30.03.08

GAIA

Zum Laufen gehört das Erlebnis der Landschaft, über die man sich bewegt. Da sind die Weiten und Hügel, die Wälder und Wiesen. Auf manchen Wanderungen habe ich Momente erlebt, in denen ich ein Gefühl für die Natur empfunden habe, das ich am ehesten mit diesem seltsamen Begriff der Zärtlichkeit beschreiben kann. Eigentlich ist das eine Empfindung, die man lieben Menschen gegenüber hat. – Und es könnte einer sagen, ich würde auf die Natur etwas Menschliches projizieren, etwa das Gefühl des Kindes gegenüber seiner Mutter. Man spricht ja auch von Mutter Natur. Oder Gaia, dieser mythischen Mutter Erde, die nach Ansicht der Griechen neben dem Himmel als Erste da war. Ob es nun so war oder nicht, dieses Bild der Gaia ist in der Lage, menschliche Gefühle in der Natur zu beschreiben.
Denkt man diesen Mythos aber weiter, dann ist der Läufer (oder auch die Läuferin) eine Art von Uranos, der Sohn der Gaia, der zu ihr in einem inzestuösen Verhältnis steht. Wir bewegen uns auf ihrem Körper, über ihre Haare, die Wälder, das Gras und Moos, erklimmen ihre Hügel, …, suchen ihre Höhlen und Quellen …
Au weia!? Darf man so etwas sagen? Ist das nicht zuviel sinnliches Gefühl? Wird es dem Läufer nicht so gehen wie damals Uranos?
Hier in der Nähe gibt es einen solchen Busenberg, ein Zentrum von Männer(!)wallfahrt. Es war vorher ein keltischer Ort der Kraft. Noch heute wird dort süßer Fruchtbarkeitszauber verkauft.

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