02.02.08

DER MARATHONMÖNCH VON KYOTO II


Vor einiger Zeit habe ich den Film gesehen und war weniger begeistert über diesen Zenmönch, wie ich das in dem betreffenden Blogeintrag war. Bei allem Respekt vor seiner körperlichen Leistung konnte ich doch nicht erkennen, worin der spirituelle Sinn seiner Bemühungen lag. Es ist doch äußerst gewaltsam, wenn ich eine Sache dadurch bedeutsam mache, dass ich auf ein eventuelles Scheitern mit Selbstmord reagiere.
Auch sonst schien mir der Mönch recht eitel. Da finde ich dieses modische Lächeln, wie man es heute bei einigen Leuten beobachten kann. Sie erzählen etwas und dabei lächeln sie nickend, so als hätte man ihnen zugestimmt. Man kommt sich dabei recht überflüssig vor und widersprechen mag man ihnen auch nicht mehr.
Darin wie sich die Mehrheit der Japaner verhält, nämlich lärmend, konsumierend, gedankenlos, egoistisch,
gewaltförmig, scheint mir eine gehörige Portion Kritik an der Zenkultur der Stille, Weltverachtung und Kultur eines „anderen Bewusstseins“ zu liegen.
Weil Zen, bedingt durch eine dogmatische und autoritäre Kultur, zu einem Ritual erstarrt ist, zur sinnlosen Anforderung, hat es die Kraft der Vermittlung zum realen Leben verloren. Es ist keine Selbstbesinnung mehr.
In Europa gibt es zwar religiöse Ideen vom „Ganz Anderen“ und „Transzendenten“, aber in der Regel ist unsere Idee, dass sich die Wahrheit aus einem Diskurs, aus dem Denken ergibt. Also ständiger Dialog oder Streit um das rechte Handeln, Moral, das gute und richtige Leben. Der Einzelne in seiner Andersartigkeit versucht ein besonderer Teil der Allgemeinheit zu werden, ohne dass er sich aufgeben oder verleugnen muss. Eine solche Selbstverleugnung, wie sie in asiatischen Ländern manchmal zum Prinzip erhoben wird, wird bei uns wohl zu Recht als repressiv, unterdrückerisch, sadomasochistisch angesehen.
Wie steht es aber mit der Erfahrung dieses „Anderen“ gegenüber dem bloß Momentanen?
Ich denke, man sollte offen sein, Fragen zulassen und auch die Erfahrung durch die asiatischen Techniken ausprobieren.
Wenn ich etwa sitze und mich atmen lasse, dann kann ich etwas vom Rhythmus des Lebens erfahren, des Lebens, das Teil eines sich bewegenden Universums ist.
Vielleicht ist das auch beim Laufen möglich.

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