24.06.09

LAUFEN UND ERKENNTNIS

In meinem letzten Blog habe ich etwas über den „Wissenschaftler“ Dekkers geschrieben: Körper nur die Verpackung für den Geist … etc.
Wie der Szientismus allgemein und die meisten Menschen glaubt Dekkers, es gäbe so etwas wie eine objektive Welt und damit zusammenhängend ein objektives Wissen darüber. Nur dieses Wissen hat Bestand und Gültigkeit. Dieses Wissen zu erlangen, ist allererste Aufgabe.
Ganz anders die Auffassung, dass sich unsere Erkenntnis aus unserem Handeln ergibt und daran gebunden ist. Wir sind also nicht nur Geist, sondern auch Auge, Ohr etc. Und nicht nur Sinne sondern auch Hände und Füße. Und sind nicht nur geistiges Interesse, das schlussfolgert, Theorien zusammenbaut, sondern Leib und Seele, die unserem Körper, Händen und Füßen eine Richtung geben. Daraus bilden sich dann Wissen und Erfahrung, ein Selbstzustand und so weiter.

Menschliche Welterfahrung hängt zwar viel mit dem Gebrauch der Hände (damit verbunden: das Sprechen) zusammen, aber auch die Füße sind so unwichtig nicht. Man sagt, am Anfang der Menschwerdung sei der aufrechte Gang. Wie auch immer - die Füße übernehmen die Aufgabe der „Vorderfüße“, also der Hände und lassen denen Raum sich weiterzuentwickeln. Vielleicht steckt auch etwas von der Intelligenz der Hände in den Füßen – etwas von deren Sensibilität – aber natürlich sind die Hände mit ihren Fingern um vieles geschickter als unsere Zehen.
Schließlich verändert der aufrechte Gang unserer Sinne. An die Stelle der Nase und der Ohren tritt das Auge als dominantes Organ. Will man etwas als wahr beweisen ist der visuelle Beweis heute der entscheidende. Nicht nur der ungläubige Thomas, auch wir sind vom Fernseher, von Bildern fasziniert, und auch die Wissenschaft will mit ihren Grafiken und bildgebenden Verfahren überzeugen.
Noch mehr: der Horizont unserer Erfahrung hängt von der Art unserer Bewegungen ab. Der arme Hawkins, dem nur noch das Denken über die kosmische Ordnung übrigbleibt, ist ein Grenzfall, mit dem wir nicht tauschen möchten, auch wenn das Nachdenken über Strings und Quarks über uns Nobelpreise regnen ließe.
Die Welt eines Fußgängers unterscheidet sich grundlegend von der eines Autofahrers oder Laboranten.

Beim Läufer kommt doch noch ein anderes Element hinzu. Es ist die Dominanz der eigenen Bewegtheit über die Erfahrung. Der eine eilt, der andere geht durch die Welt. In der Bewegung des Läufers ist ein Moment von Flucht, flüchtigem Denken, von Konkurrenz des Schnelleren gegenüber dem Langsameren enthalten – vielleicht kann man es „Auseinandersetzung“ nennen.
Die Füße sind die Antipoden des Kopfes. Auf der einen Seite sind sie Organe des Kopfes, Hilfsgestell für die Augen, aber dann können sie sich auch selbstständig machen, sei es dass sie „unruhig“ werden, also das unruhige „Gemüt“ ausdrücken, sei es, dass sie den Dienst verweigern, müde werden usw.

Summa summarum: Unsere Welt ist eine konstruierte, von uns mit Körper und Werkzeugen geschaffen in Auseinandersetzung mit der Natur.

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