, mit dem, was in ihm leben könnte und mit dem, was außerhalb ihrer begrenzten Existenz existiert als Unendliches und Grenzenloses. Daneben mögen ihre Gedanken zu Erinnerungen gehen, die mit dem Strand verbunden sind: die toten Ehepartner, die Familie und Freunde, die weg sind, vielleicht auch das Leben, wie es sich in seinen Möglichkeiten im Laufe des Lebens mehr und mehr begrenzt hat. Eine alte Frau in dem Film schleppt sich mühevoll mit Krücke ins Wasser, um dort ihre Schwerfälligkeit zu verlieren und vom Wasser getragen zu werden. Sie fängt an zu singen.
Natürlich spielen auch die menschlichen Beziehungen am Strand eine Rolle. Aber obwohl zueinander freundlich, rücken sie sich nicht allzu sehr auf die Pelle. Ist einer gestorben, erfahren sie das bestenfalls aus der Zeitung.
Der Tod ist genauso gegenwärtig wie das Meer. Das Meer scheint das Geheimnis des Lebens zu enthalten, auch das ihres Lebens.
Ich selber, obwohl ich das Meer faszinierend finde – heiße Tage etwa am Strand von Duhnen - möchte nicht an einem solchen Strand wie Barcelona meine letzten Tage verbringen. Der Meeresstrand kann sicher eine großartige Landschaft sein, aber ich will nicht versinken und vergessen. Ich möchte mich bewegen, weiter Erfahrungen sammeln, Hindernisse überwinden, dazulernen.

21.12.07

LANDSCHAFT I: DIE GÄRTEN DES ZEN


Im ZDF-Doku-Kanal habe ich vor ein paar Tagen einen kleinen Film gesehen: „Zen und die Gärten des Shunmyo Masuno“. Shunmyo Masuno ist ein japanischer Zen-Mönch, der in diesen hektischen übervölkerten Städten meist in Hotels, Hochhäusern Zengärten - so wenigstens seine Meinung - gestaltet. Seine Zengärten bestehen aus den Elementen: Stein, unbehauen und behauen, Wasser, Schotter und Pflanzen. Die Pflanzen, meist Bäume und Büsche, sind in der Regel grün, Blüten sind selten, so dass die dominierenden Farben: grün, grau, weiß und die Farben des Wassers sind. Manchmal bewegen sich Koi-Fische in den Gewässern. Wenigstens die Gärten in oder bei den Hotels sind nicht zugänglich. Man blickt auf sie durch große Glasscheiben. Dadurch werden sie gewissermaßen zu einem Teil des Raumes, beziehungsweise der kulturelle Raum des Raums wird durch den Blick auf einen „natürlichen“ Raum des Gartens erweitert. Das Wasser wird oft künstlich über Wasserfälle geführt, die Steine sind oft sehr bewusst bearbeitet, kommen bis aus Südafrika. Der Garten, der auf den ersten Blick natürlich erscheint, ist in Wirklichkeit höchst künstlich und durchdacht. Dieser Zenmönch liebt etwa das Bild Karpfens, der einen Wasserfall hochspringt und sich oben in einen Drachen verwandelt. (Was das mit Zen zu tun haben soll?) Diese Idee stellt er in den Steinen dar und sie soll sich unbewusst dem Betrachter vermitteln, soll in ihm den Impuls auslösen, hochzuspringen, d.h. sich zu konzentrieren und zu bemühen, um die ihm gegebene Energie wie ein Drache auszuleben.Der Zengarten soll inmitten der Hektik Ruhe vermitteln und die Kräfte auf eigentliche Aufgaben konzentrieren lassen. (Ich denke, das hat mehr mit Budo zu tun als mit Zen).
Gleichgültig wie natürlich oder künstlich, wie wenig oder viel Zen das ist, interessant ist hier das Naturverständnis. Die Natur inszeniert eine menschliche Bewegung. Der Betrachter legt bei der Betrachtung seine Seele in die Landschaft. Er verliebt sich in den Garten. Die Bewegung im städtischen Raum ist Stress erzeugend. Bekanntlich lässt jede Berührung in der Fußgängerzone Herzschlag und Blutdruck steigen. Es ist ein Hindernislauf, Ausweichen vor gefährlichen Begegnungen. Man ist unter Druck, möglichst schnell anzukommen, hat Ängste, zu spät zu kommen, sein Ziel nicht zu erreichen, keinen Platz zu bekommen und so weiter. Für den Läufer, der sich freiwillig diesem Stress unterwirft, besteht die zuversichtliche Aussicht, an sein Ziel zu kommen und sich wieder erholen zu können.Die vom Zengarten vermittelte Ruhe soll die Seele sich entspannen lassen und die Kräfte wieder auf die Bewältigung einer anstehenden Aufgabe konzentrieren. Die Landschaft ist hier ein Ort, wo die Seele sich verliert und sich auf einem „natürlichen“ Niveau neu ordnet. (Ich weiß, dass ich in Geheimbegriffen rede. Aber vielleicht lässt sich das im weiteren Verlauf bei der Beantwortung der Frage, warum man in die Natur geht, aufklären.)

20.12.07

MÄNNLICHE WECHSELJAHRE


Nachdem ich letzten Woche wegen der Adduktorenschmerzen mein Pensum halbiert habe, habe ich es diese Woche mit einem längeren Lauf von 19,2 km versucht. Aber am Abend die üblichen Probleme.
Ich lese in der
taz vom männlichen Klimakterium: "Die Folgen des virilen Klimakteriums sind nachlassende Tatkraft, Reizbarkeit, Glieder- und Gelenkschmerzen". Das mag schon stimmen. Aber wann fängt das an? So mit 50 habe ich festgestellt, dass ich nicht mehr viel bringe, dass ich körperlich relativ untätig bin. Deswegen fing ich Radfahren an, schließlich Laufen. Dann habe ich mich clever gemacht und von Fitness- und Leistungskurven gelesen, dass es ab 30 bergab geht mit Muskeln etc., man sich aber mit Ausdauertraining fit halten kann. Klar ist, wer seine Organe nicht benutzt, verliert an Leistungsfähigkeit.
Logisch, dass schon kurze Pausen, wie etwa mein Downshifting der letzten Zeit, sich bemerkbar machen. Auf Strecken, die ich vorher problemlos heruntergedonnert habe, brauche ich heute 10 bis 15% länger und bin nachher auch noch geschafft. Also die Erholungsphasen werden mit steigendem Alter immer länger. Alles baut ab, wenn es nicht mehr benutzt wird und vielleicht wird es immer schwieriger, es wieder aufzubauen.
Ist das nun aber normale Alterung oder spezielles männliches Klimakterium? Wahrscheinlich findet ein Hormonwechsel genauso statt. Männer gleichen sich den Frauen an: in Stimme, Körperbau, Aussehen, im weniger arroganten Verhalten. Typisch männlich der Schock auf die Erkenntnis, dass es bergab geht. Dem kann man sich ein wenig und eine Zeitlang mit Marathon erwehren.
Sagt ein
Altersoziologe: “Wichtig ist auch, sich einzugestehen, dass man nicht mehr die Kräfte wie vor 20 Jahren hat und sich zum Beispiel fragen sollte, ob der Marathon gesundheitlich noch angesagt ist.“
Na ja, - ob er die Dramatik eines Marathons kennt?

19.12.07

BLOGS, DIE ICH LESE

Hier eine Liste von Blogs, deren neuesten Feeds ich lese. Sie sind sehr unterschiedlich. Aber es sind auch sehr unterschiedliche Sichtweisen beim Laufen möglich.

http://www.90kilo.de/feed/
http://ridlberganja.blogspot.com/feeds/posts/default
http://discusprolaps.blogspot.com/feeds/posts/default
http://blacksensei.wordpress.com/feed/
http://sg-traktor.de/wordpress/feed/
http://eco-runner.blogspot.com/feeds/posts/default
http://www.marathon-tagebuch.de/feed/
http://running.walterw.de/?feed=rss2
http://sprintluder.myblog.de/sprintluder/rss
http://martinstauch.myblog.de/martinstauch/rss
http://www.iron.frblog.de/?feed=rss2
http://lauf-des-lebens.myblog.de/lauf-des-lebens/rss
http://www.laufen-in-mainz.de/?feed=rss2
http://sleeping-sun-lauftagebuch.blogspot.com/feeds/posts/default
http://marathonmartin.myblog.de/marathonmartin/rss
http://uliuli123.myblog.de/uliuli123/rss
http://pfaelzerwaldlaeufer.myblog.de/pfaelzerwaldlaeufer/rss
http://funrunner.wordpress.com/feed/
http://ridlberg-on-tour.blogspot.com/feeds/posts/default
http://runningbarefoot.org/?feed=rss2
http://scarlettohasi.blogspot.com/feeds/posts/default
http://strongwalker.blogspot.com/feeds/posts/default
http://runaway76.wordpress.com/feed/
http://ultraistgut.wordpress.com/feed/
http://joparo.myblog.de/joparo/rss
http://kyliecat.wordpress.com/feed/
http://sonntagskind-kathrin.blogspot.com/feeds/posts/default
http://uliuli123.wordpress.com/feed/
http://www.weitweglaufen.de/?feed=rss2
http://av-quilts.de/weblog/?feed=rss2
http://couch.myblog.de/couch/rss
http://daslauftagebuch.blogspot.com/feeds/posts/default
http://miles.more.myblog.de/miles.more/rss
http://www.barfussrennen.de/?feed=rss2
http://schlechtelaune.twoday.net/index.rdf
http://blog.zweiundvierzigkm.de/?feed=rss2

18.12.07

BESUCH BEIM ARZT III

Wegen der Bandscheibe, wollte ich doch noch mal einen ärztlichen Rat. Diesmal von einem, der für seine Therapie mit konservativen Methoden bekannt ist. Termin um 9:40, ich bin um 9:30 da. Um 10 werde ich in ein Behandlungszimmer Nr. 6 gerufen. Die Tür wird hinter mir zugemacht. Ich studiere die Plakate und beginne die diversen Namen von Knochenteilen auswendig zu lernen. Um 10:40 kommt mir die Idee, dass ich vielleicht vergessen wurde – ist mir schon einmal passiert - und öffne die Tür. Ich sehe der Arzt ist beschäftigt. Dann um 10:50 will die Empfangsdame ihn in meine Richtung lenken. Und tatsächlich - er kommt in meine Richtung, biegt aber vorher in den Aufenthaltsraum ab. Dort spricht er laut über die Finanzierung der Kaffeemaschine. Eine Assistentin kommt vorbei und will die Tür zum Behandlungszimmer 6 wieder schließen. Ich werde langsam sauer. Um 11 doch die Überraschung: der Arzt kommt. Jetzt geht es aber muy rapido. Bevor ich meine kleine Geschichte erzählt habe, spricht er bevor ich meine langweilige Geschichte beenden kann – Kortison, Krankengymnastik - schon in sein Diktiergerät. Was er mir empfehlen wird, auch schon. Es wäre unhöflich ihm jetzt noch etwas reinzureden. Dann muss ich aber doch noch auf die Couch, ruckzuck werde ich behämmert und abgeklopft – er hat bei seinem Patientengut ja einen Rückstand von 90 Minuten. Und tatsächlich ist da was: der rechte Fuß ist um einen Zentimeter kürzer als der andere.
Dann darf ich schließlich doch noch ein paar Fragen stellen: Wie kommt es zur Besserung? Nee, keine Selbstreparatur der Bandscheibe, vielleicht die Muskelentspannung, sicher das Abschwellen des Nervs durch das Kortison. Was könnte passieren? Was soll ich machen? - Er schickt mich in ein Präventionsprogramm. Nebenbei wirft er einen Blick auf meine MRT und staunt leise: „Das ist schon heftig“. Ich fühl mich richtiggehend komplimentiert. Und darf stolz sein, den Arzt seinem Fahrplan 5 Minuten näher gebracht zu haben.

04.12.07

LANDSCHAFT IN DER GESCHICHTE


Am Freitag bin ich entlang eines Renaturierungsprojekts gelaufen. Dort sollen Teile der alten Seenlandschaft wiederhergestellt werden. Ursprünglich gab es dort ungefähr 255 Ha Seen. Zur Gewinnung von Wiesen und Äcker sind die meisten Seen seit 1750 trockengelegt worden und die Seefläche wurde auf ein Viertel reduziert. Ich habe versucht die alten Seen auf dem Google-Earth-Bild von meinem Lauf in Blau einzuzeichnen. (Mit der Maus ist das nicht einfach).
Diese Seen waren teilweise im Mittelalter künstlich hergestellt worden. Sie dienten dem Fischbedarf des Adels und der Geistlichkeit. Nur Fisch war die an den fast 150 Fastentagen im Jahr erlaubte Speise.
Ein Harvardprofessor hat ein Buch über deutsche Landschaften geschrieben, vor allem wie sie durch Entwässerungsprojekte geformt worden ist. (David Blackbourn: "Die Eroberung der Natur" Eine Besprechung des Buches im Deutschlandfunk
hier als Podcast. Ich habe das Buch nicht gelesen. Mir kommt es vor, dass der Einfluss des Menschen auf die Natur nur unzureichend beschrieben wird). Diese historisch sehr gravierende Landschaftsformung fand übrigens vor der Romantik statt, wo dann oft ein Loblied auf eine Natur gesungen wird, die schon lange nicht mehr ursprünglich und natürlich war.
Wenn ich durch die Landschaft laufe, frage ich mich, wie es hier wohl ursprünglich ausgesehen hat, wer das oder jenes gepflanzt und angebaut hat. Die gesamte Landschaft ist von der Agrikultur überformt. Aber selbst bevor die Menschen darin wirkten, gab es ständig Veränderungen der Landschaft durch die verschiedenen Eiszeiten. (Vielleicht finde ich ein Beispielbild darüber für meine gelangweilten Leser.)

30.11.07

LAUF IM TRÜBEN


Die Tage vorher Magenprobleme. Ohne Lust losgelaufen. Nicht durch den Wald, da es so düster war. Heftig bergauf und bergab, schätze 350 Meter. Nach zwei Drittel der Strecke der insgesamt 25 km schwanden mir Lust und Kraft. Mit Blick auf den Boden schleppte ich mich zurück zum Rad. Es fing dann auch noch zu tröpfeln an.
Was mich in Schwung hielt, war zuerst Nachdenken über eine Sendung des SWR 2 über Kindheit heute und früher am Beispiel der Autostadt Turin. (
Podcast). Zusammenfassend: Früher gab es in der Kindheit schon auf Grund der genügenden Zeit eine konzentrische Aneignung des Raums. Nach und nach eroberte sich das Kind seine räumliche Umwelt zu Fuß allein und mit Freunden. Heute ist seine Zeit knapp, oft wird es von einem Termin zum anderen gefahren. Aber die Durchdringung seiner räumlichen Umwelt lässt nach. Es geht bis zur Reduktion auf die virtuelle Welt in Computerspielen in seinem Zimmer.
Werden Kinder aufgefordert, ihren Schulweg zu malen, dann zeichnen, die zu Fuß zur Schule gehen, ein reiches und detailliertes Bild ihrer Umgebung, - die, die mit dem Auto zur Schule fahren, sind dazu nicht mehr in der Lage.
In Bewegung gebracht hat mich auch der Ärger über überflüssigen Straßenbau, bei dem die Wanderwege zerstört werden. Diese Gemeinde hat durch den Zuzug von schwarz-grünen Häuslebauern und Landschaftszersiedlern zuviel Geld. Deswegen werden ständig neue Straßen gebaut, Radwege an Straßen, wo kaum ein Auto fährt. Während aber einerseits sinnvolle und interessante Renaturierungsprojekte laufen, sieht man gleichzeitig frisch gebaggerte Entwässerungsgräben.

21.11.07

AUF DER SÜH

Ich hatte einen freien Tag. Mit Rad fahren war nichts, da es wieder unter 0° zu bleiben schien. Also auf die Füße, Rucksack auf den Rücken und auf lange Tour (26,5 km + einige Radkilometer). Beim letzten langen Lauf war ich nahe einem Punkt, den ich dieses Mal erreichen wollte. Und es hat sich dann auch gelohnt, zwar war alles unter einer Schneedecke, aber die Sonne schien, im Wald war Märchen- und Weihnachtsstimmung und ich hatte das Gefühl, so weiterzulaufen, das könnte ewig gehen. - Na ja. Am Abend war ich kaum mehr in der Lage ins Bett zu gehen. Irgendeiner der Adduktoren wollte nicht mehr. Er macht mir schon längere Zeit Probleme, ist verspannt und reizbar. Bei Nacht beruhigt er sich aber wieder. Wie ich ihn mit Stretching ansprechen kann, weiß ich nicht.
Die Bandscheibe hat mit ihrem Druck nachgelassen. Ob das nun die Folge von Gymnastik ist, oder sie sich von selbst repariert, weiß ich nicht. Ich lese
: „
Und selbst richtige Bandscheibenvorfälle heilen meist auch ohne jede Behandlung aus: Der Körper baut das verrutschte Bandscheibengewebe innerhalb von sechs Monaten selbstständig ab."
Es kribbelt zwar noch, ab und zu wechselnde Taubheit, etwas Schmerzen, nicht viel. Radtouren wirken gut, lange Läufe verschlimmern es nicht. Sitzen ist nicht optimal. Mal sehn.

12.11.07

LANGER NOVEMBERLAUF DURCH DEN WALD


Weil ich einen Tag Urlaub habe, gerade die Sonne schien, habe ich mich - - trotz einem 12-km-Lauf gestern - aufs Rad gesetzt, um von anderem Stadtende einen Lauf zu starten. Zuerst 130 m hoch, dann in welligem Profil 12 km durch Wald hoch auf 660 Meter, runter auf 590 zu meinem Ziel, einem Naturschutzgebiet. Dort hörte ich aber nur Hundegebell, es war nicht beeindruckend.
Eigentlich wollte ich jetzt den gleichen Weg zurück, verpasste aber bei den vielen Kreuzungen den richtigen Weg, kam höher und höher, war schließlich auf 710 Meter. Ein Weg auf der ansonsten richtigen Karte war zugewachsen und statt trotzdem durchzugehen, nahm ich einen anderen und war plötzlich an einer Straße, wo ich überhaupt nicht hinwollte. Also neuen Plan machen, neue Wege laufen. Aber es waren dann 2,5 km mehr und am Ende ca. 26,5 km. Unterbrochen freilich durch Kartenorientierungspausen und eine kleine Zwischenmahlzeit, auch kurze Gehstrecken an steilen Hängen.
Das Wetter hat immer wieder gewechselt, Sonnenschein und ein bisschen Schnee. Aber auch jetzt, nachdem die Stürme der letzten Tage auch die noch grünen Blätter meist herunter geblasen hat, ist die Natur immer noch schön. Allein die Wegbeläge, die ständig wechseln: mal Lerchennadeln, mal Tannenzapfen, dann wieder rotes, dann grünes Laub. Die tiefer stehende Sonne macht die Farben der Landschaft und des Himmels intensiver.
Weil es am Morgen noch relativ kühl war, hat sich kaum jemand heraus getraut und ich habe auf der ganzen Strecke keinen einzigen Menschen getroffen. Auch da nicht, wo sonst immer Autos parken. Ich selber wäre natürlich auch am liebsten zu hause geblieben, aber ich musste ja meinen freien Tag ausnutzen. Dafür habe ich den Reiz eines solchen aprilartigen Novembertags entdeckt.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl durch diesen insgesamt über 80 km² großen Wald zu laufen. Einerseits sieht man keinen Menschen, dann aber ist er trotz seines Artenreichtums erkennbar gepflegt und kultiviert. Die Flurnamen und Wegenamen („Elendweg“, „Schweizerweg“) deuten auf eine frühere intensive Nutzung hin und man kann sich vorstellen, wie hier die Menschen gearbeitet haben und gegangen sind. Heute scheinen sich hier nur noch große Maschinen zu bewegen. Der Wald hat ein sehr welliges Profil, Höhenunterschiede von 250 Meter, in der Eiszeit ist viel Kies und Geröll angeschoben worden. Ich bin an einer Sandgrube vorbeigelaufen, wo feinster Sand herausgeholt wird. Die großen Steine für die Böschungen in unserem Vorgarten und Kellerabgang habe ich in einer Kiesgrube aus diesem Wald selbst eingesammelt.
Die Strecke war allerdings, wie sich nachher rausgestellt hat, zu lang. Ich bin eine solche Länge nicht mehr gewohnt und kann jetzt kaum mehr gehen. Am schwierigsten war Socken anzuziehen. Weh tun mir vor allem die Innenseiten der Oberschenkel. Etwas, was ich von meinem früheren Läuferleben gar nicht kenne. Das, obwohl ich die Strecke langsam angegangen bin, mit ca. 6:20 den Kilometer. Steigungen ca. 400 Meter.

07.11.07

GYMNASTIK

Ich will wie versprochen die Gymnastik vorstellen, die ich mache, um meine Bandscheibenprobleme anzugehen.

Zunächst zur Ausgangsposition: Auf dem Bauch auf dem Boden liegen. Ich lasse es in meinem Fuß kribbeln, manchmal ist es auch leicht schmerzhaft.

Dann folgt das Hochheben von Schultern, Kopf. Bauch und Becken bleiben auf dem Boden. Wichtig ist dabei die Atmung, am Besten wohl tiefes Ausatmen beim Hochheben. Etwa 20-mal.

Stretching spielt eine wichtige Rolle. Hier einmal der Oberschenkelmuskulatur.


Eine andere Form von Stretching ist dieser Sitz.

Ebenso ist die Hocke, auch mit einem Fuß vorgestreckt, eine Art von Stretching.

Dann ein Stretching des Ischiasnervs im Liegen, das Bein hoch angelehnt. Ferse nach oben, Zehen nach unten ziehen.


Wohltuend ist schließlich auch das seitliche Beinheben, ca. 40-mal.

Dazu kommen noch Crunches, Liegestützen usw. Stretching der Waden usw.
Schwerpunkt sollte die Bewegung, aber genauso die Entspannung sein mit einem zur Ruhe Kommen. Dabei geht es zunächst nicht um Erleuchtungen, sondern das Abschalten des Drangs, irgendetwas zu leisten, zu tun. Das Ausatmen sollte dieses Fallenlassen von Vorsätzen, diesem Aktionsdrang betonen.

Für mich ist diese Gymnastik ein Versuch. Bis jetzt ist es gegenüber dem Anfangsstand besser geworden. Die Taubheitsgefühle sind unterschiedlich, verändern auch ihren Ort. Das Grundproblem lässt sich direkt wohl nicht beeinflussen, es bleiben die Taubheitsgefühle, das Kribbeln und Prickeln. Schmerzen ab und zu sind nicht unbedingt negativ, sondern gerade nach der Gymnastik eher ein positives Zeichen, kommen und gehen wieder. Manchmal kann ich mich bei Nacht sogar ohne mich aufzustützen umdrehen. Halten mich Schmerzen bei Nacht vom Schlaf ab, nehme ich ASS oder Ibuprofen. Aber es hat sich reduziert, zurzeit etwa 2 pro Woche.
Laufen verbessert das Problem nicht, aber ich werde versuchen die Kilometer, derzeit etwa 20 bis 30, zu erweitern.
Radfahren scheint eher positiv zu wirken. Nach drei 120-km-Fahrten in der letzten Zeit konnte ich keinen negativen Effekt feststellen.

Ich setze mir derzeit aber keine Leistungsziele wie früher. Ich versuche stattdessen das Laufen mit der Entdeckung neuer Strecken und Landschaften zu verbinden.

26.10.07

HERBSTSTIMMUNGEN

Diese Woche habe ich mehr Zeit. Nach einem 10 km Lauf, mache ich am nächsten Tag einen 13 km Marsch durch den Wald in 2 Stunden, nicht gerade starkes Gehen, aber doch flott. Dabei sehe ich einige neue Ecken. Mit der Karte in der Hand komme ich an 4 Seen vorbei.
Einer ist leer, übrig nur noch eine Art Wattlandschaft.
Mit dem Rad fahre ich 62 km zu dem Kirchlein,
wo dieser Drache ist.
Ich habe Glück und bekomme den Schlüssel zu diesem Schmuckstück. Beim Hinfahren Gegenwind, ich friere. Zurück geht es schneller und ich schwitze bei 7°. Aber 5 Stunden habe ich schon gebraucht.
Den angefahrenen Fuchs am Straßenrand muss ich auch noch erwähnen.

21.10.07

WOCHENENDLAUF


Der Blick aus dem Fenster heute morgen eine (böse) Überraschung. Ein Glück, dass wir gestern schon gelaufen sind. Leider ohne Kamera, da es herrliche Ausblicke gab. Aber mit Rucksack für Proviant und Badesachen von doch 4,3 kg. Ziel war das nächste Thermalbad auf einem Wanderweg durch die Landschaft, rauf und runter. 26,6 km, von denen wir 6,6 gegangen und die anderen 20 gelaufen sind. Mit ø 6:14 je km, weil der Weg manchmal verloren ging, durch Sumpf usw.
Nach 15 km war aber schon Leiden angesagt, die Oberschenkel wehrten sich gegen den Stress und wollten nicht mehr so richtig. Wir mussten über Absperrungen klettern, den Weg suchen, falsche Wege wieder zurücklaufen, es ging durch Industriegebiet. Das Wetter trübte sich auch noch ein. Ein bisschen hat das Bad entschädigt, die Wasserstrahlmassagen, die Whirlpools, das Heißbad. Dabei musste ich an den
Whirlpool auf dem Mont Blanc denken.
Zurück mit der Bahn. Ziemlich unterbesetzt. Energiemäßig gesehen waren es mit der Bahn wohl bedeutend mehr als 3 l/100 km.

13.10.07

EIN ZU LANGER LAUF






Ich wollte mal was Neues ausprobieren. Mit dem Fahrrad 5 km gefahren, dann mit Rucksack auf dem Rücken eine 18 km - Runde mit Laufen und Gehen, ja nach Lust. Eine ganz neue Strecke. Der Fuß war halb taub, halb prickelte er. Aber das Wetter war schön, also nahm ich keine Rücksicht.
Zuerst ging es kräftig hoch, insgesamt 250 Meter, oben Wege durch das Moor, an verschiedenen Seen vorbei. Sogar ein Musikorchester wartete auf mich. Mit Gehen war nichts mehr, als ich bemerkte dass ich schon 15 Minuten zu spät dran, aber noch 3 km vom Rad weg. Ich musste also rennen wie blöd und war doch noch 40 Minuten zu spät bei der Mittagspizza. Die war kalt und die Freude bei meiner Ankunft nicht so groß. Schade, der Lauf wäre sonst sehr schön gewesen.

07.10.07

NEUANFANG: LAUFEN UND GEHEN


Mit Neid lese ich die Läuferberichte über ihre langen Läufe. Dabei bin ich auf eine Seite eines Strongwalkers gestoßen, der am Wochenende mal so locker einen Marathon walkt. Warum sollte nicht eine Kombination von Laufen und Gehen möglich sein?
Mein erster Versuch war 15 km, 11 gelaufen, 4 zwischendrin gegangen (in mein Vogelparadies, davon das Bild). Laufen mit etwas über 6 Minuten, Gehen mit ungefähr 12 Minuten je km.
DA ich vorher nur bis 7 km gelaufen bin, konnte ich das nachher in Oberschenkel und Unterleib heftig spüren. Der Ischias hat auch ein wenig gelitten, aber sich wieder erholt.
Also eine Woche später einen neuen Versuch mit meiner Frau. Die läuft derzeit mit 6 Minuten-Tempo einige Male pro Woche ohne Uhr, bis 12 km. Halbmarathon mit 1:46, und Marathon mit 3:43 hat sie ja schon hinter sich und will dafür nicht mehr Zeit opfern. Aber gemeinsam Wandern und Laufen macht sie gerne.
Ich habe also meine Halbmarathonstrecke vorgeschlagen und wir sind im Rhythmus 2 km Laufen, einen Gehen über die Runde. Am Anfang möchte man natürlich den dritten Kilometer weiterlaufen, nach der Hälfte wird die Runde doch ziemlich lang. Man spürt, dass Gehen auch eine Leistung ist, die außerdem noch eine andere Muskulatur und andere Bewegungselemente verlangt. Besonders weh tut dann der Wechsel von Gehen und Laufen. Auch zieht sich die Sache mit insgesamt 2:34 ziemlich in die Länge. Ende Mai bin ich die Strecke um 53 Minuten schneller gelaufen. Aber es ist eine Möglichkeit rauszukommen, aufzubauen und sich länger zu bewegen.

Und heute sind wir mit der Bahn eine Viertelstunde weggefahren und auf kleinen Umwegen zurückgelaufen. 21,4 km gelaufen, zwischendrin 4,5 km gegangen. War schön, neue Blicke auf die Landschaft, ein welliges Profil, ohne Zwang, schnell zu laufen. Überraschungen gab es auch, etwa wenn das Zeichen für den Wanderweg nicht mehr auftauchte.

Die Ischialgie, den Bandscheibenvorfall behandle ich mit Gymnastik, Stretching, Massage, etwas Yoga – ich werde das noch genauer beschreiben. Die Schmerzen kommen und gehen. Ich gewöhne mich an ein neues Körpergefühl: immer wieder dieses Ziehen und Kribbeln, die Taubheit, mit Gymnastik abbaubar. Dazu kam noch eine Bronchitis in letzter Zeit. Oft hätte ich mich abends um 6 ins Bett legen können. Durch Gymnastik, Yoga etc. versuche ich Spannungsabbau und drehe mich in eine andere Richtung. Deswegen wird dieser Blog auch vernachlässigt. Ein neues Ziel ist eine längere Wanderung nächsten Frühling in Spanien.

22.09.07

Zwischenstand

In letzter Zeit nehmen meine Beiträge in diesem Blog ziemlich ab. Teils weil ich kaum mehr laufe und mir deswegen die meditative Phase fehlt, um auf Themen angestoßen zu werden und darüber nachzudenken, teils weil ich durch Erkältung erschöpft bin, mit Krankengymnastik beschäftigt usw.
Radfahren fehlt dieses meditative Element. Ständig muss man wach sein, auf Strasse und Verkehr achten und der Kopf kann nicht bei einem Thema bleiben.
Bei der „Krankengymnastik“ mache ich eine Mischung aus therapeutischen Bewegungen, Stretching, Yogastellungen zur Entspannung und ein kleines Krafttraining zur Aktivierung von Bauch und Rücken. Auf Yoga bin ich dadurch gekommen, dass es mir vorkommt, dass die Bewegungen mehr entspannende Wirkung haben, wenn sie mit Atemrhythmen verbunden werden. Jetzt zieht je nach Allgemeinzustand der Schmerz wieder auf, aber die Taubheit nimmt ab und ich hoffe, dass in dem Maße, in dem ich den Ischiasnerv freilege und aktiviere, der Schmerz auch abnimmt.
Ich weiß nicht, ob das gelingt. Aber ich werde es versuchen.
Ich wundere mich jetzt über die Ärzte, wie wenig sie ein Problem genau anschauen und es von verschiedenen Seiten her zu lösen versuchen. Meistens hängen sie einem Dogma an und misstrauen anderen Denkweisen. Der Chirurg glaubt nur an die Operation, der Neurologe an Kortison usw. Ich suche noch immer den „Arzt meines Vertrauens“.

16.09.07

Ende der Krankengymnastik


Letzte Woche wurde es mal wieder schlimmer. Taubheitsgefühle am Fuß. Ein bisschen Laufen war schon zuviel.
Bei der Krankengymnastik wurde diesmal die Sache symptomatisch angegangen. Der Ischiasnerv wurde bearbeitet, nicht der Bandscheibenvorfall. Die Theorie dabei ist, dass der Nerv zwischen den verhärteten Pomuskeln eingeklemmt ist. Also müssen die durch Massagen und Dehnungen gelockert werden. Mit verschiedenen Bewegungen bringe ich den Nerv wieder zum Kribbeln und das ist schon besser als Taubheit.
Tabletten sind natürlich ein Problem wegen der Nebenwirkungen. Andererseits habe ich das Gefühl, dass ohne sie die Entzündung oder Schmerzen nur zunehmen. Die Alternative wäre, mit Arbeit und Bewegung ganz aufzuhören und abwarten, ob es besser wird. Aber ich habe in letzter Zeit den Sport schon fast vollständig reduziert.
Ich schreibe über diese Bandscheibengeschichte in einem Läuferblog, obwohl es etwas offtopic zu sein scheint, weil es jeder Läufer von einem Bandscheibenvorfall erwischt erden kann.

Gestern bin ich zu einem Marathon gefahren, bei dem ich schon fünfmal mitgelaufen bin. Immer wenn diese Jahreszeit kommt, die ersten kühlen Nächte, die fallenden Blätter, die Sonne ihre Kraft verliert, kommen die Erinnerungen an die Atmosphäre dieser Läufe.
Diesmal habe ich mir die Sache von außen angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Marathonnies hinter den Halbmarathonnies, die auch fast 10-mal mehr waren, fast vollkommen verschwinden. Zwar gibt es bei den Halbmarathonnies tatsächlich noch Nachzügler, wenn die ersten Marathonnies kommen, aber der Dampf ist raus, die Zuschauermenge lichtet sich – ist ja für die auch eine Art von Geduldsmarathon. Dann tröpfeln die Marathonnies ein, oft im Abstand von Minuten. Zu bewundern ist das Publikum, das das brav durchhält. Ich habe bis zum 15ten Läufer durchgehalten und bin dann zur Rückfahrt aufgebrochen. Die hat mich Kraft gekostet und merken lassen, dass ich nicht mehr viel drauf habe. Dabei bin ich vor ein paar Jahren nach einem 3:14 – Marathon die 25 km schon mit dem Rad zurückgefahren und habe anschließend noch eine Nachtschicht hinter mich gebracht. Was allerdings kein Problem war, weil ich vom Lauf vollkommen high war.

Der Sieger war diesmal war ein kleinerer, sportlich eleganter 38jähriger. Nach ihm kamen die unterschiedlichsten Läufertypen. Manche körperlich gezeichnet vom Extremlaufen, einer wie ein KZ-Gefangener, andere mit einem Läuferbuckel. Die Halbmarathonnies, meist junge Männer zwischen 30 und 40, machten einen besseren Eindruck.

08.09.07

Mit einem Drachen umgehen


Ich habe wieder mit dem Laufen angefangen. 20 km diese Woche, aber mein Ischias – bzw. Bandscheibenvorfall – meckert. Ist immer ein bisschen beleidigt über die Zumutungen, die ich ihm damit antue. Als ob ein Feuer speiender Drache in mir sitzen würde. Immer wieder versuche ich ihn mit diesen krankengymnastischen Techniken zu beruhigen. Es kitzelt und kribbelt entlang dem Nerv. Manchmal ist der Fuß taub gestellt. Bei manchen Übungen fängt er an Feuer zu spucken. Etwa beim Stretchen vom Oberschenkel.
Die 7 km von heute hat er mir ganz übel genommen. (Und das bisschen Umgraben im Garten). Jetzt hält er den Fußnerv in seinen Zähnen, so dass sich die Fußsohle taub anfühlt. Das ginge ja noch, aber schlimmer sind die Drohungen: „Wenn Du das … machst, dann schlag ich zu!“ So als wollte er mich zu einem bewegungslosen Leben auf der Coach zwingen.
Und ich sehe schon den Speckring um die Hüfte wachsen, diesen Rettungsring. Andererseits, nichts tun, wäre auch schön - oder?
Radfahren dagegen nimmt mir mein Drache nicht so übel. Vielleicht gehört er zu der Sorte der
Fahrraddrachen.
Aber wenn er weiter meckert, werde ich es mit Chemie, Ibuprofen, versuchen.

30.08.07

CAMPEN IN DER SCHWEIZ

Die Wetterprognosen waren endlich günstig und wir sind zu Dritt am Wochenende losgefahren, um mit Bahn und Rad eine Runde ab Zernez im Engadin zu drehen. Zuerst im dichten Straßenverkehr das Unterengadin hoch nach Camp Plauns hinter Pontresina an den Morteratschgletscher. Wie auch später fahren die Autos mit der Graubündner Nummer besonders aggressiv und rücksichtslos. GR wie GRob.
Camp Plauns – teuer – bietet Gelegenheit zu einer sehr schönen Tour entlang dem Morteratschgletscher zur Chamanna Boval, etwas überlaufen aber lohnend – ca. 5 h. Man kann sehr gut sehen, wie der Gletscher zurückgegangen ist.
Am übernächsten Tag fuhren wir den Berninapass hoch, dann runter auf ca. 2000 Meter und wieder hoch nach Livigno übe den Forcolapass. Der Anstieg dahin war ziemlich bissig, die Straße eng und voll mit italienischen Autos.
Livigno, das steuerfreie Einkaufsparadies für Menschen mit Problemen mit Körpergeruch, macht einen wundern: Straßen voll mit Volk, als wäre man auf der Frankfurter Zeil, zwischendrin noch eine Beerdigungsprozession mit über 150 Menschen. - Billig war nur der Zucker mit 55 Cent, erträgliche Preise hatten der gute Livigneser Käse – um die 8 € - und die Produkte aus der Schweiz – Marmelade 2 €! -, die Milch stammte aus Bayern.
Das Tollste war ein Esel, bei dem Kuh, Pferd und Hase Vorfahren gewesen zu sein scheinen.
Wie immer stehen die Campingpreise in Italien in keinem Verhältnis zu der Leistung, die geboten wird. Nicht nur Steuerbetrug ist dort das Übliche, die Leute scheinen auch Probleme mit Rechnen zu haben. Die Lire-Preise werden durch Tausend geteilt und in Euro umgerechnet.
Am nächsten Tag war Start zum nächsten Abenteuer: Die Durchfahrt durch den 3,385 km langen Munt la Schera-Tunnel. Zunächst geht es 8 km lang durch Galerien am See entlang. Dann durch den einspurigen Tunnel. Dort 98 m abwärts – zum Glück – und mit Tempo 30 bis 40 ist man locker in ca. 6 Minuten durch. Schwieriger dürfte die andere Richtung sein. Für die, die nicht durchkommen und auf Gegenverkehr stoßen, gibt es Rettungsinseln. Normalerweise wird alle 15 Minuten die Fahrtrichtung gewechselt. Der Tunnel ist gut beleuchtet.
Wir sind dann den Ofenpass 450 m hoch und 950 m runter bis Müstair. Was macht man dort? Die von Karl dem Großen gegründete Kirche mit den romanischen Fresken besichtigen (von 755 und 1200).
Am nächsten Tag eine Wanderung nach Südtirol auf die Burg Rotund mit sehr schöner Aussicht, reicher Vegetation, vielen Pilzen und dann eine andere Wanderung zum Wasserfall mit Aussicht auf das Tal.
Das Wetter war inzwischen schon recht bedrohlich geworden. Deswegen sind wir am nächsten Tag wieder unter Gewitter am Ofenpass zurück nach Zernez, 1150 Meter hoch und ab nach Hause.

Zu den Preisen:
Für die 185 Bahnkilometer haben wir Hin und Zurück 341,5 € bezahlt. Ein Autofahrer würde mit Abnutzungskosten usw. 148 € bezahlen. Gegenüber dem letzten Jahr ist der Preis bei der Bahn um ca. 20 % gestiegen. Was würde mein Arbeitgeber sagen, wenn ich ab nächsten Monat 20 % mehr Lohn verlangen würde?
Für die Lebensmittelpreise in der Schweiz habe ich ja Verständnis, da die Waren in der Schweiz produziert werden und solange die, die in der Produktion dafür arbeiten, ihren gerechten Anteil bekommen. Die niedrigen Preise in der EU haben ihre Ursache im Lohndumping. Es ist etwa unmöglich, innerhalb von 5 Minuten ein Glas Himbeeren zu pflücken, einzumachen, plus Kosten für Glas, Zucker usw. usw.

Bilanz:
Wir sind in insgesamt 10 Stunden 157 km gefahren, ca. 2760 aufwärts.

20.08.07

EIN SOUVENIR


Vier verschiedene Stellen musste ich in dem Krankenhaus vom Freitag aufsuchen, bis ich diese Röntgenaufnahme gefunden habe. Aber das Souvenir war es mir wert.
Am Sonntag mach ich eine Runde mit dem Rad durch mein Vogelparadies und sehe die Strecke vollgesprüht mit Pfeilen, entdecke dann einzelne Läufer und mehr und mehr. Mir tut das Herz weh – da wäre ich gerne mitgelaufen.Zuhause im Internet entdecke ich, dass in der Region monatlich 20 – 25 km-Läufe stattfinden. Ich bin nur neidisch.

19.08.07

DER MARATHONMÖNCH VON KYOTO


Ich hab erfahren, dass in NDR, SWR und Phönix ein Film von I. Bauer über einen Marathonmönch vom Zen-Kloster Mount Hiei bei Kyoto gelaufen ist.
In einem Artikel des
Guardian vom 22.01.01, der sich auf Holly A. Schmid 1996 oder Dave Ganci zu stützen scheint, wird diese „Übung“ genauer beschrieben:
Der Mönch unterzieht sich einem 7-jährigen Ritual:
- in den ersten 300 läuft er an 100 folgenden Tagen 40 km
- im 4. und 5. Jahr läuft er 200 folgenden Tagen 40 km
- im 6. Jahr an 100 Tagen 60 km
- im 7. Jahr an 100 Tagen 84 km
Nachts vor zwei geht es los in weißem Gewand, Strohsandalen und „Helm“, beladen mit Kerzen, kleinen Opfergaben, Mantras und heiligen Schriften. Der Mönch eilt aber mehr als er läuft. Er hat bis zu 255 verschiedene Gebets- und Opferstationen zu absolvieren. Die Ernährung besteht aus: Gemüse, Tofu und Misosuppe.
Der Mönch trägt ein Messer und Seil mit sich für einen Selbstmord für den Fall, dass er den Anforderungen nicht mehr nachkommen kann. Der Weg ist gesäumt von Gräbern von Mönchen, die (seit 1787 bis ins 19. Jahrhundert) Selbstmord begangen haben. Seine Kleidung ist weiß - die Farbe des Todes.
Der traditionelle Weg führt heute durch ein Naturschutzgebiet voll mit exotischen Tieren, aber auch durch Einkaufsstraßen von Kyoto, genauso wie durchs Rotlichtviertel.
Dazu kommen noch mehrere Fastenwochen ohne Essen und Trinken, das „doiri“. Das Ziel ist die “Erfahrung eines Gefühls von Transparenz, wo alles - Gut, Böse oder Neutrales - den Körper verlässt und die Existenz sich in kristallener Klarheit selbst offenbart.”

Als anderes Ziel wird von dem
Filmer genannt: „Suche nach Erleuchtung. Über sich hinauszuwachsen, seine eigenen Begierden abzulegen, und irgendwann ganz für andere da sein zu können, das ist das Ziel seiner Strapaze.“


Für uns Westler dürften solche Praktiken unverständlich sein. Ziel der östlichen Meditation ist die Auslöschung des „Ichs“. Dieses „Ich“ ist für die religiöse Tradition des Ostens eine falsche Vorstellung, die man zu überwinden hat. Die alte japanische Kultur ist eine feudale, auf den Kaiser als Gott bezogene. Sie steht in diametralem Gegensatz zum selbständigen Individuum als höchsten Wert in unserer Kultur. Dieses Individuum bei uns orientiert sich an seinen Gefühlen und Bedürfnissen, an Lust und Unlust und vielleicht zwischendurch auch an Vernunft und Moral. Eben gerade so, wie es ihm passt.
Die „Erleuchtung“ selber ist aber wieder eine physische Erfahrung, bei der alles eine Einheit bildet: Ich und Umwelt. Es ist mehr als ein „Runner´s High“; Verschmelzung von Außen und Innen, ein wunderbares Gefühl von Einheit.
Die alten Griechen haben unsere Denk- und Gefühlsgrundlagen formuliert. Danach haben wir Bewusstsein, Geist in uns – er repräsentiert die vernünftige Welt. Unsere Gefühle spiegeln unsere körperlichen Erlebnisse und Bedürfnisse. Wir können nur dann Erleuchtung erfahren, wenn wir ein subjektives Bewusstsein haben.
Der Osten legt den Wert auf richtiges Handeln: Sitzen, Laufen, bis zu
Aikido. Daraus folgt das richtige Bewusstsein. Das ist die Erfahrung von der Vorgängigkeit des Körpers gegenüber dem Geist.

So wird man das weiter hin und her diskutieren können. Vielleicht ist das "Entweder – Oder" falsch.

EIN UNGLÜCK MEHR


Die Woche fing schlecht an. 10 km Laufen, am Sonntag ruhige 65 km mit dem Rad, am Montag 6 Kilometerchen. Das war schon zu viel. Der Ischias meldete sich wieder; Schmerzen, Taubheitsgefühle, Angst, Stress. Ging dann aber wieder im Laufe der Woche zurück.
Krankengymnastik am Donnerstag: die Schulterhebübungen, Druck auf den Nerv, Stretching der gespannten rechten Fuß-, Hinterseite. Wie ich auf der Massagebank liege, spüre ich Elend in mir.

Am Freitag der Hammer: Mitte auf einer Kreuzung Sturz vom plötzlich blockierten(??) Fahrrad auf das Gesicht, speziell die Oberlippe,– mit nutzlosem Helm. Blut aus Mund und Nase, Steinchen im Mund, denke im ersten Moment an ein zersplittertes Kiefer, aber es sind Zahnsplitter. Mit 3 abgeschlagenen Schneidezähnen komme ich um 4 Uhr in die Notaufnahme und zurück nach Hause um 8 Uhr mit 3 rekonstruierten Zähnen, Oberlippe mit 7 Stichen genäht.
Die Röntgenaufnahme sah gruselig aus. Ich hab sie leider nicht hier. Mein Gesicht zu zeigen, habe ich jetzt gar keinen Anlass mehr.
Pech? Irgendwas läuft falsch.

11.08.07

ZWEITE KRANKENGYMNASTIK


Ich hatte meinen zweiten Termin. Was soll erreicht werden? Ich würde gerne wieder so laufen können wie vorher und beweglich bleiben. Aber es wird nicht wieder so werden wie vorher. Mit Rückschlägen muss man rechnen. Eventuell lässt sich die Bandscheibe durch Druck auf bestimmte Punkte, durch bestimmte Bewegungen zurück auf ihren ursprünglichen Platz bewegen. Etwa den Rücken an der Schulter hoch drücken, Rücken entspannt wie ein Sack, bis unter den Punkt (O), wo es zu kribbeln, leicht schmerzen anfängt, so wie auf dem Bild.
Aus Angst vor Entzündungen nehme ich weiter 2 mal 2mg Kortison. Werde versuchen, das zu reduzieren. Bis auf Kribbeln im Ischiasnerv, leichtes Ziehen bei Nacht und am Morgen, geht es.

Heute im Nieselregen zum ersten Mal 10 km gelaufen, 20 km die Woche. Bei der Wende schaue ich auf die Uhr: 5:42. Was! Super, das muss ich beim Zurücklaufen halten. Der Ehrgeiz will mich packen. Ich brauche alle Disziplin, mir vorzunehmen, nicht auf die Uhr zu schauen, entspannt zu laufen. Ich merke, wie ich mich gerne unter Stress setze.
Aber dann sehe ich meine Frau, die anderswo abgezweigt ist, vor mir laufen. Ich werde an sie herangezogen wie an einen Magnet.

08.08.07

BEGINN DER KRANKENGYMNASTIK

Gestern den ersten von 6 20-Minuten-Terminen. Zuerst eine Diagnose, was schmerzfrei geht. Mein rechter Rückenteil soll ziemlich verspannt sein. Was ist möglich? Er drückt auf den L5-Wirbel, ich spüre einen leichten Schmerz. Der Krankengymnast meint, damit könne man eventuell den Vorfall wieder etwas zurückdrücken.
Dann legt er mir für 15 Minuten eine Wärmebeutel auf den Rücken.
Stand derzeit: ich habe das Kortison auf 4 mg/Tag reduziert. Es kribbelt entlang dem Ischiasnerv, Taubheitsgefühle manchmal in der Ferse. Aber kaum mehr Schmerzen.
Diese Woche zweimal 5 km sehr vorsichtig gelaufen, mal 6:30, mal 6:03. Ich habe Angst vor neuen Entzündungen. Die rechte Wade schmerzt, (Muskelverluste?, Ischias?) fühlt sich an, als würde sie aus zwei rostigen Drähten bestehen.

Heute hat es in Strömen geregnet. Alle Bäche übervoll. Das Knabenkraut, weiß nicht welcher genauen Art, blüht an den Bachrändern.

05.08.07

LAUFEN WIE EIN BUDDHA


Mitte der Woche habe ich es um ersten Mal seit 3 Wochen versucht. 5 Kilometerchen, in voller Sommervegetation, Kathedralen aus Grün, Himmel mit sich auftürmenden Wolken, Wärme, Schwüle, Leben.
Mit Tempo war nichts, 6:40 je km – ich glaube ein neuer Rekord. Ich habe etwas versucht aus dem Bauch heraus zu laufen, nachdem ich gelesen habe, dass Dicke weniger Bandscheibenvorfälle haben, weil sie ihre Wampe nach vorne strecken. Also so vielleicht wie im Zen-Buddhismus in der Hara-Haltung: Man lässt den Bauch nach vorne wölben wie ein kleiner Buddha, man atmet aus und ein und fühlt unterhalb des Bauchnabels das Zentrum seiner körperlichen Existenz, das Hara. Hier fühlt man, nimmt man wahr, wie der Atem die Lebenskraft gesteuert wird und fließt.
Vielleicht habe ich ja eine falsche innere Haltung, den Bauch zu sehr eingezogen, zu starr aufrecht, Ängste, zuwenig Gelassenheit, zuviel Ehrgeiz.
Wenn man so läuft, verändert sich die Blickrichtung. Man schaut nach vorne, aus sich heraus. Normalerweise wird man schneller, heute bin ich aber immer langsamer geworden. Allerdings senkt sich der Blick nach einiger Zeit, wenn man sich nicht darauf konzentriert und dann beginne ich an innere Dinge zu denken. - Was denken die Leute, wenn ich sie anschaue? Besser ich beschäftige mich mit meinem Gedanken.
Jetzt werde ich abwarten, wie es wirkt. Ob wieder Entzündungen entstehen.
Zum Zen-Laufen noch zwei Links:
Aus einem Interview mit einem Zen-Trainer, Polenski: „Im japanischen Zen-Kloster gibt es nur nur zwei Dinge: Laufen und Sitzen. Niemand geht, alle laufen, dauernd. Es wird auch schwer körperlich gearbeitet, z.B. am Feld. Ich empfehle daher jedem Kopfarbeiter zusätzliche Bewegung.“

Ich stehe um 5 Uhr früh auf, meditiere ca. 50 Minuten und dann gehe ich laufen. Um 7 Uhr früh bin ich hellwach, bei guter Laune und fit für den Tag. An Tagen mit besonders viel Stress laufe ich am Abend auch.

Dann etwas zum Zen-Running von Günter
Heidinger. Sein Rezept: 3 - Stundenlauf am Morgen mit den Regeln: Zeit nehmen, langsam, allein, mit Musik, Schmerz durchstehen, Geduld haben.

Gestern habe ich schon 8 km geschafft. Aber ich spüre es heute und lege heute eine Pause ein. In den 2 Monaten Nichtlaufen habe ich 1,5 kg verloren. Muskelmasse? Vorräte? Effekt des Kortisons?

EIN LÄUFERTYP - ASOZIAL


Bei einem Läufer, den ich kenne, frage ich mich, ob Laufen wirklich eine gute Sache ist oder nur Teil einer gestörten und eitlen Persönlichkeit. Es handelt sich um den Geschäftsführer einer Firma.
Er legt viel Eifer an den Tag, ist innovativ, macht auf jugendlich und sportlich – ca. 40. Er zieht aber das Leistungstempo in der Firma an. Neue Zweige werden gegründet, immer wieder erscheint er mit seinen Fotos und Innovationen in den diversen Lokalblättchen. Auch dann, wenn er fast gar nichts dafür getan hat. Er lässt sich von seinen „Mitarbeitern“ Vorträge schreiben, um sie dann im eigenen Namen zu halten. Personal Coaching wird betrieben. Glatzköpfige Berater kommen, um verkünden zu lassen, Kritik an Führungskräften wäre nicht mehr erlaubt. Es müsse Ordnung herrschen. Die Kontrolle über die „Mitarbeiter“ wird verschärft, alles soll protokolliert werden. Die Hierarchie im Betrieb macht sich bemerkbar. Führungsstrukturen setzen sich durch. Mitarbeiterbesprechungen werden zu Kampfgefechten, bis sie zur Resignation führen. Ältere Mitarbeiter gehen, es gibt Kündigungen, Vergleiche, Mobbing. Die Jüngeren identifizieren sich anscheinend mit dem Chef. Zwar nehmen die neuen teuren Projekte viel Geld weg – der Chef leistet sich einen neuen Betriebsvolvo (SPD?), seine Frau wird 100 km weiter weg mit dem Auto geblitzt – aber dafür stellt er Ein-Euro-Jobber ein, die der Firma und der Autoindustrie das nötige Geld bringen. Bei den einen „Mitarbeitern“ macht sich Resignation und das Gefühl von Sinnlosigkeit breit, - die, die mitmachen, bekommen Zeitgutschriften für Betriebsfeiern, dürfen bei Arbeitsessen und -trinken „Betriebsgemeinschaft“ erfahren. Tätowierungen und Totenköpfe tauchen auf. Es werden Lauf- und Walkinggruppen gebildet, gemeinsame Anmeldungen bei Rennen, im gemeinsamen T-Shirt. Eine Taktik des Chefs war es ja, eine „Betriebsidentität“ oder „Wir-Gefühl“ aufzubauen. Das betrifft natürlich nur die Führungsebene, nicht die der Arbeiter. Für die sieht der Chef eine 40-Stunden-Woche vor, das wird durchgezogen. Zwar ist nicht genügend Arbeit da, aber es geht um Kontrolle und Verfügbarkeit von Untergeordneten. Kontrolle erstreckt sich bei ihm auch auf die Sonn- und Feiertage, an denen er durch die Firma strolcht.
Als Läufer ist er sichtlich im Stress. Er muss noch nachts durch die Stadt rennen. Die Kilometer pro Woche gehen in die 50, 60. Bei Halbmarathons schafft er schließlich um die 2 Stunden. Immer wieder bricht er bei Läufen ein.
Laufen ist bei ihm Teil einer asozialen Persönlichkeit. Da ist ein vielleicht nicht schlechter Leistungsdrang; er will anerkannt und beliebt sein, sich hervortun vor anderen. Aber er hat Schwierigkeiten, mit Skepsis und Erfahrungen anderer Menschen umzugehen. Deswegen übt er Druck aus, beginnt sich abzusondern und aufzublasen.

31.07.07

BANDSCHEIBENVORFALL


Gestern mit MRT-Bildern und nach einer Woche Dexamathason 4 mg zum Orthopäden zurück. Die Kortisontherapie hat die Schmerzen weitgehend beseitigt, meine Beweglichkeit erhöht. Ich kann mich bücken, beugen. Mit Laufen habe ich es noch nicht versucht. Radfahren ging ja. Die Nebenwirkungen sind allerdings lästig: lautes Rieseln im Ohr, den Kopf vollgedröhnt, bei Nacht schlaflose Stunden.
Was jetzt? Also, die Nervenentzündung hat nachgelassen, der Nerv hat wieder mehr Platz. Aber es ist nicht damit zu rechnen, dass der Vorfall wieder zurückgeht. Die Bandscheibe ist gequetscht und wird immer auf die Nerven drücken. - Macht man halt mal Krankentherapie, aber der Arzt glaubt offensichtlich nicht daran. Nach dem, was ich ausprobiert habe, bin ich auch skeptisch. Frage mich, ob die Bewegung in dem Bereich, nicht wieder Entzündungen hervorruft. Zumindest in dem Moment, in dem man Tempo macht, in Stress kommt usw.
Jetzt wird die Dosis halbiert. Mal sehen, wie es wirkt. Langfristig glaubt der Arzt nur an die Operation der Bandscheibe. Was ich gelesen habe, macht mich skeptisch. Nach
Wikipedia ergeben sich langfristig keine Unterschiede zwischen Operation und konservativer Behandlung. Eine Operation ist angesagt, wenn Lähmungen, Reflexstörungen und ähnliches auftreten. Der Neurologe spricht ja schon von Fußheberschwäche, also Schädigungen motorischer Nerven.
Ich muss mich für den Rest des Lebens auf eine Behinderung gefasst mache
n.

29.07.07

WARUM LAUFEN POLITIKER?

Jüngst lese ich, dass G. Beckstein zu seiner Nominierung zum Ministerpräsidenten weiß-blaue Laufschuhe geschenkt bekommen hat.

„Der Franke Beckstein, der bei Faschingsbällen schon als Ritter, als Löwe oder als vollbusige Blondine auftrat, hat gestern sein Etappenziel erreicht. CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann schenkte ihm für seinen „Langstreckenlauf“ als Regierungschef Turnschuhe, die Beckstein gleich ausprobierte. Eine Oberpfälzer Blaskapelle stoppte seinen federnden Gang durch den Hof des Landtags mit einem Ständchen.“ In:
Link

Was soll das Läuferimage? Wer läuft, bewegt sich. Beckstein und seine CSU, bewegen sie sich? Sicherheitspolitik ist Festhalten, Nichts verändern. Keine aktive Gestaltung von sozialer Gerechtigkeit, Ökologie, Energieproblemen. Da soll einer als aktiv und beweglich dargestellt werden.
Bush und Putin laufen - vielleicht sogar zusammen. Zwei Hardliner. Was zeigen sie? In den USA gehört bei der Oberschicht sportliche Aktivität, ein sportlicher Körper zum Statussymbol. Warum? Einer der läuft, zeigt, dass er sich bemüht, dass er sich anstrengt. Dass er Mühen nicht scheut, sich nicht einfach gehen lässt, rational handelt, dass er sich disziplinieren kann, unterordnen unter höhere als nur egoistische Zwecke. Er zeigt gewissermaßen eine Arbeiterseite und macht sich so populär. Er will nicht nur bequem und parasitär auf Gesellschaftskosten leben. Er tut etwas dafür.
Aber ist der Läufer nicht auch ein gefährlicher Krieger? Hat Aggressionen, will anderen überlegen sein, gewinnen? Ich habe es mir hin- und herüberlegt und denke, dass das schon in einem Läufer drinsteckt, aber in einer modifizierten und kultivierten Form. Denn er bewegt sich in der Konkurrenz, stellt sich zur Wahl – während ein Mensch, der nur Dominanz will, seine „Konkurrenten“ zu kontrollieren versucht: Lächerlichmachen, Fertigmachen, Unterdrücken, Töten. – Läufer tun das nicht, aber vielleicht laufende Politiker?
Unser bekanntester Läufer war Fischer. Wozu sein Lauf zu seinem wohl inzwischen wieder falschen Selbst? Ich denke, Unzufriedenheit mit seinem Körper, seiner politischen Sackgasse. Politisch und ökologisch ging nichts mehr vorwärts. Dafür joggende Beweglichkeit, erneuerte Jugendlichkeit, wo am Ende ein Amt übrig blieb. Aber zum Image hat es gereicht.

Frage am Schluss: Ist nicht Laufen ein wenig ein Theater, mit der man sich eine gewisse Unbeweglichkeit, Verhärtung und vielleicht auch Müdigkeit, die sich in das Herz eingeschlichen hat, weglaufen will?

LÄUFER HERBURGER IST 75




Seine Artikel über Laufen, sein Buch „Lauf und Wahn“ öffnen einen anderen Blick auf die Laufstrecke. Dort wird Bizarres, Skurriles und Fantastisches gesammelt. Für die Funde verzeiht man ihm kurz auch die Fliegerei nach Sibirien, Island, Duala.
Mit seinem „magischen Realismus“ kann ich nur bedingt war anfangen. Eine Sendung im SWR2 vom
SWR2 Zeitgenossen „Günter Herburger, Schriftsteller im Gespräch mit Reinold Hermanns“ am 22.7.07 hat mir aber etwas davon näher gebracht. Er lebt „heute wieder in seiner Geburtsstadt Isny, als kritischer Beobachter einer zunehmend „durchökonomisierten“ Landschaft, die ihre Bedeutung als „Heimat“ längst verloren hat.“
Ich erinnere mich an die Heimat meines Vaters in der Nähe und ihre merkwürdige Magie. Für mich als Kind eine herbe strenge Landschaft in Schwarz-Weiß: schlecht gelaunte Großmutter in Gummistiefel, Stube auf schattiger Nordseite, nur kaltes Wasser am Brunnen vor dem Stall, Wohnteil aus dickem Lehm mit Kachelofen, Hof und Mühle aus Holz, wackeliger Strom vom Wasserrad. Vor allem diese magischen Gerüche: das „Brennt´s“ - Vollkorn angeröstet und in Brühe aufgegossen - zum Frühstück, der Kuhstall nur aus Holz, dieses Heu voll mit Kräutern. Aber es war ein hartes Leben: Not, Streit, viele Kinder, früh ausgesetzt in Brotberufe, Rosenkränze, Dorfschande, Naziverbrechen.
Heute sieht alles grün touristisch aus: Pferde, Fahrräder, Erholung usw. Zunehmend „durchökonomisierte“ Landschaft, wie es Herburger beschreibt und aus der er mit Platzangst davonläuft in seine Fantasien nach München, Paris, Tunesien, Spanien und sonst wohin.
Er war auf der anderen Seite: der Protestanten von Isny, der Akademiker, wenn auch durch den Weltkrieg in einen Strudel von sozialen Erfahrungen getragen. Schade, dass er sich die bäuerliche Realität des Allgäulebens nicht zum Stoff gemacht hat.
Etwa die Lebensverzweiflung und den Zorn, der die Menschen dort verbindet und auseinander hält, die sie am Laufen hält mit dem Motto: sie haben mich doch nicht umbringen können, ich lebe trotzdem weiter. Ich laufe, ich lebe.

Wer die Sendung hören will, melde sich, hab sie aufgenommen. 44 Minuten, 15,3 MB.