24.06.07

31.Mai 2007 Landschaftszerstörung durch eine Autobahn


Diese Autobahn wurde mitten durch mein „Vogelparadies“ gebaut.
Aber ist der Läufer nicht auch ein Verehrer der Maschinen?
Laufen und Maschine
Im Dauerlauf liegt etwas Mechanisches und Maschinenähnliches. Ich denke, manchmal idealisiert sich der Läufer zu einer Maschine. Wenn es so schnell regelmäßig und gleichmäßig läuft. - Ist es aber nicht merkwürdig, sich einer Maschine gleichzumachen?
Nun ist es ja so, dass gerade wir Männer von klein an gewohnt sind, Maschinen zu bewundern: die Autos, die Lokomotiven. Und wir versuchen sie nachzuahmen. Weil die uns mit ihrer Geschwindigkeit, mit ihrer Kraft beeindrucken. Und das scheint in uns ein inneres Ideal zu sein. Der Sport gibt dann ein Betätigungsfeld für Kraftspiele und Geschwindigkeitsräusche. Das ist eine Art innerer Natur in uns. Auch die Geschichte der Menschen ist voll mit jagenden und rennenden Männern, Muskelspielern, Giganten und Helden.
Gut, es mag für einen kleinen Jungen okay sein- aber für einen erwachsenen Mann? Braucht der noch Spielzeit? Hätte er seine Zeit nicht mit was Vernünftigerem zu verbringen? Ist es nicht ein Beweis für die Infantilisierung der Gesellschaft oder zumindest von uns Sportlern?
Man könnte nun sagen: man sollte seine Leidenschaften nicht unterdrücken, so richtig erwachsen zu werden – was bedeutet das? „Nur im Spiel ist der Mensch ganz bei sich selbst“ sagt Schiller. Aber muss der Mensch bei sich selbst sein? Nicht vielmehr in der Realität?Sollte man nicht immer ein bisschen jung bleiben, Kind? ("Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder …"?).
Ein Bauer aus dem vorletzten Jahrhundert würde vielleicht sagen: "Diese Spinner, denen fehlt eine richtige Arbeit." Tatsächlich hatte er ein Erlebnis seiner Kraft in einer ganz anderen und oft ruinöseren Weise.
Sicher ist es ein Gefühl, im sonstigen Leben nicht viel bewirken zu können, die Läufer dazu bringt, sich aufs Laufen zu kaprizieren. Je nachdem, wie man es anlegt – mit viel oder wenig Wettbewerben, viel oder wenig Leistungsehrgeiz – da kann man echt was bringen und zeigen, sich beweisen und Abenteuer erleben.
Zurück zur Maschine. Sie ist ein Modell von Kraft, aber auch von Stetigkeit und Verlässlichkeit. Wir Menschen mögen zwar intelligenter und sensibler sein, aber sind trotz aller Disziplin von Launen, Stimmungen und anderen Unberechenbarkeiten abhängig und bleiben etwas unberechenbar.
Wenn wir aber unseren Körper mit Hilfe von Trainingsplänen, medizinischen Tests disziplinieren und zu einer kontrollierbaren Maschine machen – ich gestehe, das ist bei mir auch ein Ideal – tun wir uns da nicht Gewalt an? Ist es nicht eine Form der Selbstunterdrückung?
Ich weiß es nicht.
Was wäre die Alternative? Ich denke an körperorientierte Kunst: Tanzen, Singen. Aber Laufen ist schon immer eine Fantasie, eine Art von Tanzen, eine rhythmische Bewegung des Körpers.

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