09.02.09

MEDITATIVES LAUFEN - Erfahrungen

Mit besonders viel Eifer betreibe ich es nicht, das meditative Laufen. Aber ich bleibe am Ball. Anfangs schien mir das Gedankenverbot zu hart und ich habe es auf 4 km beschränkt. Aber als ich es nicht einmal auf diesen 4 km richtig schaffte, das Denken abzuschalten und ich merkte, dass ich immer wieder den Gedankenlauf abbremsen musste, um wieder neu mit der Konzentration auf das „Hara“ zu starten, habe ich diese Begrenzung aufgegeben. Den Denktrieb werde ich ohnehin nicht bändigen können. Es ist sinnvoller, sich immer wieder neu zu konzentrieren.
Bei dem Versuch „abzuschalten“ kommen bei mir zunächst Ängste hoch, auf diese Art Demenz und Alzheimer einzuüben. Normalerweise bin ich sehr kopforientiert und es macht mir Vergnügen, ständig über irgendwelche Sache nachzudenken, Gedanken zu formulieren, imaginäre Gespräche zu führen, Artikel zu schreiben. Oft ist es ein wenig wie in Nächten, in denen ich nicht mehr einschlafen kann, weil ich mich in imaginäre Diskussionen verwickle, ewig oft die gleichen so grandios erscheinenden Argumente wiederholend und nicht mehr in der Lage, damit aufzuhören. Dann braucht es alle Kraft, diesen leeren Kreislauf abzubrechen und die Gedanken zu stoppen.
Also ich habe Angst, die Wachheit zu verlieren. Dabei muss das nicht sein. Die Wachheit soll erhalten bleiben, aber die Gedanken sollen nicht die Wahrnehmung des sich bewegenden Körpers übertönen.
Wenn ich mich dann auf das „Hara“ konzentriere, bewusst ausatme, tiefer atme, meine Beine spüre, wie sie sich oft verkrampfen in falschen Haltungen, wenn ich dann versuche lockerer zu laufen, merke ich wie anders doch dieses Laufen gegenüber dem normalen Dauerlauf ist.
Beim Dauerlauf gehen die Gedanken in eine andere Richtung. Gut ich schaue auf die Uhr, vergleiche meine Zeit mit anderen Läufen oder Kilometern, aber eigentlich ignoriere ich den Körper, ertrage das Laufen mehr passiv als dass ich es aktiv angehe. Konzentriere ich mich dagegen auf den Körper und seinen Rhythmus, seine Bewegung, die Muskeln usw. dann spüre ich zunächst einmal, wie sie durch Gewohnheit bewegt werden, wie sie sich passiv und bewusstlos bewegen.
Der Atem – oft – hängt über dem magischen Punkt, ist oberflächlich, flach, geht in die Richtung dieses denkenden und phantasierenden Organs, zum Kopf. Senke ich den Konzentrationspunkt ab, tauchen die Bewusstseinsängste auf: Jetzt hast du gerade einen tollen Gedanken, den vergisst du sicher – oder: denk erst mal das zu Ende, sonst quält es dich die ganze Zeit und kommt wieder hoch und so weiter und so fort.
Gelingt es mir trotzdem, mal mich auf das Laufen zu konzentrieren, merke ich, wie nun aktiver laufe, nicht nur das Laufen erleide. Ich werde schneller, die Bewegungen gezielter und bewusster.
Ich übertreibe es jetzt und spitze es in diese Richtung zu: Beim passiven Laufen träume ich vor mich, bade in schönen Gedanken: Jetzt bin ich schon so und so viele Kilometer gelaufen, jetzt bin so schnell gelaufen, Mensch, das macht mir so schnell keiner nach, so toll wie ich erlebt nicht jeder die Natur; also ich bade in diesem Läufernarzissmus. Darauf zu verzichten, diese selbstverwöhnenden Gedanken abzuschalten, mit dem werde ich weiter experimentieren.

Keine Kommentare: