29.07.07

WARUM LAUFEN POLITIKER?

Jüngst lese ich, dass G. Beckstein zu seiner Nominierung zum Ministerpräsidenten weiß-blaue Laufschuhe geschenkt bekommen hat.

„Der Franke Beckstein, der bei Faschingsbällen schon als Ritter, als Löwe oder als vollbusige Blondine auftrat, hat gestern sein Etappenziel erreicht. CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann schenkte ihm für seinen „Langstreckenlauf“ als Regierungschef Turnschuhe, die Beckstein gleich ausprobierte. Eine Oberpfälzer Blaskapelle stoppte seinen federnden Gang durch den Hof des Landtags mit einem Ständchen.“ In:
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Was soll das Läuferimage? Wer läuft, bewegt sich. Beckstein und seine CSU, bewegen sie sich? Sicherheitspolitik ist Festhalten, Nichts verändern. Keine aktive Gestaltung von sozialer Gerechtigkeit, Ökologie, Energieproblemen. Da soll einer als aktiv und beweglich dargestellt werden.
Bush und Putin laufen - vielleicht sogar zusammen. Zwei Hardliner. Was zeigen sie? In den USA gehört bei der Oberschicht sportliche Aktivität, ein sportlicher Körper zum Statussymbol. Warum? Einer der läuft, zeigt, dass er sich bemüht, dass er sich anstrengt. Dass er Mühen nicht scheut, sich nicht einfach gehen lässt, rational handelt, dass er sich disziplinieren kann, unterordnen unter höhere als nur egoistische Zwecke. Er zeigt gewissermaßen eine Arbeiterseite und macht sich so populär. Er will nicht nur bequem und parasitär auf Gesellschaftskosten leben. Er tut etwas dafür.
Aber ist der Läufer nicht auch ein gefährlicher Krieger? Hat Aggressionen, will anderen überlegen sein, gewinnen? Ich habe es mir hin- und herüberlegt und denke, dass das schon in einem Läufer drinsteckt, aber in einer modifizierten und kultivierten Form. Denn er bewegt sich in der Konkurrenz, stellt sich zur Wahl – während ein Mensch, der nur Dominanz will, seine „Konkurrenten“ zu kontrollieren versucht: Lächerlichmachen, Fertigmachen, Unterdrücken, Töten. – Läufer tun das nicht, aber vielleicht laufende Politiker?
Unser bekanntester Läufer war Fischer. Wozu sein Lauf zu seinem wohl inzwischen wieder falschen Selbst? Ich denke, Unzufriedenheit mit seinem Körper, seiner politischen Sackgasse. Politisch und ökologisch ging nichts mehr vorwärts. Dafür joggende Beweglichkeit, erneuerte Jugendlichkeit, wo am Ende ein Amt übrig blieb. Aber zum Image hat es gereicht.

Frage am Schluss: Ist nicht Laufen ein wenig ein Theater, mit der man sich eine gewisse Unbeweglichkeit, Verhärtung und vielleicht auch Müdigkeit, die sich in das Herz eingeschlichen hat, weglaufen will?

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