24.06.07

20.Mai 2007 Landschaft


LANDSCHAFT
Heute war ein Erholungslauf angesagt. In Begleitung. 15 km mit 5:56 Min/km bei schon etwas warmen 21°C.
Ich habe mir überlegt, was am Laufen in der Landschaft so interessant sein soll. Ich bin ein Landschaftsläufer, kein Stadtläufer. Marathons in der Stadt wären mir ein Gräuel, öde Straßen, das Publikum, das meist ohnehin nichts versteht, in den Beinen anderer herumrennen müssen. Einmal lief ich bei einem Marathon, wo man die Halbmarathonies, 5 Minuten früher gestartet, überholen musste. Ich war eine Hälfte nur mit Überholen beschäftigt, konnte nicht im eigenen Rhythmus laufen. Keine gute Erfahrung. Den Lauf, obwohl nicht weit weg von hier, werde ich nicht mehr laufen.
Wie gesagt, ich laufe gerne in meinem eigenen Rhythmus, d.h. mit gleichmäßigem Tempo. Zwar laufe ich bei Marathons zeitweise mit anderen zusammen - ist ja auch ganz interessant, wenn die Beine vieler im gleichen Rhythmus stampfen - aber irgendwann stelle ich fest, wie die einen zu schnell, die anderen zu langsam werden. Ein Mitläufer ab km 25 ist verführerisch, man hängt sich gern an ihn. Nervig wird es, wenn er immer wieder überholt und dann langsamer wird. Dann hilft nichts als Tempo drauf und abhängen. Manchmal verliert man einige Zeit beim Mitlaufen. Die normalen und gemütlicheren Marathonies haben die Tendenz, nach km 25 deutlich langsamer zu werden.
Im Urlaub in Spanien laufe ich manchmal in der Stadt zum Strand, um dort dann längere Runden zu drehen. Einerseits ist es schön zu erleben, wie schnell man Strecken durchläuft, die zu Fuß mühsam und langweilig sind, andererseits ist es ein unangenehmer Slalom zwischen Leuten. Ich weiß nicht, was die über diesen Spinner denken.
Auf dem Lande erlebe ich so etwas wie Freiheit. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf dem Lande aufgewachsen bin. Als Kind bin ich viel durch die Landschaft gestrolcht, gestreunt. Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder sich in den Fünfziger Jahren in einem Umkreis von 5 km bewegt haben, während die heutigen sich – so glaub ich – auf 1,5 km beschränken. Bedingt wohl durch Autotransport, Verkehrsgefahren usw. -
Vielleicht erinnern mich diese Landschaften, durch die ich laufe, an die Landschaften meiner Kindheit.
Es ist da aber noch etwas anderes. Eine Art Eroberergefühl. Wenn ich allein durch eine Landschaft laufe, besonders natürlich im Winter im unberührten Schnee, dann gehört für einen Moment die Landschaft mir. Dann bin ich nicht einsam, sondern das Land ist ein Teil von mir. Meine Großeltern waren noch Bauern, vielleicht habe ich ihre Beziehung zum Land geerbt.
Manchmal stelle ich mir, ich bin ein Läufer in der Zeit, als hier noch Römer und Alemannen aufeinander gestoßen sind. Wie waren wohl damals die Wege? Pfade? Straßen? Gut die Römer hatten es eilig, mussten schnell marschieren oder auch laufen, es waren auch „Imperialisten“. Aber die Alemannen, sie sind sicher nicht gerannt. Wie war es mit den Schuhen? – Die Landschaft sah ganz anders aus. Das Flusstal hier war eine Ansammlung von Sümpfen, Auen, mäanderndem Fluss und Nebenflüssen. Es war schwierig, durchzufinden. Sicher unbequem, aber auch interessant. Ein richtiger Crosslauf. So gar nicht das rhythmisch gedankenversunkene Dauerlaufen, wie es die langweilige Landschaft nahe legt.
Manchmal will ich aus den Routinen ausbrechen und wenn es Sommer ist, mache ich lange Landschaftsentdeckungsläufe. Ganz begeistert komme ich zurück, doch dann wird es wieder kälter usw. Aber die Erfahrung bleibt, dass man mit Laufen viel Landschaft entdecken und erobern kann. Ich hoffe, ich habe einmal Gelegenheit, über einen solchen Lauf hier zu berichten.

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