14.05.09

INTERVIEW


Ich stelle meiner Frau ein paar Fragen zu ihrem Lauf:

Wie hast Du Deinen Lauf empfunden?
Leichter als erwartet. Nach meiner Anmeldung am 1. April für diesen Ultra bekam ich Angst davor, worauf ich mich jetzt eingelassen habe. Bei den Vorbereitungsläufen geriet ich immer wieder in Krisen und Zweifel, einen so langes und schweres Rennen bewältigen zu könne.
Dass ich bei diesem schwierigen Berglauf so gut durchhalten konnte, habe ich nicht erwartet.

Wie war die Läuferszene in Spanien im Unterschied zu Deutschland?
Es gab viele Gruppen und Vereine, die zusammen gelaufen sind. Die Starken haben sich den Schwachen angepasst. Sie sind zum Spaß gelaufen, nicht um zu gewinnen. Sie sind oft spezialisiert auf Bergläufe und gemeinsame Ausflüge mit anschließendem Essen und Trinken. Die Gruppen haben aber oft den Weg blockiert. Auf den engen Wegen war es schwer, an ihnen vorbeizukommen.
Es laufen sehr unterschiedliche Typen: Dickliche, Kräftige, Zähe, Normale und Dünne. Wanderer, Geher, Walker, viele sind mit Bergstöcken unterwegs. Viele auch mit Rucksack oder Hüftgürtel. An den Pausenstationen sind sie schnell vorbei gerannt, nur um nachher beim Trinken aus dem Rucksack wieder stehen zu bleiben.
Ich musste mich bergab von einigen überholen lassen, die ich bergauf wieder überholt habe. Ich bin gelaufen wo es möglich war. Bergauf konnte ich aber auch schnell gehen.

Wie sind die Frauen gelaufen?
Ich weiß jetzt nicht, wie es da in Deutschland aussieht. Hier waren es vor allem schlanke zähe Frauen, denen ihr Outfit wichtig ist. Aber nicht einmal 10% waren Frauen. Gewonnen hat in meiner Klasse eine zähe Frau, der man Trainiertheit und Entschlossenheit ansieht.

Wie war es für Dich, dass wir getrennt gelaufen sind?
Es war besser. Einmal weil ich mich doch hätte etwas Deinem Tempo anpassen müssen. - Dadurch dass ich in meinem Tempo und auf mich konzentriert gelaufen bin, konnte ich problemlos länger durchhalten. Wäre ich mit Dir gelaufen, hätte ich das Gefühl bekommen, dass Du für mich langsamer läufst, für mich Sachen machst und ich wäre in eine unangenehme Schuldposition geraten. So konnte ich unbelasteter laufen.
Es waren aber noch viele Männer um mich, die mir dann, wenn ich sie am Berg überholte, den Tipp gaben, nicht so schnell zu laufen, es wären noch viele schwere Kilometer.
Es sind einige Paare zusammengelaufen. Meistens sahen die Frauen weniger angestrengt aus und hatten weniger Schwierigkeiten mit der Länge. Insgesamt schienen sie mir lockerer zu sein.

Hat sich der Lauf gelohnt?
Ja, auf jeden Fall hat es sich gelohnt „La prueba reina del senderismo español“, den spanischen Königslauf, gelaufen zu haben! Schon wegen des Pokals. Selbst der spanische Berglaufmeister ist hier nur Zweiter geworden.
Dann auch wegen der guten Zeit, das Durchhalten ohne körperliche Probleme, den 2. Platz meiner Altersklasse, die Trophäe, die gute Verpflegung während des Laufens usw.


Was ist besser: Wandern oder Laufen?
Man kann es nicht vergleichen. Beim Laufen nimmt man wenig von der Landschaft wahr. Die Strecke zerfällt in steinige und gute Wege, auf und ab. Schon was neben dem Weg ist, wird nebensächlich; die Landschaft, die Vegetation. Man nimmt beim Wandern die Landschaft viel intensiver wahr.
Dagegen ist es schön, leicht und ohne Gepäck, durch die Landschaft zu eilen, gemeinsam mit vielen anderen, unterwegs so gut versorgt zu werden, seine Kraft ausleben zu können, sich mit anderen zu messen, eine solche Strecke, zu der wir beim Wandern zwei Tage gebraucht haben, in nicht einmal 10 Stunden zu durchlaufen.
Aber ohne die Wanderung hätten wir die Landschaft nicht schätzen gelernt.

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