30.06.07

30.06.07 Rundfahrt

Da mit Laufen nichts ist - hauptsächlich wegen dem Fersenproblem, und zur Schonung des immer noch gleich gequälten Ischiasnervs - bewege ich mich auf dem Rad. 69 km mit 23,8 km/h, allerdings ca. 750 Meter aufwärts.
Auf und an der Straße diese Tiere:
Störche





Ein überfahrener toter Dachs












Eine überfahrene Ringelnatter. Es ist schon die Dritte an dieser Stelle.

















Ein Bild mehr, damit es nicht ganz so traurig wird.

27.06.07

LAUFEN KONTRA RADFAHREN


Derzeit bin ich gezwungen, wieder aufs Rad zu steigen. Aber das ist eine ganz andere Sache. Es mag orthopädisch günstiger sein, die Gelenke weniger belasten, den Rücken schonen, aber schon der Blick auf die Pulsuhr zeigt den Unterschied. Bei gleicher Leistung ist der Puls um 10 Punkte niedriger als beim Laufen. Weil eben weniger Muskeln aktiviert werden. Beim Radfahren wird hauptsächlich der Quadrizeps femoris, einer der größten Muskeln im Körper, beansprucht. Dafür kann eine Leistung länger erbracht werden. Man vergleiche die Zeiten, die die Leistungssportler bis zur Erschöpfung brauchen, etwa 4 bis 6 Stunden, mit denen von Marathonläufern. Entsprechend länger ist das Fahrradtraining bei Profis – bis zu täglich 8 Stunden.
Bei einem Läufer werden mehr Muskeln benutzt, entsprechend größer ist die benötigte Blutmenge. Und das bedeutet eine größere Herz-Kreislauf-Leistung, eine größere Leistung des Herzens. Daher der höhere Puls.
Ist das Radfahren also zwar schonender, braucht es auch mehr Zeit.
Der Kalorienverbrauch ist je Kilometer geringer. Nach meiner eigenen Rechnung muss man die Leistung auf dem Rad, Kilometer, etwa durch 2,3 teilen, um auf einen dem Laufen vergleichbaren Wert zu kommen. Bin ich also 23 km mit dem Rad gefahren, entspricht das in Etwa einem Lauf von 10 km.
Abnehmen lässt sich besser mit dem Rad als beim Laufen oder Schwimmen. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Aber das zeigen Experimente. (Ich kann den Link zu einer DLF-Sendung dazu leider nicht finden). Es hängt vielleicht damit zusammen, dass beim Rad weniger die Muskulatur beansprucht (und aufgebaut) wird als der Kreislauf, der die Energievorräte angreift.
Was mir das Rad unsympathischer macht, ist die größere Gefährdung im Verkehr. Es sind aber auch die höheren Kosten. Bei einem guten Rad, nehmen wir an mit gehobenen Amateurkomponenten Shimano 105, kostet mich der Kilometer ca. 5 Cent. Dazu folgende etwas großzügige und überschlägige Rechnung in einer Tabelle
"Kosten Fahrrad". Dabei komme ich auf Kosten je Kilometer: 0,05 €

Die Arbeitsstunden zum Wechseln der Teile und die Werkzeuge rechne ich dabei allerdings nicht mit.

Vergleicht man das mit dem Laufen, hängt der Unterschied natürlich von den Schuhen ab. Nimmt man eine durchschnittliche Laufleistung von 60 km je Woche an und die Lebensdauer eines Schuhs von 1000 km, dann kostet eine Woche
bei einem 15 Euro-Schuh: 0,90 €
bei einem 140 Euro-Schuh: 8,40 €

Die vergleichbare Leistung auf dem Rad wären 60 x 2,3 = 138 km
Das würde kosten: 6,90 € pro Woche.

24.06.07

23.Juni 2007 Aus der Rehabilitation


Ich laufe immer noch nicht. Letzten Montag habe ich es versucht, aber nach 600 Meter abgebrochen. Die Ferse, bei meinem Unfall am 11. angegriffen, war das Problem. Zwar wird es jeden Tag besser, was mich davon abgehalten hat, zum Arzt zum Röntgen zu gehen, aber jetzt habe ich ein wenig das Gefühl, dass sich ein Kallus bildet. Das wäre ein Hinweis auf einen kleinen Bruch, der jetzt nicht perfekt, aber doch verheilt. Hoffe, dass ich dann trotzdem laufen kann. Ich werde es nächste Woche wieder versuchen.
Mit dem Bandscheibenvorfall tu ich mich immer noch schwer, auch wenn ich jetzt das Gefühl habe, dass es besser wird. Am schlimmsten waren zunächst diese Taubheitsgefühle am Fuß, besonders den zwei kleinen Zehen, das Gefühl, dass der Fuß – vor allem beim Sitzen und am Abend – eingeschlafen ist und er nur mit Mühe, Stehen bis zur Schmerzgrenze wieder zum „Leben“ gebracht werden konnte. „Leben“ heißt in dem Fall: Kribbeln, Gefühle wie bei kleinen Stromimpulsen. Oft bin ich am Abend so erschöpft, dass ich mich frühzeitig hinlege und sofort einschlafe. – Schlafen kann ich übrigens gut – vom Positionswechsel abgesehen. Bis dann am Morgen wieder der Ischiasschmerz zunimmt. Aufstehen und Anziehen ist noch schmerzhaft, aber dann wird es besser.
Tabletten gegen Schmerzen versuche ich auf jeden zweiten Tag zu reduzieren. Außerdem mache ich abends öfters Elektroreizstimulation um Lendenwirbel und Ischiasgegend. Ob es nützt, weiß ich nicht. Aber es lenkt von Schmerzen, Taubheitsgefühlen etwas ab, so dass ich etwas ruhiger sitzen kann. Oft war ich ja nicht mehr in der Lage, in Ruhe zu schreiben.
Arbeiten gehe ich wie immer. Da ich dabei nicht sitze, sondern mich viel bewege, ist es meiner Meinung nach zwar ermüdend, aber eher positiv für die Genesung.
Ich schreib das hier etwas ausführlicher für diejenigen, denen es einmal ähnlich ergehen könnte. Wenn ich auch dabei zu bedenken geben muss, dass jeder Fall anders ist. Ich habe mich inzwischen ja überall umgehört und herausgefunden, dass es die unterschiedlichsten Formen gibt und es auch sehr, sehr schmerzhaft werden kann, sehr schmerzhaft für Jahre. Ich hoffe, mehr Glück zu haben.
Jetzt werde ich noch mit dem Gang zum Arzt warten. Vielleicht erledigt sich die Sache von selbst. Heute bin ich merkwürdigerweise optimistischer.
Aber mich haben auch schon andere Stimmungen gepackt. Ich kann es verstehen, dass Menschen in Depressionen geraten können, wenn sie ihren Sport nicht mehr betreiben. Immerhin bin ich schon älter und die Sache könnte sich wiederholen. Die Vorstellung, fett und lethargisch rumzuhängen, quält mich. (Auch wenn ich trotz Untätigkeit nur abgenommen habe.) Ein wenig habe ich Angst vor einem ungeregelten Leben. Es ist als ob das Laufen kontinuierlich kleine Erfolgserlebnisse liefert, die meinem Ego schmeicheln. Etwas, was mir in dieser regelmäßigen und einfachen Form fehlen würde.
Das war ein kleiner Blick nach innen.
Um dennoch etwas zu leisten, habe ich mich auf das Rad geschwungen und bin eine Runde mit 46 km gefahren. Durchschnittlich nur 24,5 km/h, aber es ging 400 Meter aufwärts. Dabei bin ich an der Gegend meiner frühesten Kindheit vorbeigefahren. Wer es kennt, sieht auf dem Bild den Hof meiner Großmutter.

19.Juni 2007 Laufen als Religionsersatz


Deutschlandfunk: "Sportgespräch"
"Der Fitness-Wahn als Reli- gionsersatz" - Ein Gespräch über die religiös-kulturelle Bedeutung von Sport anlässlich des Evangelischen Kirchentages in Köln Jessica Sturmberg und Johannes Ostermann im Ge- spräch mit Dr.Manfred Lütz Mediziner und Theologe
Statt wahrzunehmen, was hier „läuft“ wird von diesem ganz und gar nicht lustigen Mann Sport auf etwas leicht Vernichtbares reduziert. Ihm ist Sport zu „ernst“, nicht so lustig wie die katholische Wallfahrt. Er findet es „idiotisch“, dass die Menschen Angst vor dem Tod haben. Die Angst vor dem Tod treibt die Menschen ins Fitnessstudio. Statt dass sie sich freuen, endlich im Himmel jubilieren zu dürfen. Die Leute verpassen ihr Leben, weil sie ihren Tod verdrängen. Sie wollen länger leben, nur um „dann länger im Pflegeheim dement zu bleiben“. „Was die Leute letztlich durch die Wälder treibt, ist die uralte Sehnsucht nach dem ewigen Leben“. Wirklich? Vielleicht wollen sie einfach das Leben, was ihnen noch bleibt, intensiver und aktiver erfahren? Vielleicht ist eine Schweinshaxe lecker – aber wie war das Leben dieses Schweins?
Gut wir haben nicht die Gewissheiten des Herrn Lütz, haben nicht seine tollen Fantasien, sind auf magere, aber reellere Erfahrungen zurückgeworfen. Erfolge sind keine Offenbarungen des Himmels, kein
Runner´s High, bestenfalls Wohlfühlen, Zufriedenheit nach einer Leistung.
Herr Lütz mag die Behinderten und setzt sich ein für die „Paraolympics“ – so wie die Kirchen – vom desinteressierten und asozialen Staat unterstützt - einen Großteil der wehrlosen Behinderten und Alten in ihrem Griff haben. Sie mögen die Leidenden und Abhängigen, brauchen sie als Objekte ihrer Nächstenliebe und als Steigbügel in ihren Himmel.
Halleluja
Das Bild zeigt den Treffpunkt des AOK-"Rad"-Sonntag. Dabei gab es Leckeres zu essen. Das also ist moderne Wallfahrt und Fitnesswahn.

12.Juni 2007 Unfall


Ich tauche kurz aus meiner Laufabstinenz auf. Hatte gestern einen Fahrradunfall.
Ein Auto kam von rechts ohne Vorfahrt aus einer einmündenden Straße. Statt zu halten fährt es weiter. Ich hoffe, dass ich noch vorbeikomme. Aber es erwischt mich noch. Es reißt mich um, alles geht ja blitzschnell, ich fliege irgendwie über das Rad, falle wieder „irgendwie“ auf die linke Hüfte, dann auf den Rücken und bleibe dann auf dem Bauch liegen. Schreiend vor Schmerzen. Erste Angst, dass ich mir am Rücken was gebrochen habe. Zuerst bekomme ich kaum Luft, aber ich kann schreien. Vielleicht ist auch Wut dabei über diesen Blödmann, der blind weiterfährt - wahrscheinlich hat er nach rechts geschaut. Später wird er sagen, er hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wäre. Also irgendwo hat er mich gesehen und Radfahrern kann man wohl die Vorfahrt nehmen.
Dann kann ich aufstehen, jammernd. Überall kleine Verletzungen, am Knie, Ellbogen, Schienbein, Schürfwunden. Am Boden liegend gehofft, dass jetzt keiner über mich fährt. Die andere Hoffnung, dass es jetzt meine eingeklemmten Nerven wieder raus geschlagen hat. Aber leider nichts davon.
Ich kann dann wieder aufrecht gehen. Verlange zuerst, dass er die Polizei holt. Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll. Er ist bereit dazu. Dann schaue ich mir das Fahrrad an: Kette unten, kein Problem. Aber Pedal verbogen. Vielleicht noch mehr.
Er schreibt mir seine Adresse und Telefonnummer auf. Ich gebe ihm meine.
Richtig wäre es gewesen, ich hätte Kreide dabei gehabt. Aufgezeichnet, wo Auto und Fahrrad war. Später fotografiert. Dann wäre Papier und Schreibzeug nötig gewesen.
Ich hätte mir sofort die Adressen der zwei Zeugen notieren sollen, die in der Nähe waren. Stattdessen war ich geschockt, stand unter Zeitdruck, weil ich zur Arbeit musste und ich maximal 6 oder 7 Minuten Luft habe.
Wäre ich ernsthaft verletzt gewesen, wäre die Sache noch schwieriger geworden.
Nach einer schmerzhaften Nacht wegen der Prellungen, zusätzlich zum Bandscheiben- Ischias-Problem, scheinen die Verletzungen nicht gravierend zu sein. Problem vielleicht die rechte Ferse, mit der ich wohl mit dem Auto kollidiert bin. Aber es sieht nicht nach Bruch aus. Ich kann vorsichtig wieder auftreten. Die Wucht des Zusammenstoßes kann man an dem verbogenen Pedal sehen. Auch die Kurbel ist verbogen.
Ich habe nachdem ich wieder aufrecht gehen konnte, nicht mehr auf Polizei bestanden, dann versucht zu fahren, aber das Pedal war zu verbogen. Bin dann nach Hause „gefahren“ und habe das Fahrrad gewechselt. Kam 8 Minuten nach der Zeit bei der Arbeit an.
Jetzt suche ich nach Ersatzteilen, werde eine Bestellung machen. Hoffe, dass der Autofahrer bezahlt. Ich habe mich ziemlich hilflos verhalten, bin in eine primitive Problemlösungstaktik gefallen, wollte den Unfall in einer gewissen Weise ungeschehen machen. Mir wird angeraten, die Sache der Polizei zu melden. Aber ich habe in dem Fall nichts gegen den Autofahrer. Er hat nicht aufgepasst, und ist mir – wenn auch weniger folgenreich – auch schon passiert.
Am gleichen Tag habe ich danach ähnlich gefährliche Sachen erlebt: Ein Autofahrer, der 5 Meter vor mir die Tür aufreißt. Einer, der im Gegenverkehr unbedingt vor mir links abbiegen will. Dabei fährt er fast in die Fußgänger rein, die bei Grün die Ampel überqueren. Dann ein Autofahrer, der von rechts aus einer Hofausfahrt herausprescht.
In verschiedenen
Gerichtsurteilen wird vom Radfahrer erwartet, dass er so fährt, wie man es von Radfahrern erwartet: langsam. Fährt er schneller, macht er sich schuldig. - Und ich fahre mit 25 bis 35 zur Arbeit.
Und meine Ischias-, oder Bandscheibensache? Obwohl ich jetzt schon die zweite Woche nicht mehr laufe, hat sich das Problem nicht wirklich verbessert. Am Abend kaputt, Schmerzen. Bei Nacht kann ich schlafen. Am Morgen aber Schmerzen, dass ich nur mit Mühe die Socken anziehen kann. Dann wird es wieder besser. Aber am Abend nimmt die Taubheit im Fuß zu und ich laufe nervös umher, um wieder ein Gefühl in den Fuß zu bekommen. Sobald ich wieder kann, nach dieser zusätzlichen Attacke, werde ich wieder zu laufen versuchen.

03.Juni 2007 Laufpause


Am Freitag vor drei Tagen wäre mein Langlauf angestanden, aber da sich mein Leiden verschlechtert hat, Schmerzen und Taubheitsgefühle zugenommen haben, habe ich mich entschieden, eine Pause einzulegen.
Dieses Blog hat damit eine Wendung genommen, die ich nicht vorgesehen habe. Ich werde also auch hier demnächst nicht mehr regelmäßig schreiben. Es sei denn, es hätten sich einige Gedanken zu einem Läuferthema angesammelt.
Oder ich könnte wieder regelmäßig laufen.

01.Juni 2007 Dialektik des Laufens


Der Läufer ist ein praktizierender Philosoph. Ich will es hier beweisen. Er ist ein Dialektiker, nicht in dem Sinne, dass er Dialoge und Diskussionen mag,sondern dass er sich zwischen Gegensätzen bewegt, zwischen:
Auf und Ab, Unten und Oben
Ruhen und Bewegen
Weg und Zurück
Die Füße hebt er hoch und lässt sie fallen, in der Bewegung gibt es immer wieder einen Punkt, an dem er zur Ruhe kommt. Das ist der kurze Moment, an dem der Läufer „fliegt“, mit beiden Füßen die Erde nicht berührt. Übrigens anders als der Geher, dem vorgeschrieben ist, immer wenigstens mit einem Bein in Kontakt mit der Erde zu sein.
Weg und Zurück läuft er normalerweise, wenn er eine Runde dreht, einen Weg bis zu einem Punkt und wieder zurück läuft.
Ich will mich weiter etwas über diese Gegensätze auslassen: Nach unten zieht uns die Schwerkraft. Wenn wir laufen, arbeiten wir für kurze Zeit gegen die Schwerkraft, um dann den Fuß wieder aufzusetzen und der Schwerkraft nachzugeben. Je trauriger wir sind, desto mehr zieht uns die Schwerkraft herunter und wir können nur noch sitzen oder liegen, bestenfalls schleppen wir uns dahin, den Blick auf den Boden gesenkt. Die Toten werden in der Erde begraben, näher zu einem Zentrum der Schwerkraft.
Sind wir aber froh - das lässt sich bei Kindern besser sehen – dann springen wir hoch, vielleicht mit ausgestrecktem Körper, wir heben ab von der Erde, wir bekommen erhebende Gefühle und wir gehen voll Stolz und aufgerichtet. Früher haben die Sportler bei einem Sieg die Arme ausgestreckt und sind hoch gesprungen (heute sieht man die Faust und anstelle der Freude den Triumph über den Gegner).
In der Religion wird dieser Gegensatz als Himmel – oben – und Hölle – unten – angesprochen. Die Seele geht nach oben in einen geistigen Bereich. Der Leib dagegen ist schwer.
Der Läufer versucht aber beides in einem Rhythmus zu vereinen, in einem ständigen Wechsel von unten und oben. Die Bewegung wird wichtiger als der Ort. Manche sagen nach chinesischer Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Das Laufen ist ein Spiel mit diesen Gegensätzen. Es ist ein Versuch, der Schwerkraft und all dem, was einen herunterzieht, ein Schnippchen zu schlagen.
Menschen, die durch ein Schicksal nach unten gezogen werden, können vom Fliegen träumen. Das kann dann mit einem Gefühl der Unabhängigkeit und Überlegenheit verbunden sein. Der Läufer ist demgegenüber ein Realist: er gibt der Schwerkraft nach und überwindet sie für kurze Momente. Aber im Glück des Laufens – in diesen kurzen Momenten – hat er das Gefühl, das niederdrückende und niederziehende überwunden zu haben. Laufen kann ja auch antidepressiv wirken. Und umgekehrt können Läufer, die durch Verletzungen daran gehindert werden, in Depressionen geraten.
Ob sich aber beim Laufen die Probleme lösen lassen, das weiß ich nicht. Vielleicht verändern sie die Einstellung zu diesen Problemen. Vielleicht schaffen sie ein neues Selbstbewusstsein, relativieren Niederlagen auf anderen Gebieten. Vielleicht schafft es aber auch neue Probleme, wie man bei mir sehen kann.

31.Mai 2007 Landschaftszerstörung durch eine Autobahn


Diese Autobahn wurde mitten durch mein „Vogelparadies“ gebaut.
Aber ist der Läufer nicht auch ein Verehrer der Maschinen?
Laufen und Maschine
Im Dauerlauf liegt etwas Mechanisches und Maschinenähnliches. Ich denke, manchmal idealisiert sich der Läufer zu einer Maschine. Wenn es so schnell regelmäßig und gleichmäßig läuft. - Ist es aber nicht merkwürdig, sich einer Maschine gleichzumachen?
Nun ist es ja so, dass gerade wir Männer von klein an gewohnt sind, Maschinen zu bewundern: die Autos, die Lokomotiven. Und wir versuchen sie nachzuahmen. Weil die uns mit ihrer Geschwindigkeit, mit ihrer Kraft beeindrucken. Und das scheint in uns ein inneres Ideal zu sein. Der Sport gibt dann ein Betätigungsfeld für Kraftspiele und Geschwindigkeitsräusche. Das ist eine Art innerer Natur in uns. Auch die Geschichte der Menschen ist voll mit jagenden und rennenden Männern, Muskelspielern, Giganten und Helden.
Gut, es mag für einen kleinen Jungen okay sein- aber für einen erwachsenen Mann? Braucht der noch Spielzeit? Hätte er seine Zeit nicht mit was Vernünftigerem zu verbringen? Ist es nicht ein Beweis für die Infantilisierung der Gesellschaft oder zumindest von uns Sportlern?
Man könnte nun sagen: man sollte seine Leidenschaften nicht unterdrücken, so richtig erwachsen zu werden – was bedeutet das? „Nur im Spiel ist der Mensch ganz bei sich selbst“ sagt Schiller. Aber muss der Mensch bei sich selbst sein? Nicht vielmehr in der Realität?Sollte man nicht immer ein bisschen jung bleiben, Kind? ("Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder …"?).
Ein Bauer aus dem vorletzten Jahrhundert würde vielleicht sagen: "Diese Spinner, denen fehlt eine richtige Arbeit." Tatsächlich hatte er ein Erlebnis seiner Kraft in einer ganz anderen und oft ruinöseren Weise.
Sicher ist es ein Gefühl, im sonstigen Leben nicht viel bewirken zu können, die Läufer dazu bringt, sich aufs Laufen zu kaprizieren. Je nachdem, wie man es anlegt – mit viel oder wenig Wettbewerben, viel oder wenig Leistungsehrgeiz – da kann man echt was bringen und zeigen, sich beweisen und Abenteuer erleben.
Zurück zur Maschine. Sie ist ein Modell von Kraft, aber auch von Stetigkeit und Verlässlichkeit. Wir Menschen mögen zwar intelligenter und sensibler sein, aber sind trotz aller Disziplin von Launen, Stimmungen und anderen Unberechenbarkeiten abhängig und bleiben etwas unberechenbar.
Wenn wir aber unseren Körper mit Hilfe von Trainingsplänen, medizinischen Tests disziplinieren und zu einer kontrollierbaren Maschine machen – ich gestehe, das ist bei mir auch ein Ideal – tun wir uns da nicht Gewalt an? Ist es nicht eine Form der Selbstunterdrückung?
Ich weiß es nicht.
Was wäre die Alternative? Ich denke an körperorientierte Kunst: Tanzen, Singen. Aber Laufen ist schon immer eine Fantasie, eine Art von Tanzen, eine rhythmische Bewegung des Körpers.

30.Mai 2007 Wie läuft es weiter?


Gestern habe ich einen Ruhetag eingelegt aus Dankbarkeit für das schlechte Wetter - pausenlosem Regen. Heute stand an sich Tempolauf auf dem Plan. Ich nahm mir nichts Bestimmtes vor und ließ es anlaufen. 6 Minuten auf dem ersten Kilometer. Ich versuchte, zu beschleunigen, kam auf 5:30, dann auch noch auf 5:20. Aber alles in mir sträubte sich dagegen schneller zu laufen. Am Ende 12 km mit 5:37 trotz der Beschleunigungsversuche.
Gestern habe ich im Internet über mein Problem, Diskushernie L5/S1 Taubheitsgefühle am Fuß, nachgelesen und keine besonders ermutigenden Nachrichten gefunden. Kann sein, dass der Nerv kaputt ist und langsam wieder nachwachsen muss. Bei 1 mm pro Tag kann das 1 Jahre dauern. Wenn es überhaupt nachwächst.
Die Einklemmung operativ zu beseitigen scheint in der Regel nicht die definitive Lösung zu sein. Schmerzen bleiben oder tauchen wieder auf. Getan wird alles Mögliche: Medikamente, Gymnastik, Akupunktur, Chiropraktik, Massage. Ich werde – nachdem ich vor 3 Jahren aufgehört habe, wieder mit ein wenig Rückenkrafttraining anfangen.
Aber ich fühle mich mit diesen zerbrechlichen Bandscheiben ziemlich geknickt. Ich muss an meinen Vater denken, der 4 Monate vor seinem Tod einen schmerzhaften Bandscheibenvorfall hatte, dann mit Medikamenten, Krücken, Gymnastik usw. die Sache halbwegs in Griff bekam, dann unter Restlesslegssyndrom litt, schlaflose Nächte, bis er an einer Lungenentzündung gestorben ist.
Als Läufer freue ich mich beim Laufen meines Lebens, genieße meine Beweglichkeit und Bewegungsfreiheit – so wie ein Autofahrer seine Freiheit in der motorisierten Mobilität genießt. Jetzt so eingeschränkt und abgebremst zu werden, ist deprimierend.
Lieber Leser, verzeih mir mein Gejammer!

28.Mai 2007 Pfaffenhütchen V


Pfaffenhütchen V - Gibt es noch Hoffnung?
Eigentlich wollte ich wegen dem Ischias heute nicht laufen. Aber nachdem es gestern trotz zwei Tage ohne Laufen nicht besser wurde, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten: 12 km mit gemütlichen 6:20 in etwas windigem Regenwetter und mit Begleitung.
Beim Laufen nehmen die Schmerzen ab, aber das Taubheitsgefühl bleibt.
Was gibt es Freudiges zu sagen? Was hab ich Schönes gesehen beim Laufen? - Das Pfaffenhütchen.
Nach der Kahlfraßaktion seiner Fressfeinde oder Fresslieblinge fängt es wieder an auszuschlagen. Ob es dieses Jahr es schafft, noch einmal zu blühen? Die letzten Jahre ist es ihm nicht gelungen. Aber diesmal hätte es etwas mehr Zeit.

27.Mai 2007 Eine neue Datscha


3 km entfernt von der letzten wird mit viel Beton diese neue Datscha gebaut.
Heute hätte ich laufen müssen. Aber nach dem letzten langen Lauf und Schnecken sammeln im Garten (bis jetzt über 2000) hatte ich mit dem Ischiasnerv nur Probleme, Schmerzen bei Nacht, im Sitzen und Stehen, Kribbeln und Taubheitsgefühle im rechten Bein bis in die Zehenspitzen. Deswegen bin ich gezwungen zu pausieren. Wenn es so weitergeht, werde ich zum Orthopäden gehen müssen. Der Nerv scheint eingeklemmt zu sein. Schmeckt mir gar nicht.
In einer Sendung im SR2, einem
Gespräch mit G. Wallraff höre ich, dass dieser sich wegen einem Bandscheibenvorfall operieren lassen musste. Und er hat ja auch immer intensiv Sport getrieben, ist den Marathon mit 2:50 gelaufen.
Jetzt sitze ich also da und setze Fett an? Vielleicht reicht es zu einer Radtour?
Vielleicht auch eine Gelegenheit, heute an Pfingsten über Religion und Sport nachzudenken.
„Frisch fromm fröhlich frei“. War mal ein Erziehungsideal. Oder „Mens sana in corpore sano“, „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Ob das stimmt? Manchmal komme ich auf gute Gedanken, manchmal drehen sich meine Gedanken auch nur polemisierend im Kreis.
Es gibt religiöse
Kritiker, die sagen Sport, Fitness wäre Ersatzreligion geworden.
Der Tod, Schmerz, Erfolglosigkeit, Leiden würden verdrängt werden. Man glaube, wenn man immer schön sportlich wäre, würde man nie sterben. Vielleicht denken die Sportler ebenso wenig gerne an Sterben, wie die anderen auch. Denkt der Raucher, denken ungesund lebende etwa mehr daran? Ist Gesundheit vielleicht nicht besser als Jammern über Krankheiten, ein Kult des Leidens?
Hinter Sport stehe ein „Kult des Wesens Mensch“ in seiner jugendlich kräftigen und gesunden Form, eine Vergötzung des Menschen. Aber ich nehme an, dass die Heiligen der Kirche im Himmel nicht mit Krücken herumlaufen. Oder singen sie nur? Ist die menschliche Natur schlecht?
Dem Sport, vor allem den wettbewerbsorientiertem Sport haftet etwas Aggressives an. Es geht um Besiegen, Überlegenheit, eine Leistung, die andere nicht schaffen. Man findet deswegen sportliche Ideale in kriegerischen aggressiven Kulturen, bei jener Generation, die unter dem Druck von Testosteronen steht. Und zu Grunde liegend eine Weltanschauung, die das Recht des Stärkeren bekräftigt. Sport in dieser Form lässt nicht mehr ruhen, er fordert immer höhere Leistungen heraus, die Verschärfung der Konkurrenz bis zum endgültigen Sieg oder der letzten Niederlage.
Sport sei etwas Narzisstisches, also dem Sportler ginge es hauptsächlich um die Bestätigung des eigenen Egos, der Schönheit seines Körpers, der Demonstration seiner Überlegenheit. Ich glaube, daran ist viel Wahres. Aber ist anderen gedient, wenn sie es mit einem mit unzufriedenen und kranken Menschen zu tun haben?
Schließlich könnte ein religiöser Mensch einwenden: Sport sei Ausdruck eines geheimen Schuldgefühls, entstehe durch die Unzufriedenheit des modernen Menschen mit sich selbst, des Menschen, der sich von anderen, oder Gott, nicht mehr geliebt fühlt. Dieser Mensch hole sich dann durch den Sport die Achtung anderer Menschen. Indem er seinen Körper quält wie ein büßender Mönch des Mittelalters oder ein sich geißelnder Schiit in Bagdad, glaubt er seine Sünden (Torten, Trägheit, Muffligkeit) abzubüßen.
Ja, da ist vielleicht was dran.
Aber ich glaube nicht, dass Sport die großen Realitäten des Lebens ändert, und ich glaube auch nicht, dass das die Sportler glauben. Wenn die Sportler statt in die Kirche zum Joggen gehen, hat das aber mehr mit der Unglaubwürdigkeit der Kirchen zu tun.

25.Mai 2007 Spargel


Bei meinem Langlauf 27,4 in 2:12:34 passiere ich die Spargelplantage auf dem Foto. Ich lese im Internet:


Spargel ist entwässernd, harntreibend und regt die Nierentätigkeit an. Daher sollten Menschen, die unter Wassersucht und Übergewicht leiden, Spargel essen.

Warum nicht einfach laufen? Und ein gutes Brot essen?


neben der entschlackenden Asparaginsäure enthält Spargel Kalium, Phosphor, Kalzium und die Vitamine A, B1, B2, C, E und
Fohlsäure (wichtig für die Blutbildung).


Für dieses Modegemüse, das die gleichen Stoffe enthält, wie jedes Vollkornbrot, wird die Landschaft verschandelt und müssen moderne Sklaven sich den Rücken ruinieren.
Im Guardian finde ich am 30.5.

diesen Artikel über Deutschlands Spargelprobleme.
Die Menschen, die in Hochhäusern hinter dem Spargelfeld wohnen, hätten nicht nur einen schöneren Ausblick verdient, sondern auch:
- etwas mehr Grund und Boden, was die Zersiedelung der Landschaft mit Datschas überflüssig machen würde
- eine kompakte intelligente Bauweise, die jedem Bewohner Freiheit und Intimität ermöglicht, ohne die Landschaft zu zerstören
- eine Stadtplanung, die mehr will als nur Geld machen mit Grundstücksverkauf, sondern lebendige Natur und Umwelt in die Stadt hineinbringt.

24.Mai 2007 Pfaffenhütchen IV


Heute bin ich mit einer Plastiktüte in der Hand gelaufen, in der Hoffnung, noch einige Raupen dieser Gespinstraupen auf dem Pfaffenhütchen einzusammeln und sie dann im Glas zu Hause sich verpuppen und ausschlüpfen zu lassen. Aber Fehlanzeige. Alle Raupen waren verschwunden. Haben sich vielleicht in die Erde abgeseilt . Ich werde nachsuchen müssen. Gern hätte ich ein Foto von dem Produkt gezeigt. Aber ich habe nur ein Bild von dem kahl gefressenen Strauch.
Auch auf den Büschen, die nicht so vollständig wie dieser demoliert worden sind, waren schon alle Raupen verschwunden. Die Saison ist einfach vorbei.
Das Laufen war angenehm. 5 km mit 5:40.

23.Mai 2007 Bin ich Hitler?


Heute ein seltsames Foto. Warum? Dazu folgende Geschichte:
Ich will einige Fotos machen von den Dingen auf meinen Strecken, die mir gefallen und nicht gefallen. Als erstes denke ich an den Weg, den ich seit einem Jahr nicht mehr laufe, weil eine Kette von ca. 20 Wochenendhäusern gebaut wurde. Also das stört mich. Am Wochenende viel Volk mit Autos auf dem Weg, es wird gegrillt usw. Autos fahren auf dem für Radfahrer und Fußgänger reservierten Weg. Siedler mit Kleintransportern des örtlichen Gas- und Wasserversorgungswerk, wo sie wohl beschäftigt sind, arbeiten mit diversen Motoren, Sägen, Pumpen usw. Mit der Hand können sie ja nicht – Tennisarm! (siehe unten). Ich laufe den Weg nicht mehr. Aber jetzt nehmen diese Siedlungen auch auf den Wegen zu, die stattdessen laufe, um dieser Siedlung auszuweichen.
Es stört mich, also will ich ein Foto machen. Ohne dass jemand drauf ist. Aber jemand sieht mich fotografieren, er will Name und Adresse, will dass das Bild gelöscht wird. „Warum machen Sie das?“ Ich: „Weil mir die Siedlung hier nicht gefällt“. Ich gebe der Person meine Adresse, ich lösche das Bild – erfolglos, wie ich nachher sehe. Es ist mir nicht wichtig.
Die Person (ca.45 Jahre alt) ist aber noch nicht zufrieden. Redet sich langsam in Rage. Ungefähr so: „Wir schaffen hier, wir bauen auf. Wir arbeiten. Ich habe schon so viel gearbeitet, dass ich einen Tennisarm und es an der Hüfte habe. Wir arbeiten hier, machen Kompost und die Kinder können hier im Freien spielen. Das ist unser Grundstück. Die Leute fotografieren und schreiben böse Sachen im Internet.“ Ich frage: „Wo bekommt man solche Grundstücke?“ „Die Stadt ist sehr gut zu uns. Aber die Leute hier sind schlimm, sie gönnen uns nichts.“ Ich: „Also haben Sie das Grundstück von der Stadt bekommen?“ „Das sage ich Ihnen nicht. Die Leute hier gönnen uns nichts. Wenn es nach Ihnen ginge, dann müssten wir in
Russland verhungern. - O, wären wir doch dort geblieben. Hier regiert immer noch Hitler.“ Und so weiter, und so fort. Die Person regt sich so auf, dass sie es nicht mehr schafft, ein Gartengerät abzustellen, ohne dass es umfällt. Ich sehe, dass ein Gespräch keinen Sinn hat – ich will keinen Streit – und laufe weg.
Sie will sich meinen Namen und meine Adresse merken. Wenn im Internet was kommt, so geht sie zur Stadt oder sonst wohin. Ich habe Angst vor dieser Mafia.
Schlussfolgerungen:
unter der Hand werden Grundstücke vergeben
sie werden über Beziehungen verteilt
für dubiose Zwecke (Wählerstimmen? Geld?) wird Landschaft zerstört
auch andere Menschen finden diese Zersiedelung nicht gut.
jetzt weiß ich auch, warum unser Gaswerk in der
Preisliste so weit hinten ist

22.Mai 2007 Vogelparadies


Heute war Tempolauf angesagt. Keinem bestimmtem Trainingsplan folgend entscheide ich mich, 13 km etwas flotter zu laufen. Heraus kommen 13 mit 4:42 Min/km und 2 Ein-, Auslaufkilometer.
Ich habe mir eine neue Strecke ausgemessen, sie führt in den Wald im Zentrum meines Vogelparadieses. In diesem Wald, nicht sehr groß – unter 100 ha – leben neben den üblichen Vogelarten, den Meisen, Buchfinken auch Baumläufer, Trauerschnäpper, Pirole. Über 500 Nistkästen sind dort aufgehängt. Derzeit hört man die Piepmätze in ihren Häuschen schwätzen. Alle Kästen sind nummeriert, wahrscheinlich müssen die Vögel, die einen Kasten beanspruchen, zuerst eine Schule besuchen, um die Zahlen zu lernen. Ob auch Miete verlangt wird? Vielleicht die Beseitigung von Schadinsekten. Und Toleranz gegenüber Vogelliebhabern, die diesen Ort gerne besuchen.
Leider kann ich die vielen Vogelrufe nur teilweise erkennen: die Meisen, Buchfinken, die Spechte, die Mönchsgrasmücken. Aber jetzt ist der Wald voll mit Rufen, die ich nicht zuordnen kann.Der Kuckuck war natürlich auch zu hören.

21.Mai 2007 Laufkrankheit


Philobatie und Laufen
M. Balint, ein ungarischer Psychoanalytiker, hat Menschen in zwei Gruppen unterschieden: Philobaten und Oknophile. Die Philobaten (= die, die gerne gehen) lieben die friedlichen Weiten, auch die Leere. Andere Menschen sind für sie solche um die man sich kümmern, sorgen, Gedanken machen, Rücksicht nehmen muss mit dem Ziel der Harmonie. In die Welt gehen sie mit Blick und auf Distanz. Sie lieben den „thrill“, die gefährliche Herausforderung und überschätzen dabei eventuell ihre Fähigkeiten.
Oknophile (=die sich gerne festhalten) dagegen fürchten die leeren Räume. Gegenüber anderen Menschen sind sie rücksichtslos, sie haben da zu sein. Nur mit anderen fühlen sie sich sicher, sie lieben das Vertraute.
Beide Typen nehmen die Welt und andere Menschen nicht realistisch wahr. Sie interpretieren die Außenwelt als Teil von sich selber. Es fällt ihnen schwer andere Menschen als eigenständige Wesen zu akzeptieren.
Rudolf Süsske referiert das Buch von Balint „Angstlust und Regression“ in einem
Kurzreferat.
Und wohin gehören da die Läufer? Wohl ein bisschen mehr zu den Philobaten. Aber wie immer ist das Leben gemischt. Gestört übrigens sind nach Balint beide. Ist Laufen also eine soziale
Störung? Ein schönes Thema zum Nachdenken beim Laufen.

20.Mai 2007 Landschaft


LANDSCHAFT
Heute war ein Erholungslauf angesagt. In Begleitung. 15 km mit 5:56 Min/km bei schon etwas warmen 21°C.
Ich habe mir überlegt, was am Laufen in der Landschaft so interessant sein soll. Ich bin ein Landschaftsläufer, kein Stadtläufer. Marathons in der Stadt wären mir ein Gräuel, öde Straßen, das Publikum, das meist ohnehin nichts versteht, in den Beinen anderer herumrennen müssen. Einmal lief ich bei einem Marathon, wo man die Halbmarathonies, 5 Minuten früher gestartet, überholen musste. Ich war eine Hälfte nur mit Überholen beschäftigt, konnte nicht im eigenen Rhythmus laufen. Keine gute Erfahrung. Den Lauf, obwohl nicht weit weg von hier, werde ich nicht mehr laufen.
Wie gesagt, ich laufe gerne in meinem eigenen Rhythmus, d.h. mit gleichmäßigem Tempo. Zwar laufe ich bei Marathons zeitweise mit anderen zusammen - ist ja auch ganz interessant, wenn die Beine vieler im gleichen Rhythmus stampfen - aber irgendwann stelle ich fest, wie die einen zu schnell, die anderen zu langsam werden. Ein Mitläufer ab km 25 ist verführerisch, man hängt sich gern an ihn. Nervig wird es, wenn er immer wieder überholt und dann langsamer wird. Dann hilft nichts als Tempo drauf und abhängen. Manchmal verliert man einige Zeit beim Mitlaufen. Die normalen und gemütlicheren Marathonies haben die Tendenz, nach km 25 deutlich langsamer zu werden.
Im Urlaub in Spanien laufe ich manchmal in der Stadt zum Strand, um dort dann längere Runden zu drehen. Einerseits ist es schön zu erleben, wie schnell man Strecken durchläuft, die zu Fuß mühsam und langweilig sind, andererseits ist es ein unangenehmer Slalom zwischen Leuten. Ich weiß nicht, was die über diesen Spinner denken.
Auf dem Lande erlebe ich so etwas wie Freiheit. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf dem Lande aufgewachsen bin. Als Kind bin ich viel durch die Landschaft gestrolcht, gestreunt. Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder sich in den Fünfziger Jahren in einem Umkreis von 5 km bewegt haben, während die heutigen sich – so glaub ich – auf 1,5 km beschränken. Bedingt wohl durch Autotransport, Verkehrsgefahren usw. -
Vielleicht erinnern mich diese Landschaften, durch die ich laufe, an die Landschaften meiner Kindheit.
Es ist da aber noch etwas anderes. Eine Art Eroberergefühl. Wenn ich allein durch eine Landschaft laufe, besonders natürlich im Winter im unberührten Schnee, dann gehört für einen Moment die Landschaft mir. Dann bin ich nicht einsam, sondern das Land ist ein Teil von mir. Meine Großeltern waren noch Bauern, vielleicht habe ich ihre Beziehung zum Land geerbt.
Manchmal stelle ich mir, ich bin ein Läufer in der Zeit, als hier noch Römer und Alemannen aufeinander gestoßen sind. Wie waren wohl damals die Wege? Pfade? Straßen? Gut die Römer hatten es eilig, mussten schnell marschieren oder auch laufen, es waren auch „Imperialisten“. Aber die Alemannen, sie sind sicher nicht gerannt. Wie war es mit den Schuhen? – Die Landschaft sah ganz anders aus. Das Flusstal hier war eine Ansammlung von Sümpfen, Auen, mäanderndem Fluss und Nebenflüssen. Es war schwierig, durchzufinden. Sicher unbequem, aber auch interessant. Ein richtiger Crosslauf. So gar nicht das rhythmisch gedankenversunkene Dauerlaufen, wie es die langweilige Landschaft nahe legt.
Manchmal will ich aus den Routinen ausbrechen und wenn es Sommer ist, mache ich lange Landschaftsentdeckungsläufe. Ganz begeistert komme ich zurück, doch dann wird es wieder kälter usw. Aber die Erfahrung bleibt, dass man mit Laufen viel Landschaft entdecken und erobern kann. Ich hoffe, ich habe einmal Gelegenheit, über einen solchen Lauf hier zu berichten.

18.Mai 2007 Langlauf, Pfaffenhütchen III


Das Bild zeigt die aneinander geklumpten Raupen in dem von mir beschriebenen Pfaffenhütchen.
Heute Langlauf: erstmals seit langem 27 km bei 5:00 den Km. Kaum Schmerzen. Angenehme 24°C. Nach dem Regen von gestern schöne Ausblicke durch Nebel und Wolken auf blauen Himmel. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei.
Nur einen Jogger und zwei Hundebesitzer getroffen. Während des Laufens mir zum Tag passende Sprüche einfallen lassen:
Herren reiten - Menschen schreiten
Blutritt - macht die Männer fit
Abt auf dem Ross - Deutsche im Auto - Gott auf dem Esel - Die Zukunft auf dem Fahrrad

17.Mai 2007 Mit Laufen aufhören?


Gestern habe ich einen Link auf eine ZDF-Sendung zugeschickt bekommen, in der ein Rückenchirurg und eine bekannte Moderatorin sich bei Kerner am 11.5.07 über Bandscheibenprobleme unterhalten. Fazit: Joggen ist nicht so gut. Die Bandscheibe wird im Alter brüchiger, aus ihrer Stellung gequetscht und drückt auf die ausgehenden Nervenstränge. Walken ist besser.
Ich schau mich geschockt über diese Botschaft im Internet um und lese von den seltsamsten Rezepten bei Bandscheibenproblemen: „
Ärzte raten ab, Marathon zu laufen, HM aber immer!“
Oder: „
Langlauf ja, aber Joggen - nein".
Ein
Marathonläufer mit L5/S6-Diskushernie kann nach Operation wieder problemlos laufen. Ein anderer wiederum hat Operation vor 11 Jahren gemacht, trotzdem Schmerzen beim Gehen, Stehen, Sitzen aber nicht beim Laufen.
Das
SWR Forum zum Laufen bietet einen umfassenden Leidensreport. Nichts scheint ungesünder zu sein als Laufen.
Aber der Vorschlag aus meiner Umgebung, mit dem Laufen aufzuhören, macht mich traurig. Mir würde etwas sehr Wesentliches meines Lebens fehlen.
- die Landschaft
- das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Ohne das, würde ich mich wie ein faules Schwein fühlen
- wenn ich laufe, so doch mit der Orientierung, irgendwann wieder an einem Marathon dabei zu sein
- die Vorteile des Laufens: Herz-Kreislauf, Schnelligkeit, Beweglichkeit, eine billige Methode, fit zu sein – Rad ist demgegenüber gefährlicher
- das gute Essen danach, Kaffee mit belegtem Brot – lecker!
- die vielen Varianten des Laufens, die verschiedenen Strecken, Tempovariationen, die Jahreszeiten
- sich in Ruhe Gedanken machen können, Radio, Mp3 hören.
Für heute lasse ich die trüben Gedanken und mache einen Regenlauf. 5 km in 30 Minuten, um mich auf morgen, den langen Lauf, vorzubereiten.

16.Mai 2007 Pfaffenhütchen II


Heute ist wieder mal Ruhetag. Deswegen erzähle ich weiter von der Story des Pfaffenhütchen.
Der Busch steht also in vollem Grün da, bereit zur Blüte. Da bilden sich die ersten Spinnengewebe. Zuerst nur vereinzelt, hüllen sie den Busch mehr und mehr ein.
In den ersten Jahren war ich nur verwundert über diesen seltsamen Busch, der schließlich aussah wie ein Weihnachtsbaum mit Engelshaar. Dann im nächsten oder übernächsten Jahr habe ich mir die Bescherung etwas genauer angeschaut und sah die Raupen, die sich in manchen dieser Gespinste drängten. Ich hoffe, man kann sie in den Klumpen, die sie bilden, auf dem Foto erkennen.
Ich hab mich gewundert, dass in manchen Gespinsten keine Raupen waren. Nur an den Kotresten konnte man erkennen, dass auch hier mal Raupen waren.
Also habe ich mir die Sachen noch genauer angeschaut und entdeckt, wie eine Gruppe von Raupen von einem Buschstängel zum anderen wandert. Wozu die Gespinste? Ganz einfach, um sich vor Vögeln und anderen Fressern zu schützen. Sobald sie die Blätter eines Stängels abgefressen haben, seilt sich der Trupp an den nächsten grünen Stängel ab, spinnt sich ein und frisst den ratzeputz leer.

15.Mai 2007 Schmerzen


15.05.07
SCHMERZEN
Heute Tempolauf 3 x 4km in 18:10 und dazwischen 1 km im 6er Trabtempo.
Bei Nacht Schmerzen wie noch nie. Konnte zwar schlafen, aber musste entweder auf der rechten oder linken Seite schlafen. Meine Eigendiagnose: Bandscheibenvorfall, L5/S6 Ischiasnerv betroffen, deswegen die Schmerzen in bestimmten Positionen, manchmal pulsierend, leichte Taubheitsgefühle. Gefühle wie bei Elektrostimulation.
Laufbedingt? Weiß nicht, könnte auch durch eine falsche Bewegung verursacht sein. Gewicht, mangelnde Muskulatur kann es nicht sein.
Zuerst überlegt, ob es nicht besser wäre, zum Orthopäden zu gehen. Aber die Aussicht auf lange Wartezeiten und Diclofenac haben mich abgehalten. Also müh ich mich aus dem Bett, humple zum Frühstück und denke, dass es mit einer halben ASS besser wird. Beim Laufen spür ich dann vielleicht nichts mehr.
Überlege mir ernsthaft, ob ich laufen soll. Aber dann muss ich halt. Zuerst langsamer erster Kilometer. Irgendwas stimmt nicht. Kreislaufprobleme. Ab dem zweiten lege ich los. Bekannte Symptome eines schwachen Kreislaufs: merkwürdige Augensensationen, als wäre ich geblendet worden, es bilden sich runde Blendflecken. Ich kenn das. Nach 4 km ist das meistens vorbei. Beim Laufen fühlt sich der Körper fremd an, zuerst tut er alles, was man will, doch später fühlt man sich unwohl.
Auch diesmal lassen die Kreislaufprobleme nach, die Blutzufuhr stimmt wieder und ich hetze die 4 km durch. Am Anfang nicht ganz im Zieltempo, aber nach 3 km darunter. Und so gehen auch die anderen zweimal 4 km.
Den Ischias spüre ich nur noch bei lang gestreckten Schritten, wenn es abwärts geht. Nach dem Lauf kaum mehr Schmerzen. Das Laufen hat wie eine Schmerztablette gewirkt.

14.Mai 2007 Pfaffenhütchen I


14.05.07 Ruhetag
Weil mein Kopf so leer ist, deswegen fülle ich diese Seite mit einem Bild aus.
So sieht ein unscheinbarer Busch, ein
Pfaffenhütchen aus, an dem ich fast bei jedem Lauf vorbeilaufe. Ich beobachte es nun schon seit Jahren. Früher fand ich diesen Busch nur wegen seines Namens bemerkenswert. Inzwischen sehe ich ihn beim Laufen überall verbreitet, als kleinen Strauch oder auch als großen Busch. Auch dieses Jahr beginnt die Geschichte so wie schon die letzten 4 Jahre vorher:
Das
Pfaffenhütchen – nennt man auch „Gewöhnlichen Spindelstrauch“ - treibt im Frühling Blätter aus, sehr viele Blätter aus, schöne grüne. Dann fängt es an die Blütenknospen auszutreiben. Die Blüten sind ziemlich unauffällig.
Aber dann …..

13.Mai 2007 Erdbeeren


Warum ich keine Erdbeeren kaufe.
Sonntag. Heute bei einem Kompensationlauf 13 km bei 1:20:11 also 6:11 je Km mit Begleitung dieses Foto gemacht.
Eine Truppe von Landarbeitern - „Erntehelfern“ – beim Erdbeersammeln. Ich gönne ja diesen Arbeitern ihren mickrigen Lohn und kann es verstehen, wenn sie die Zeit hier in Deutschland so kurz wie möglich machen wollen.
Aber ich will keine Erdbeeren essen, die am Sonntag und von Leuten gepflückt werden, die für minimale Löhne unter miserablen Bedingungen arbeiten, um ihrem Bauer maximalen Gewinn zu bringen.
Ich habe gehört, dass sie deutschen Bauern kaum mehr Erntearbeiter bekommen, weil die Mindestlöhne etwa in Großbritannien deutlich höher sind, bei ca. 8 € die Stunde. Gut so!
Relativ zur erforderlichen Arbeitszeit sind die Löhne für die Landarbeit zu niedrig, die Nahrungsmittel zu billig. Die Situation lässt sich nur wieder ins Lot bringen, indem die niedrigen Löhne erhöht und die hohen Löhne abgesenkt werden. So kann eine gerechtere Verteilung und Bezahlung erreicht werden.

12.Mai 2007 Ist Laufen gesund?



Schmerzen
Beim Aufstehen wie schon über einer Woche Schmerzen in der Hüfte. Versuche sie zu ignorieren, werden aber davon auch nicht besser. Am Morgen stärker, nicht beim Laufen. Rate herum: Bandscheibenvorfall? Ist aber nur rechts. Ischiasneuralgie, weil er so pulsiert, Hüftschnupfen?
Zum Arzt? Aber der verschreibt mir doch nur Voltaren, mit diesem den Magen schädigenden Diclofenac. Nach meiner Erfahrung verschwinden die meisten Schmerzen ohnehin nach einiger Zeit. Ein Vierteljahr habe ich mich mit Knieschmerzen beim Treppensteigen, mit Schulterschmerzen (Impingement) geplagt.
Ist Laufen gesund?
Die neugetauften Laufapostel schwärmen vom Laufen als Therapie, Gesundheitsbrunnen. Vor Begeisterung schreiben sie sofort Bücher, gehen auf Mission. Nach einigen Jahren hört man nichts mehr von ihnen. Anscheinend sind sie geheilt – vom Läuferwahn.
Ein schönes Beispiel gibt Exaußenminister Fischer ab. Große Rhetorik, fette Erfolge.
Die meisten Sportler machen das ungefähr 5 Jahre. Erreichen ein Hoch, und steigen wieder ab. Ein Teil macht weiter, ein größerer verliert die Lust. Die Spitzensportler wollen nach Karriereende nichts mehr wissen von ihrer Sportart.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Gelenke abgenutzt werden. Auch wenn es sein mag, dass das ständige Benutzen der Gelenke diese aktiviert, mit mehr Blut- und Nährstoffen versorgt, sie stärkt. Aber ob das auf die Dauer gut geht?
Viel von sich reden gemacht hat Strunz, der Lächelnjogger. Er soll einen Herzinfarkt bekommen haben. So ein Gerücht. Aber ich stelle gerade im Internet fest, dass er einen schweren Unfall mit Mountainbike hatte und jetzt darum kämpft, wenigstens humpeln zu können.
Ich werde das Thema weiterverfolgen. So richtig überzeugt von der gesunden Wirkung des Laufens bin ich nicht. Ich lasse mir Zweifel zu.

11.Mai 2007 Überlegungen beim langen Lauf


Das Bild von der Wiese des erwähnten Bioland-Hofs zeigt, dass die Natur wieder halbwegs intakt ist. Nur wenig Löwenzähne, aber doch noch viel Hahnenfuß – ein Anzeiger für überdüngte Böden. Jetzt gehen bei mir die Argumente hin und her:
ich kann das Fleisch nicht wie im Supermarkt auswählen
warum ist der Preis so hoch? Liegt es an der zahlungsfreudigen Mittelschicht, der Lehrer und Sozialarbeiter? Oder liegt es an den höheren Kosten der Produktion?
Sich die Sachen anfahren zu lassen, das schluckt doch ganz schön viel Benzin. Ich schätze einen Liter. Wenn ich es abholen könnte, wäre besser.
Die Mengen, die wir brauchen sind klein, 700 bis 800 g.
Müsste nicht politisch was passieren, z.B. Stopp der Kraftfutterfütterung, Reduktion der Düngung?
Aber müssen nicht Einzelne vorangehen, sichtbare Alternativen möglich machen? Müsste man nicht mit seinem Verbraucherverhalten diese Alternativen unterstützen?
Heute langer Lauf: 25,1 km bei 18° C, trotz Widrigkeiten am Vortag – Schwindelattacken, Hüftschmerzen – geriet der Lauf etwas zu schnell: 4:56 je Km.

10.05.07 Den Mund zu voll genommen?


Ich habe mir das so vorgestellt: nach dem Loblied auf das Schottische Hochlandrind, von dem ich nicht einmal weiß, wie es ernährt wird, schaue ich mal nach einer richtigen Ökokuh, die auch auf einer meiner Laufstrecken ist, hol mir von ihr ein Foto und lass mich dann negativ über Bio aus.
Also lauf ich locker hoch, 9 km Joggen, so mit 6 Minuten der Km, wobei es allerdings 120 m hoch und runter geht. Das Wetter war „endlich“ wieder schön, es gab Fernsicht. Angenehme17°, bei denen man den Wind auf der Haut genießen kann.
Ich erwische aber nur eine Kuh draußen. Diese Schwarz-Weiße (Holsteiner). Auch wenn sie auf Ökodiät gehalten wird, entwickelt sie doch noch riesige Euter, die sie an eine Hochleistungsmaschine erinnert. Aber auf dem Foto hat sie ein Kälbchen, das ich leider nicht so gut auf das Foto bekommen habe.
Bei dem Hof lese aber von einer Internetadresse und stürze mich zu Hause gleich an Computer. Und siehe da: der Hof liefert Fleisch, Käse, Wurst, Milch. Aber – zu welchen Preisen. Zweimal, dreimal so teuer, wie ich es gewohnt bin. Bei uns im Haushalt würde das pro Kopf im Jahr 150 € mehr bedeuten. Das wäre eine Steigerung von 3% der Gesamtausgaben oder 16% der Lebensmittelausgaben. Von Wurst und Käse rede ich mal gar nicht. Bioeier und Biogemüse kaufe ich, soweit erhältlich im Supermarkt.
Aber jetzt könnte meine Abneigung gegen die Landschafts- und Naturzerstörung durch die Landwirtschaft ganz schön teuer werden. Denn soviel Moneten habe ich nicht zu „verschenken“(?).
Aber ich muss mich fragen lassen: Ist mir die Umwelt soviel wert – oder will ich nur was zum Meckern haben?
Ich bitte um Bedenkzeit.

09.05.07 Es ginge auch anders!


Fast jedes Mal laufe ich an dieser Herde von Schottischen Hochlandrinder vorbei. Der Großteil der Herde hält sich die meiste Zeit im Freien auf. Leider werden die Tiere durch die ausufernde Besiedlung immer mehr eingezirkelt. Dieses ruhige Vieh ist sehr anspruchslos. Ich würde ihm eine schönere Weide wünschen, Schatten, Hecken, Gruben, Rückzugsgebiete.
Der Bauer, dem sie gehören, hält sie mehr zur Imagebildung. Aber die Sache lohnt sich, attrahiert Kunden in seinen Landladen. Die Herde ist inzwischen auf über 40 Rinder angewachsen. Ein solches Rind bringt es auf 500 bis 700 kg, bei einer Schlachtausbeute von 65% wären das etwa 375 kg Fleisch genügend als Jahresration Fleisch für 18 bis 20 Menschen. Gerechnet 200 bis 300 g pro Woche und Person. Diese Fleischmenge reicht doch?
Nebenher freilich betreibt aber auch dieser Bauer Milchviehhaltung in der Weise, wie es alle anderen machen: Vieh ständig im Stall, Silofutter, Kraftfutter usw.
Dieser Bauer versucht auf alle Weisen zu seinem Einkommen zu kommen: Landwirtschaft, Hofladen, Pferdepension, Gänse, Blumen, Weihnachtsbäume, Hängebauchschweine und und und. Ich wundere mich über seine Energie. Auch wenn es mir gar nicht gefällt, wie er manchmal die Wege kaputt fährt.

08.05.07 Keine Milch von solchen Bauern!


Heute habe ich einen Tempolauf (12 km mit 4:35 und 4 km ohne Stress) gemacht. Auf meiner alten Strecke, die ich inzwischen nicht mehr laufe. Warum? Geht mir zuviel an einer Straße entlang und dann dieser Bauernhof auf dem Foto. Ich will erklären weswegen ich was gegen ihn habe.
Vor drei Jahren war da nichts. Nur Wiesen, Felder. Ein großes Naturschongebiet von ungefähr10 km². Ein Durchzugsgebiet für Vögel, die von Norden nach Süden und wieder zurück fliegen. Einmal habe ich dort sogar Trappen, diese Großvögel, gesehen. Dann plötzlich wurde eine mehrere Fußballfelder große Fläche planiert usw. Ich fragte nach. Ja, da siedelt ein Bauer aus.
Und wie er siedelt. Riesige Flächen für Silage, eine gigantische Garage für all die Maschinen. Auf dem Bild sieht man auch ein Silo für Kraftfutter, es gibt aber noch andere.
Hier wird Milch produziert. Und immer mehr Milch
Es ist nicht nur Landschaftsverbrauch. Zur Fütterung wird Futter aus der Dritten Welt importiert. Dafür müssen Wälder abgeholzt werden. Eine große Menge des importierten Stickstoffs wird wieder ausgeschieden, kommt als
Gülle auf die Felder. Von diesem Stickstoff geht ein Teil wieder als Stickoxid in die Luft, in die ungeklärten Abwässer, in das Grundwasser. So frisst die erste die dritte Welt auf und schadet sich selber. (Zum Laufen ein guter Podcast vom SR: ein Gespräch mit Reichholf "Der Tanz um das Goldene Kalb")
Der Kraftstoffverbrauch der Landwirtschaft in Deutschland entspricht dem Kraftstoffverbrauch aller in Deutschland gefahrenen Autos.
Ein agrarintensiver Landkreis wie Vechta (133 T) produziert soviel Abwässer wie Berlin (3,5 Mio).
Milch ist nichts für männliche erwachsene Läufer. Sie ist nicht nur umweltschädlich, auch Ursache von Prostataproblemen. Oder, wenn schon Discountermilch von deutschen Bauern, möglichst wenig davon.

08.05.07 Tod auf dem Gleis - Nachtrag


Das Bild zeigt, wie es auch geht. Eine einfache Fußgängerunterführung. Der Radfahrer kommt auch noch durch.
Wo der im letzten Eintrag beschriebene Mann überrollt wurde, ist ein beschrankter Fahrzeugübergang. Die Schranke lässt sich auf Anruf öffnen. Benutzt wird sie von drei Wochenendhäuschenbesitzern, die auch mit einem kleinen Umweg von der anderen Richtung anfahren könnten. Oder sie würden ihr Auto an der Schranke abstellen und die 100 Meter zu Fuß gehen. Ist das zuviel verlangt?
Ich weiß. Wir sind eine hochententwickelte mobile Nation. Ohne Auto bricht unsere Wirtschaft zusammen. Sie wird von der Globalisierung überrollt.

07.05.07 Tod auf dem Gleis


Vielleicht sieht man auf dem Foto rechts die Vase mit den Blumen. Hier ist vor wenigen Wochen ein Fußgänger von der Bahn überfahren worden, als er über die Gleise ging.
Will man über die Gleise, geht man durch eine kleine Absperrung, einen Meter seitlich, dann schaut man zuerst auf die rechte Gleisrichtung. Früher kamen die Züge auf der rechten Seite. Seit vielen Jahren fahren auch sie links.
Den Zug, der von rechts kommt, sieht man also nicht kommen. Man kann ihn bestenfalls hören.
Dieser Mann, der überfahren wurde, hat den Zug jedenfalls nicht gesehen.
Ich bin selber einmal fast in den Zug gerannt. Auch wenn es langweilt, erzähl ich es kurz. Ich schau in die richtige Richtung, sehe den Zug kommen, warte ab. Der Jogger hat es natürlich immer eilig. Ungeduldig warte ich, bis der Zug vorbei ist. Renne los. Auf der anderen Seite steht ein älteres Ehepaar. Sie gehen nicht los. Schauen fasziniert zu. Ich renne also los - da kommt auf der anderen Seite der Gegenzug. Ich kann mich gerade noch bremsen.
Mir ist die Sache peinlich. Ich sage: "Jetzt habe ich aber Glück gehabt." Meint die Frau: "Ja, ja - da muss man aufpassen."
Vielleicht hat sie bedauert, nichts Spektakuläres erlebt zu haben.
Warum wird die Anlage nicht umgebaut? Ich denke an verschiedene Gründe:
- niemand fühlt sich verantwortlich
- eine Unterführung nur für Fußgänger würde die Autofahrer nicht zufriedenstellen
- eine Unterführung für Autofahrer wäre zu teuer.
Das Leben geht also weiter. Wir leben gefährlich. Der Tote möge in Frieden ruhen. Alle Achtung vor jemand, der jeden Tag zu Fuß zu seiner Arbeit gegangen ist.

06.05.07 Hunde


Dieser Hund ist seit einiger Zeit ein bisschen mein Freund. Zuerst ist er mir gar nicht aufgefallen. Saß nur still und aufmerksam da, vor seinem Haus. Hinterm Zaun. So hat er mich provoziert. Da wo er zu hause ist, mag es ja ganz nett sein. Hühner und noch mehr Hähne. Eine Katze. Aber ein bisschen ist er schon gelangweilt.
Hunde sind nicht unbedingt des Läufers Freunde. Aber so richtig schlechte Erfahrungen habe ich noch nicht gemacht. Natürlich hat mich schon einer gepackt. Aber das ist ein Problem des Besitzers. Zu dem war ich ja immer bemüht nett, aber es hat wohl nicht gereicht. Der Hund mag mich nicht - und ich mag den Herrn nicht. Aber jetzt läuft er an der Leine. OK.
Dann war da ein ganz bedrohlicher. Ein französischer Rottweiler. Der hat mich still gestellt. Drohendes Knurren. Der Herr so hundert Meter weg - verfolgt die Szene. Ich drohe dem Hund. Der Hund wird wild. Ich werde aggressiv. Der Hund auch. Ich starre ihn an. Es wird bedrohlich. Der Herr schaut interessiert zu. - Irgendwann pfeift er den Hund zu sich. - Ich habe daraus gelernt: Hunde nicht aggressiv anstarren, sie nicht kommandieren. ausweichen, weggehen, sich verdrücken. Don´t argue with a fool.
Ein Hundebesitzer hat einen verwöhnten jungen Hund, der mich auch schon erwischt hat. Wenn ich vorbei laufe, kniet sich der Herr vor ihm nieder und redet ihm gut zu: Das machst du aber gut .... Es ist mir zu blöd, dazu noch irgendwelche Gedanken zu entwickeln.
Überhaupt schlimm sind die Besitzer, bei denen sich die Hunde bei jedem sich nahenden Jogger minutenlang hinsetzen müssen. Diese Hunde können Jogger ja nur hassen lernen. Diese Besitzer sind fast so schlimm, wie Mütter die ihre Kinder laut kreischend vor Radfahrern warnen. Als wären das Monster, die nur die Absicht hätten, ihre Kinder glatt zu walzen.
Die meisten Hunde sind lustig, fröhlich, neugierig - wenn sie nicht gerade an der Leine laufen müssen.
Und der Hund auf dem Foto ist mein Laufziel geworden. 6 km hin, 6 km zurück. Und als Belohnung bekommt er einen kleinen Snack "Die tägliche Belohnung". Mir reicht das Schwanzwedeln. Ich find Hunde nett, irgendwie so menschlich.

05.Mai 2007 Anfang


Läufers Leid und FreudSo wie Oma und Opa fange ich mit meinem Leid an. Ach was tut mir alles weh! Das rechte Bein, die linke Schulter. Dabei bin ich heute nicht einmal gelaufen.Aber gestern. - Gleich 25,1 km.Aber das war nicht das Problem. Eine ASS eingeworfen und los gelaufen. Damit sich der Stoff in die schmerzende Hüfte einarbeitet. Bei jedem Schritt ein bisschen mehr. Sobald ich laufe, spüre ich ja ohnehin nichts mehr. Aber jetzt, wo ich sitze. Da zieht es den Oberschenkel hoch, in die Hüfte hinein. Stehen, nein das mache ich besser nicht.Am besten gleich weiterlaufen.Morgen. Einen Rekom-Lauf, wie der Fachmann sagt. So 12 km. Wenigstens die ersten 6 als Rekom, also lockerer. So 6 Minuten den Kilometer. Danach lass ich mir die Freiheit, schneller zu laufen. Ohne Konzentration auf die Uhr allerdings.Wie waren die 25 km? Ging ja ganz gut, gleich beim ersten Km nur knapp über 5 Minuten, erst beim 10ten waren es ein wenig mehr. Aber wie üblich, danach läuft es schneller. Irgendwann so bei 15 merke ich, dass ich ganz schön schnell geworden bin. Aber bei 18 km bin ich an der Grenze. Ich weiß, ich kann noch ein bisschen Tempo machen. Aber mit der Zeit ist es im Großen und Ganzen gelaufen. Am Schluss waren es fast exakt 5 Minuten pro km. Eine Sekunde habe ich allerdings noch heraus geschunden, um den Durchschnitt herunter zuziehen. Mit 14 Sekunden vor dem exakten 5er-Durchschnitt bin ich kommamäßig um eine Sekunde darunter. Zwei Sekunden langsamer und das wäre vermasselt gewesen. Wen kümmerts? Eigentlich niemand, eigentlich nicht mal mich. Ich habe bemerkt, dass ich mich für die Zeiten der Trainingsläufe später ohnehin nicht mehr interessiere. Aber in dem Moment des Laufens ist es mir halt wichtig.Obwohl ich langsam laufen müsste. LANGSAM UND LANG. Aber dann kann ich mich nicht mehr bremsen. Es läuft halt. Und ich Verrückter will halt noch ein bisschen schneller laufen als letztes mal usw.Und die Landschaft? Ist die nicht immer gleich? Die Strecke - ich werde sie mal vorstellen - ist seit Jahren schon die gleiche. Wenn ich auch immer wieder mal perfektioniere. Neue Teile einbaue. Neu abmesse. Teile weglasse.Also Neues von der Landschaft? Um ehrlich zu sein: Viel habe ich nicht gesehen. Vor mich hin gerannt. In Gedanken. Radio am Ohr. Welche Sendungen weiß ich schon gar nicht mehr. DLF, irgendwas über Europa und Religion. SWR - die Sennerin, das war nett.Aber Landschaft? Es war nicht so klar. Keine grandiose Weitsicht. Nichts aufregendes. Ich glaub ich muss mal wieder irgendwo anders hin laufen. Neue Horizonte.So laufe ich ja mehr oder weniger im eigenen Kopf rum. In den Bildern, die ich von der Landschaft habe.