20.07.07

DOPING


Weil ich in manchen Blogs verschiedene Meinungen über die neueste Dopingaffäre im Radsport höre, und ich die meinige nirgendwo wieder finde, fühle ich mich richtig aufgefordert auch noch meinen Senf abzugeben.
Am Deutlichsten wurde mir die Sache gestern, als im ZDF Betroffene über Doping diskutierten. Da war der sich schuldig bekennende Radprofi, der Dopingjäger, ein Chef eines Radstalls, ein in sich gehender Fernsehredakteur. Und alle fanden Doping schlimm, eine Lüge, ein Verbrechen usw. Schrecklich.
Ein schreckliches Theater. Ein unehrliches. – Warum? Wenn wir ehrlich sind, wir haben unsere Helden gerne siegen gesehen. Ich kann mich an die glückliche Stunde im Sommer 1996 erinnern, als ich den ersten Sieg von Ullrich beim Zeitfahren erlebt habe. Und immer wieder habe ich dann die Tour de France verfolgt, um das wieder zu erleben. Dafür habe ich mich stundenlang gelangweilt, die idiotische Kameraführung ertragen – kaum Landschaftsbilder, irrelevante Fahrer, oft wenig informativ – und ebenso schwachsinnige Kommentare. Da gab es diesen ehemaligen ZDF-Reporter, der mit seinen Jubelkommentaren meistens neben dem war, was tatsächlich ablief. Später haben es ARD und ZDF übertragen, dankenswerterweise mit weniger Werbung, dafür aber mit Kommentaren, die extrem langweilig waren, das immer gleiche wiederholten und das Publikum von etwas belehrten, von dem sie selber kaum Ahnung hatten.
Warum aber haben wir uns das angetan? Weil wir natürlich Sieger sehen wollten, deutsche Sieger usw.
Und jetzt haben sie alles getan, um mitzuhalten und zu gewinnen, um im internationalen Doping mitzuhalten. Für wen haben sie das getan? War das nicht etwa unser aller Wille und Bedürfnis?
Ich habe darüber noch keinen reden hören. Es gibt die Fans, die alles bei ihren Helden verteidigen wollen. Sie sind in gewisser Weise konsequent und ehrlich. Und dann gibt es die große Mehrheit der Fans, die sich nun plötzlich von ihren Helden distanzieren, ohne sich zu fragen, wie sie mit ihrem Siegesbedürfnis selber zu diesem Doping beigetragen haben. Sie haben eine Show verlangt, die Profis haben sie ihnen geliefert.
Mit Vernunft betrachtet: ist es überhaupt möglich, die Tour de France, den Giro, die Vuelta ohne Doping zu absolvieren? Ich glaube nicht. So wie die Tour de France organisiert ist, verlangt sie geradezu Doping. Aber das Geschäft muss weiterlaufen.
Aber ich als mit seiner eigenen Dummheit konfrontierte Fan, akzeptiere die Entscheidung des öffentlichen Fernsehens, und wundere mich über €-"sport", wie er Quote bei den wundergläubigen Fans macht, indem er von Doping nicht redet.

Aber es müssen noch andere Konsequenzen gezogen werden. Wie wäre es mit einer anderen Form von Breitensport auch im Fernsehen, mit einer anderen Art von Sportunterricht.
Zu dem Thema Sportunterricht muss ich doch noch was loswerden. Durch meine Kinder habe ich einiges mitbekommen. Da wird etwa Unterricht so gemacht: Coopertest und danach die Noten. Blöder geht es nicht mehr. Oder: Der Lehrer lässt alle Weitspringen und benotet die Sprünge. Wie überhaupt oft in der Schule Test und Training zusammenfallen. – So wird einem Großteil der Menschen Sport grundsätzlich vermasselt.

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