21.12.07

LANDSCHAFT I: DIE GÄRTEN DES ZEN


Im ZDF-Doku-Kanal habe ich vor ein paar Tagen einen kleinen Film gesehen: „Zen und die Gärten des Shunmyo Masuno“. Shunmyo Masuno ist ein japanischer Zen-Mönch, der in diesen hektischen übervölkerten Städten meist in Hotels, Hochhäusern Zengärten - so wenigstens seine Meinung - gestaltet. Seine Zengärten bestehen aus den Elementen: Stein, unbehauen und behauen, Wasser, Schotter und Pflanzen. Die Pflanzen, meist Bäume und Büsche, sind in der Regel grün, Blüten sind selten, so dass die dominierenden Farben: grün, grau, weiß und die Farben des Wassers sind. Manchmal bewegen sich Koi-Fische in den Gewässern. Wenigstens die Gärten in oder bei den Hotels sind nicht zugänglich. Man blickt auf sie durch große Glasscheiben. Dadurch werden sie gewissermaßen zu einem Teil des Raumes, beziehungsweise der kulturelle Raum des Raums wird durch den Blick auf einen „natürlichen“ Raum des Gartens erweitert. Das Wasser wird oft künstlich über Wasserfälle geführt, die Steine sind oft sehr bewusst bearbeitet, kommen bis aus Südafrika. Der Garten, der auf den ersten Blick natürlich erscheint, ist in Wirklichkeit höchst künstlich und durchdacht. Dieser Zenmönch liebt etwa das Bild Karpfens, der einen Wasserfall hochspringt und sich oben in einen Drachen verwandelt. (Was das mit Zen zu tun haben soll?) Diese Idee stellt er in den Steinen dar und sie soll sich unbewusst dem Betrachter vermitteln, soll in ihm den Impuls auslösen, hochzuspringen, d.h. sich zu konzentrieren und zu bemühen, um die ihm gegebene Energie wie ein Drache auszuleben.Der Zengarten soll inmitten der Hektik Ruhe vermitteln und die Kräfte auf eigentliche Aufgaben konzentrieren lassen. (Ich denke, das hat mehr mit Budo zu tun als mit Zen).
Gleichgültig wie natürlich oder künstlich, wie wenig oder viel Zen das ist, interessant ist hier das Naturverständnis. Die Natur inszeniert eine menschliche Bewegung. Der Betrachter legt bei der Betrachtung seine Seele in die Landschaft. Er verliebt sich in den Garten. Die Bewegung im städtischen Raum ist Stress erzeugend. Bekanntlich lässt jede Berührung in der Fußgängerzone Herzschlag und Blutdruck steigen. Es ist ein Hindernislauf, Ausweichen vor gefährlichen Begegnungen. Man ist unter Druck, möglichst schnell anzukommen, hat Ängste, zu spät zu kommen, sein Ziel nicht zu erreichen, keinen Platz zu bekommen und so weiter. Für den Läufer, der sich freiwillig diesem Stress unterwirft, besteht die zuversichtliche Aussicht, an sein Ziel zu kommen und sich wieder erholen zu können.Die vom Zengarten vermittelte Ruhe soll die Seele sich entspannen lassen und die Kräfte wieder auf die Bewältigung einer anstehenden Aufgabe konzentrieren. Die Landschaft ist hier ein Ort, wo die Seele sich verliert und sich auf einem „natürlichen“ Niveau neu ordnet. (Ich weiß, dass ich in Geheimbegriffen rede. Aber vielleicht lässt sich das im weiteren Verlauf bei der Beantwortung der Frage, warum man in die Natur geht, aufklären.)

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