08.11.08

Projekt 63 - no fun

Nach dem Marathon, den 45 und 57 km habe ich mich vorbereitet genug gefühlt, einen richtig langen Lauf zu machen. Das Problem war nur, dass ich, um an den Ort zu kommen, wohin ich wollte, zuerst mal 31 km mit dem Rad fahren musste.
Also bei 7° los, locker auf die Wasserscheide Atlantik/Mittelmeer hoch geradelt und dann mit 4,5 kg Logistik auf dem Rücken losgelaufen. Die erste Halbmarathonstrecke noch mit 5:45 den Kilometer. Schwierigkeiten nach dem Radfahren einen Rhythmus zu finden. 15 Minuten bis die Füße aufgewärmt waren, Hektik, umständliches Hantieren beim Flaschendeponieren und Fotografieren. Die Schritte mit ~168 BPM im Allegro.
Bei der zweiten Halbmarathonstrecke erste Probleme mit dem Magen. Die zwei Müsliriegel waren zuviel für den Magen, er wollte nicht mehr verdauen. Auch der Rucksack malträtierte meinen Rücken übel. Punkt 12 war ich an meinem Ziel. Jetzt ging es im Donautal entlang und dann wieder hoch. Nach Steigung mit 4:04 die Marathonstrecke geschafft. Die Landschaft um mich war zwar historisch aufgeladen mit Keltenschanzen, Soldatenfriedhof napoleonischer Kriege, Rückzugshöhlen aus den Religionskriegen – aber ich hatte nur ein schnelles und verwackeltes Auge dafür.
Einbruch dann zu Beginn des letzten Drittels der Strecke; Müdigkeit, der Magen, der nicht mehr wollte - ich konnte nur noch gehen. Krähenschwärme, die auf mich als Beute warteten – ihre Kontrahenten, die Dohlen, auf dem Rückzug. Im Gehen esse ich noch einmal einen Riegel und der Magen - nun durch das Laufen nicht im Stress - akzeptiert ihn. Die beim Hinlauf deponierte Flasche lasse ich liegen. Langsam laufe ich wieder los, aber dann stoppen mich 16 Kilometer vor dem Ziel Krämpfe im Oberschenkel. Also pausieren und strecken. Nach dieser 5 km langen Krise – ich hatte schon geglaubt, nur noch gehen zu können – läuft es wieder. Freilich anders als vorher: Diesmal trägt mich der Körper; wie mechanisch läuft er um die 6:00 je Kilometer. Ich selber spüre nur die Schmerzen. Es ist als hätte mein Körper mit mir ein Arrangement getroffen: ich laufe für dich, aber die Schmerzen musst du ertragen. Die letzten 10 km mit 5:56.
Die 63 km in brutto 6:33. Höhenmeter ~400 m. 2,5 l Tee, 4 Riegel.
Heimfahrt ging bis auf wenige Krämpfe besser als gedacht und etwas flotter als die Hinfahrt.

Insgesamt war die Strecke no fun, mehr Willensleistung als Spaß. Viel leichter fielen mir 31 km mit 5:03/km in der Woche zuvor. Eine ähnliche Harmonie mit dem Körper hatte ich mir für die 65 vorgestellt. Aber gut, dass ich nicht wusste, was mich erwartete. Andererseits war die Überwindung der Krise eine neue Erfahrung.

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