05.01.08

NOCHMALS HEGEL


Mein linker Knöchel oder was drumherum tut mir kräftig weh, also Massieren mit Olivenöl, Diclofenacsalbe, Hotpack; für 12 km reicht das dann.
Unterwegs spricht mich Hegel an:
„Das mit der „intelligenten Natur“ in deinem Blog von gestern war nicht fair. Das ist doch nichts anderes als „Geist“, wie ich es nenne.“
„Schön, dass Sie sich mit mir unterhalten, alter Herr. Der Begriff mag nicht sehr gelungen sein, aber Natur und Geist sind doch verschiedene Sachen.“
„Korrekt. Aber was dir in den Kopf kommt, Gedanken oder Erfahrung, das hat nur Sinn, wenn es geistig zerkaut und verdaut ist. Wenn du nichts von Vögeln, Steinen und Gräsern wüsstest, würdest du mehr oder weniger blind herumlaufen. Ohne das ordnende Gehirn wäre alles nur Chaos.“
„Ok. Ihr gefräßiger Geist. Aber das ist doch unsere hungrige und leidenschaftliche Natur? Ich glaube Ihr kritischer Schüler
Feuerbach hat das gesagt.“
„Geist ist mehr als das. Neugier, sicher. Aber er geht seine eigenen Wege, orientiert sich nicht an egoistischen biologischen Bedürfnissen, sondern an Allgemeinheit, Wahrheit, Recht, am Absoluten, hat seine eigene Logik. Außerdem welcher Unsinn, die Gesetze dieser Logik aus Natur um uns gewinnen zu wollen.“
„Aber ist nicht der Geist Teil unserer menschlichen Natur?“
„Geist zu haben, das ist seine Natur. Das hab ich doch gesagt.“
„Ja aber wir können unsere Natur nie vollkommen denken. Sie ist das Umfassendere. Wir hinken immer hinterher.“
„Ein Läufer, der von „Hinken“ spricht. - Aber selbst wenn du hinterherlaufen würdest, du könntest trotzdem nicht auf die Gedanken kommen.“
Ich sage: "Widerspruch, mein Herr!" und will an die Rolle von Praxis und Arbeit bei der Erkenntnis erinnern, aber Hegel winkt ab:
„Was diskutierst du mit mir. Immerhin war ich Professor, bin unendlich oft veröffentlicht worden, es gibt Gelehrtengesellschaften mit meinem Namen. Lauf weiter und denk an deine Natur, was dir so alles weh tut und den Kaffee danach.“
Ich rief ihm noch hinterher, wenn ich in die Rente käme, würde ich mir seine „Phänomenologie“ vornehmen – aber da war er schon weg.

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