18.04.09

KLEINE BERGTOUR

Als Vorbereitung für die nächsten harten Läufe habe ich es diesmal mit einem schwereren Berglauf versucht. Etwas über 27 km, ca. 1500 Steigung – das müsste ich doch locker in 3 Stunden schaffen. Oder?
Aber zunächst musste ich ca. 50 km mit dem Rad an den Bergfuß fahren, mich umziehen, mein Gepäck, Helm, die Reserven irgendwo verstecken. Auf der Fahrt noch ein paar Regentropfen, aber die Sonne schien schon auf die Schweizer Seite, die schneebedeckten Berge im Rheintal leuchteten. Nur mein erstes Gipfelziel lag unter dunklen Wolken, drohte düster wie Mordor.
Dann ging es gleich zur Sache, hoch zum Bregenzer Hausberg. Von 410 auf 1064 Meter in nur 4,5 km – also durchschnittliche Steigung über 16%. Nach 45 Minuten war ich oben. Na ja, nach meiner Planung wäre ich schneller oben gewesen. Oben zwar Sicht, aber ungemütlich kalter Wind.
Dann runter durch Schneefelder. Den kurzen Abstieg von der Karte finde ich nicht, muss den langen Weg runter. Bis auf 653 Meter. Macht nichts – ich habe ja Zeit. Dann laufe ich folgsam Wanderwegweisern folgend eifrig an einem Bach mit vielen Wasserfällen hoch. Schöne Strecke - schade dass meine Frau nicht dabei ist, würde ihr gefallen. Gleichmäßig geht es hoch, aber ich gerate mehr und mehr nach Norden und komme schließlich an eine Kreuzung, die ich in meiner Karte auf die Schnelle nicht finde. Also orientiere ich mich an den Wanderwegweisern. Wieder geht es einige hundert Meter durch hohen Schnee. Mit Tempo ist nichts mehr. Endlich ein Wegweiser, der zu meinem nächsten Ziel, den Hirschberg mit 1095 Meter zeigt. Nach 2 Stunden und nur 15,25 km bin ich oben. Nette Aussicht. Ich verzehre einen Riegel, trinke einen halben Liter.
So und jetzt habe ich noch eine Stunde Zeit – ob das reicht?
Wieder verliere ich einige Male den Weg, aber komme doch an die Abzweigung, wo ich von 720 zum dritten Berg auf 1060 Meter hoch will. Zuerst wieder Schnee, dann nach 1 km an der Staatsgrenze kreuzt der Weg einen Bach. Statt mir die Schuhe auszuziehen, versuche ich links zu bleiben. - Ist da nicht ein Weg? Ich hab doch keine Zeit … Zwar gibt es eine Zeitlang diesen Weg, aber dann verliert er sich in Wildwechseln. Und ich stolpere über Stock und Stein, springe über Gräbelein, gerate in einen Kessel, in den von allen Seiten kleine Bäche stürzen, in der Mitte ein Wasserfall mit 15 Metern. Es hilft nichts - jetzt muss ich auf allen Vieren hochklettern. Dann geht es wieder chaotisch weiter. Irgendwo überquere ich den Bach, muss dazu große Steine ins Wasser werfen, um rüberzukommen. Dort finde ich einen Weg, der nach oben führt und schließlich unterhalb einer Alm auf eine Wiese führt. Gehend gelange ich entkräftet auf 1007 Meter mit traumhaft schöner Aussicht in die schneeweißen Allgäuer Alpen. Aber dafür habe ich jetzt keine Zeit, habe ich doch auf den letzten 5 km über eine Stunde verloren.
Jetzt also abwärts jagen auf Straße und Abkürzungen, immer wieder grandiose Ausblicke auf den See. Dadurch dass der Himmel teilweise wolkenverhangen war, beleuchtete die Sonne nur ausschnittsweise Regionen und brachte so deren Farben kräftiger zur Geltung.
Am Schluss waren es 4h11Min auf 31,3 km.

Ich habe zwar mein Zeitziel nicht erreicht, aber bin doch glücklich, den Lauf gemacht und so durchgestanden zu haben.

Heute Morgen den Geruch von Wald an den Händen.

Keine Kommentare: