01.03.09

LAUFERFAHRUNGEN

Ich laufe also weiter mit dem Versuch, meditativ zu laufen. An sich widerspricht es der Intention, darüber zu berichten. Aber da ich mich ohnehin nur im Vorfeld dessen bewege, wo ich hin will, erlaube ich mir darüber schreiben.
Was mir bei diesem Laufen in den Sinn kam, war die folgende Idee:
Laufen hat mit Ausdauer zu tun. Bedeutet, eine lange Zeit, eine lange Strecke, eine lange Zeitstrecke zu überstehen. Es ist zwar nicht wie Warten eine reine passive Tätigkeit, aber dennoch steht die lange Laufzeit in einem negativen Verhältnis zum Laufziel. Während ich laufe, habe ich mein Ziel nicht erreicht. Es heißt zwar: „Der Weg ist das Ziel“, aber meine Wirklichkeit sieht anders aus. Ich habe mir eine Strecke vorgenommen, sehe das als Teil meines Trainingsplans, trainiere für einen langen Lauf im Mai und Juni. Dass ich daneben noch in der freien Natur bin, mich bewegen kann, die Landschaft erlebe, immer neue Teile meines Körpers und der Umgebung kennenlerne, - das ist ein sekundärer Gewinn, der mir hilft, mich auf dem Weg für das primäre Ziel zu unterstützen.
Ausdauer haben bedeutet etwas Frustrierendes und Anstrengendes aushalten und ertragen zu können. Es ist eine länger dauernde Unlust mit dem Ziel dafür später mehr Lust erfahren zu können. Es ist ein Leben in einem negativen Zustand, fern von dem Ziel, ist eine lange Bewegung hin zu etwas, was weit weg ist.
Es kam mir so vor, als wäre in oder vor meinem Leben eine Explosion erfolgt, die mich und/oder andere als Teile eines vormals Ganzen in die verschiedensten Richtungen gesprengt hat. Schaue ich auf mich, wenn ich laufe, so ist da sicher auch Aufmerksamkeit für die Natur um mich, aber es ist doch keine Erfahrung von Glück oder Erfüllung. Es ist ein negativer Zustand, Durchhalten. Irgendwann soll etwas Anderes kommen. Oder selbst, wenn es nicht kommt, so ist es als stilles und schweigendes Bewusstsein immer im Hintergrund. Dieses Andere ist nicht klares und aussprechbares Bewusstsein oder Wissen, vielleicht nicht einmal Ahnung. Zunächst ist es da als Bewegung des Körpers, als Laufen. Laufen ist als Bewegung einerseits etwas weg von … andererseits Bewegung auf etwas hin zu. Es ist einerseits eine Überwindung und Negation dessen was hinter mir ist, anderseits eine Bestätigung dessen, was vor mir ist.
Es hat wenig mit dem sitzenden Zen, dem Zazen zu tun hat, steht sogar im Gegensatz zu ihm. Es ist Unruhe, Unzufriedenheit, Zustand des Vertriebenseins, Noch-Nicht.
Eine mögliche Deutung entnehme ich Ernst Bloch:
Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.

Prosaischer: Diesen Monat 285 km, ca. 4755 Höhenmeter. Die Krankheit der letzten Woche steckt mir aber noch etwas in den Knochen.
Die Vögel schalten auf Frühling um, besonders aktiv sind die Buchfinken, natürlich Meisen, dann auch Grünspechte und andere trommelnde Spechte.

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