24.06.07

23.Juni 2007 Aus der Rehabilitation


Ich laufe immer noch nicht. Letzten Montag habe ich es versucht, aber nach 600 Meter abgebrochen. Die Ferse, bei meinem Unfall am 11. angegriffen, war das Problem. Zwar wird es jeden Tag besser, was mich davon abgehalten hat, zum Arzt zum Röntgen zu gehen, aber jetzt habe ich ein wenig das Gefühl, dass sich ein Kallus bildet. Das wäre ein Hinweis auf einen kleinen Bruch, der jetzt nicht perfekt, aber doch verheilt. Hoffe, dass ich dann trotzdem laufen kann. Ich werde es nächste Woche wieder versuchen.
Mit dem Bandscheibenvorfall tu ich mich immer noch schwer, auch wenn ich jetzt das Gefühl habe, dass es besser wird. Am schlimmsten waren zunächst diese Taubheitsgefühle am Fuß, besonders den zwei kleinen Zehen, das Gefühl, dass der Fuß – vor allem beim Sitzen und am Abend – eingeschlafen ist und er nur mit Mühe, Stehen bis zur Schmerzgrenze wieder zum „Leben“ gebracht werden konnte. „Leben“ heißt in dem Fall: Kribbeln, Gefühle wie bei kleinen Stromimpulsen. Oft bin ich am Abend so erschöpft, dass ich mich frühzeitig hinlege und sofort einschlafe. – Schlafen kann ich übrigens gut – vom Positionswechsel abgesehen. Bis dann am Morgen wieder der Ischiasschmerz zunimmt. Aufstehen und Anziehen ist noch schmerzhaft, aber dann wird es besser.
Tabletten gegen Schmerzen versuche ich auf jeden zweiten Tag zu reduzieren. Außerdem mache ich abends öfters Elektroreizstimulation um Lendenwirbel und Ischiasgegend. Ob es nützt, weiß ich nicht. Aber es lenkt von Schmerzen, Taubheitsgefühlen etwas ab, so dass ich etwas ruhiger sitzen kann. Oft war ich ja nicht mehr in der Lage, in Ruhe zu schreiben.
Arbeiten gehe ich wie immer. Da ich dabei nicht sitze, sondern mich viel bewege, ist es meiner Meinung nach zwar ermüdend, aber eher positiv für die Genesung.
Ich schreib das hier etwas ausführlicher für diejenigen, denen es einmal ähnlich ergehen könnte. Wenn ich auch dabei zu bedenken geben muss, dass jeder Fall anders ist. Ich habe mich inzwischen ja überall umgehört und herausgefunden, dass es die unterschiedlichsten Formen gibt und es auch sehr, sehr schmerzhaft werden kann, sehr schmerzhaft für Jahre. Ich hoffe, mehr Glück zu haben.
Jetzt werde ich noch mit dem Gang zum Arzt warten. Vielleicht erledigt sich die Sache von selbst. Heute bin ich merkwürdigerweise optimistischer.
Aber mich haben auch schon andere Stimmungen gepackt. Ich kann es verstehen, dass Menschen in Depressionen geraten können, wenn sie ihren Sport nicht mehr betreiben. Immerhin bin ich schon älter und die Sache könnte sich wiederholen. Die Vorstellung, fett und lethargisch rumzuhängen, quält mich. (Auch wenn ich trotz Untätigkeit nur abgenommen habe.) Ein wenig habe ich Angst vor einem ungeregelten Leben. Es ist als ob das Laufen kontinuierlich kleine Erfolgserlebnisse liefert, die meinem Ego schmeicheln. Etwas, was mir in dieser regelmäßigen und einfachen Form fehlen würde.
Das war ein kleiner Blick nach innen.
Um dennoch etwas zu leisten, habe ich mich auf das Rad geschwungen und bin eine Runde mit 46 km gefahren. Durchschnittlich nur 24,5 km/h, aber es ging 400 Meter aufwärts. Dabei bin ich an der Gegend meiner frühesten Kindheit vorbeigefahren. Wer es kennt, sieht auf dem Bild den Hof meiner Großmutter.

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