16.04.08

10 KILOMETER

Ich imitiere einen 10 km- Wettkampf. Unterziehe mich der Schinderei, weil ich Anfang Mai einen Halbmarathon rennen will. (Über die Motivation dazu später). Mordsbammel vor dem Rennen. 10 km ist die für mich meistgehasste Strecke, endlos anstrengend, eine Qual. Als mein eigener freundlicher Trainer sage ich mir vorher: es ist unwichtig, ob du es schaffst – 4:16 je km waren mein Ziel – Hauptsache du läufst durch. Irgendeinen Trainingswert wird es schon haben. Abneigung und Schrecken ist so groß, dass mir schon das Herz klopft, wenn ich nur daran denke. Und auch als ich dann losrenne, fängt die Angst, es zu nicht schaffen, sofort wieder an. Ich fühle mich regelrecht gelähmt, hacke die Füße auf den Boden. Der erste Kilometer natürlich zu schnell, der zweite dann wieder zu langsam und so geht es weiter, ich finde keinen richtigen Rhythmus. Sobald ich sage: den Rhythmus kann ich durchhalten, werde ich zu langsam. Also wieder hochdrücken, Füße schneller, den Atem ans Limit. Die Kilometer werden mal länger, mal kürzer, mal beschleunige ich so, dass ich zu schnell bin, dann nach 500 Meter habe ich wieder jeden Zeitvorsprung verloren. Schleim hängt mir im Hals. Am Anfang kann ich ihn noch weghusten, aber gegen Ende habe ich dazu weder Kraft noch Konzentration; ich muss ja rennen. Die Rippen beginnen zu schmerzen, in der Lebergegend fängt Seitenstechen an. Ich forciere das Ausatmen und nach einem Kilometer ist es wieder weg. Ich renne an Leuten vorbei, unterdrücke mein Keuchen. Es muss zu blöd aussehen, wie ich mich überanstrenge. Ein gefundenes Fressen für die Fitnessgegner. Ungefähr zehnmal geht es über Brücken, unter Unterführungen, hoch zu Auffahrten. Jeder Meter hoch geht mir in die Lungen und ich schrei mich an, am Berg bloß nicht langsamer zu werden. Bergab mit Keuchen und dem Gefühl, dass ich bald nicht mehr weiterkann. Aber ich muss diese 10 durchstehen. Wie soll ich sonst den Halbmarathon schaffen.
Das erste Drittel ist schwer. Bis zur Hälfte bin ich natürlich schon geschafft. Aber ich sage mir: danach bin ich über dem Berg. - Pustekuchen! Und dann wieder die ganzen scharfen Kurven, glitschiges Gelände. Endlich die letzten 3 Kilometer. Jetzt nur noch leiden, ständige Kommandos an mich, das Tempo zu halten. Check bei jedem Kilometer. Rechnen, das geht gerade noch. Die ersten Kilometer konnte ich noch die Schritte zählen, eine alte Gewohnheit bei schnellen Tempoläufen. 360 rechte Schritte sind ein Kilometer, die Hälfte bei 180, nach 90 habe ich schon ein Viertel. So lässt es sich eher durchstehen. Aber dann verlier ich die Übersicht, irgendwelche idiotischen Zahlen rasseln durchs Gehirn - in der Gehirnkiste sind wohl einige Schrauben locker, aber Hauptsache, die Beine laufen. Beim letzten Kilometer knapp im Limit. 200 Meter vor meinem Ziel – ein Klebkraut auf dem Weg – noch 2 Hunde. Hoffnung, dass ich nicht ihren Jagdtrieb wecke. Wo sind die Besitzer? Aber sie sind von der ruhigen Art. Noch ein leichter Anstieg. Ich gebe mein Letztes, jetzt wirklich an der Grenze: 42:36. - Wie ich doch diese 10 Kilometer hasse.

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