22.03.08

BARFUSS

Derzeit mache ich zwei Experimente:
Temposteigerung mit Tempotraining, vielleicht reicht es zu einem Halbmarathon.
Barfusslaufen. Mach ich schon seit einigen Wochen, immer einige Kilometer, erstmal 3 bis 5 Kilometer. Gejuckt dazu hat es mich im Februar, als ein Teil meiner Laufstrecke von Waldfahrzeugen so schön glattgefahren war. Eines schönen Tages musste ich einfach die Schuhe ausziehen und habe es versucht. Meine Sicht des Laufens hat sich dabei um Einiges verändert. Heute weiß ich nicht, ob ich die Lust habe, es weiterzuführen. Aber als Erfahrung hat es mir verschiedene Dinge gebracht:
- So wie ich laufe, knalle ich richtig auf die Fersen auf. Das hängt mit der Verwöhnung durch gedämpfte Schuhe zusammen. Es führt dazu, dass der Rücken und die Bandscheiben die Abdämpfung des Laufens übernehmen müssen. Läuft man barfuss, verlegt sich die Abdämpfung automatisch auf den Vorderfuß und dazu gehörig in die Bauch- und Rumpfmuskulatur. Man läuft mit einer höheren Körperspannung. Natürlich verändert sich auch die Blickrichtung mehr nach unten, vor allem um spitzigen und gefährlichen Gegenständen auszuweichen.
- Die Kälte ist nicht das Problem. Aber auf vereisten Böden zu laufen ist schwierig; sie sind hart und rutschig.
- Wie sich die Füße an die neue Situation anpassen, etwa durch Hornhaut, weniger Empfindlichkeit, weiß ich nicht. Diese Woche hatte ich einfach keine Lust, nicht einmal Laufen in klatschnassen Socken und Schuhen durch Matsch hat mir Spaß gemacht. Aber wenn ich mit Schuhen laufe, laufe ich bewusster, merke wie ich die Füße anders abrolle, glaube zu spüren, dass sich der Körper anders verhält. Selbst die Atmung fühlt sich anders an.
- Am schönsten läuft es sich barfuss über Wiesen, selbst wenn sie von Mäusewegen durchlöchert sind. Die meisten Wege sind freilich Nagelbretter für meine Füße. Mich würde interessieren, ob sich die Empfindlichkeit im Laufe der Zeit verändert.
- Nach ein paar Kilometern barfuß wieder zurück in den Schuhen fühlt sich der Fuß gut massiert an, ist kräftig durchblutet - ein schönes Gefühl.
- Auch zuhause habe ich es ausprobiert. Der Fliesenboden ist zwar kalt, aber es ist ein angenehmes Gefühl, Kontakt mit dem Boden aufzunehmen. Es ist als hätte man ein neues Sinnesorgan entdeckt.
- Was man als Kind versäumt hat, kann man später nicht mehr nachholen. Irgendwo habe ich gelesen, dass Barfußläufer im Wachstum andere Füße entwickeln: kleiner und kräftiger. Wir anderen neigen zu schwächlichen und langgelatschten Füßen. Ich glaube kaum, dass ich das nachholen kann. Zugute halten kann ich mir nur, dass ich als Kind schon einiges barfuß gegangen bin.


Heute gab es einen schönen Lauf - nicht barfuß - nach dem schlechten Wetter gestern: voller Farben, mit frischem kaltem Wind, dann wieder warmer Sonne, lebhaftem Wechsel von Licht und Schatten, leuchtenden Aussichten. Und: zwei Störche.

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